Küss’ mich!
Die Wiking-Neuheiten des Monats September bringen vier Pkw-Klassiker wieder ins Sortiment, einen mit rotem Kussmund. Dazu gesellt sich eine neue Version des Motorboots mit aufwendiger Bedruckung. Drei Lastwagen nach Vorbildern von Mercedes, ein Magirus und ein Henschel vervollständigen das Neuheitenpaket. Eine Besonderheit weist der Henschel HS14/16 Betonmischer auf, dessen Unterteil des Fahrerhauses neu konstruiert wurde, da sich die historische Form als irreparabel erwies.

Personenwagen und Anhänger
Im Jahr 1970 vollzog Wiking die Karosserie-Veränderungen des VW 1500 (Typ 3) auch im Modell. Zum Beispiel wurde die Haubenfront deutlich eckiger. Wie schon bei der Besprechung des VW 1600 TL im Rahmen der Juli-Neuheiten erwähnt, ging Wiking bei der Gestaltung einige Kompromisse ein, so auch bei der Limousine. Sieht man darüber hinweg, zeigt sich die aktuelle, umfangreich bedruckte Variante der VW 1600 Limousine äußerst attraktiv. Ein Gepäckträger am Heck mit Koffer, die Weißwandreifen und die sehr schön zur Karosseriefarbe kontrastierende Inneneinrichtung machen aus dem Modell ein kleines Schmuckstück.
Im Jahr 1965 stellte Wiking den Mercedes 230 SL Roadster als Neuheit vor, zwei Jahre nach der Präsentation des Vorbilds auf dem Genfer Auto-Salon. Das Fahrzeug hatte bald wegen des separat lieferbaren Hardtops den Spitznamen Pagode weg. Wiking entwickelte leider nie ein Verdeck oder Hardtop für das Modell. Erst 2001 kam aus neuen Formen ein Modell des Mercedes 280 SL mit Hardtop auf den Markt, das sehr vorbildgetreu gestaltet ist und seitdem in mehreren Serien- und Sondermodellversionen erschienen ist, als 250 oder 280 SL. Die aktuelle schwarze Miniatur ist als Mercedes 250 SL beschriftet und rollt auf Rädern mit Weißwandreifen – sehr schick.
Ein Jahr vor dem Mercedes 230 SL erblickte der Jaguar E-Type das Licht des damals noch überschaubaren Modellauto-Kosmos’. Das Modell erfreute sich sofort großer Beliebtheit, war das Vorbild damals doch für jeden Jungen ein Traumauto. Über viele Jahre hinweg lieferte Wiking das Modell fast ausschließlich in Rot aus, abgesehen von Varianten in Grau- und Weißfarbtönen. Erst ab Mitte der 80er Jahre wurde es bunter. Richtig edel präsentiert sich der Jaguar E-Type in der neuen Farbgestaltung in Opalescent Silver Blue Metallic (so die Originalbezeichnung des Farbtons). Wiking hat zudem die korrekte Bezeichnung „E-Type Jaguar 4.2“ auf das Heck gedruckt. Beim Vorbild gab es diese Version ab 1964, als der Reihensechszylinder-Motor auf 4,2 Liter aufgebohrt wurde. Die Motorleistung betrug 269 PS. Zudem wurde jetzt ein vollsynchronisiertes Schaltgetriebe eingebaut. Nur ein Punkt irritiert den Verfasser: die rote Umrandung des Kühlergrills. Trotz intensiver Recherche konnte er dazu kein Vorbildfoto finden. Zumindest nicht dasjenige, das Wiking als Vorlage diente.
Das vierte Modell, das Wiking neu aufgelegt hat, ist eine automobile Legende aus Frankreich, der Citroën ID19. Wiking hatte bereits ab 1970 den Citroën DS 21 Pallas im Programm, damals ein Must Have für jeden Wiking-Freund. Im Jahr 1997 folgte dann die Verkleinerung des Citroën ID19, der im Original 1957 als technisch einfachere und wenige opulent ausgestatte Version des Citroën DS19 auf den Markt kam. Das in Rot und Weiß gehaltene Modell erinnert an ein Spielzeugmodell aus Plastik von Siku, dem heutigen Eigentümer von Wiking.
Das klassische Motorboot hat durch die aufwendige Bedruckung des Decks in Holzoptik eine deutliche Aufwertung erfahren. Diese Ausführung ist uns bereits vom Sondermodell Nr. 33 „Urlaubsfreuden II“ vom Kleinen Wiking-Laden von Michi Bloeßl bekannt. Gleich kamen wieder Verschwörungstheorien auf, Wiking hätte die Idee von Michi Bloeßl geklaut. Das ist natürlich Unsinn, denn durch die Verwendung der gleichen Druckschablone sowohl beim Sonder- als auch beim Serienmodell konnten die Verkaufspreise im Rahmen gehalten werden, zum Vorteil der Sammler.

Modellfotos: kr





Steckbrief:
Wiking 0040 01 VW 1600 Limousine 1969. Karosserie staubgrau. IA perlweiß. FG, Gepäckträger und Felgen silbern. Koffer dunkelbraun. Weißwandreifen. UVP 14,99 €. 0834 32 Mercedes 250 SL Coupé 1963. Karosserie schwarz. IA rot. FG, Felgen und Lenkrad schwarz. Stoßstangen chromsilbern. Weißwandreifen. UVP 21,49 €. 0803 04 Jaguar E-Type Coupé 4.2 1964. Karosserie opalescent silver blue metallic. FG, IA und Felgen silbern. UVP 18,49 €. 0807 13 Citroën ID19 1957. Karosserie weiß mit rubinrotem Dach IA weinrot. FG schwarz. Stoßstangen und Felgen chromsilbern. Weißwandreifen. UVP 21,49 €. 0095 04 Motorboot auf Anhänger 1961. Rumpf und IA weiß. Lenkrad perlweiß. Rumpf seitlich in Hellblau und Braun bedruckt. Deck braun bedruckt. Einlegeboden und Außenbordmotor braun. Trailer schwarzgrau. Haltebügel und Felgen silbern. Beiliegende Anhängekupplungen. UVP 18,49 €.
Lastwagen und Baufahrzeuge
Dominiert wird die Lkw-Sparte der September-Auslieferung vom Mercedes LPS 1632 Containersattelzug mit einem 40-Fuss-Container in Hapag Lloyd-Ausführung. Wiking setzt das große kubische Fernfahrerhaus auf das zweiachsige MAN-Fahrgestell, und ein Mercedes LPS 1632 ist geboren. Farblich orientiert sich die Zugmaschine an den Mercedes-Werksfarben Blassgrün mit oxidrotem Fahrgestell. Wem der orangefarbene Container zu modern ist, kann diesen gegen silberne von Lechtoys oder weiße von früheren Serienmodellen (gibt es jeweils als 20- und 40-Fuss-Versionen) tauschen.
Gleich bei zwei Modell-Lastwagen findet das Mercedes Pullman-Fahrerhaus LPS 334 Verwendung, bei einem Langholztransporter und einem Abschleppwagen. Seit dem Ende der 50er Jahre sind Langholztransporter ein fester Bestandteil des Wiking-Katalogs. Aus dieser Zeit stammt auch die nur wenig veränderte Form des Nachläufers, die heute noch verwendet wird. Der Transporteur hat sein Fahrzeug mit einer Zugmaschine mit Fernfahrerhaus ausgerüstet, das heißt, er lieferte die Holzstämme vom Sägewerk zu entfernteren Destinationen. Die uns wohlbekannte Mercedes-Benz Autowerkstätte, von der es schon einige schöne Modelle gibt, alle in Hellazurblau gestaltet, hat eine gebrauchte Mercedes Pullman Sattelzugmaschine zu einem Abschleppwagen umgebaut. Auf das Mercedes-Fahrgestell wurde der Aufbau der Faun-Zugmaschine aufgesetzt. Durch die Warnschraffuren auf der vorderen Stoßstange und am Kranausleger wirkt das Modell besonders authentisch.
Wiking hat in den vergangenen Monaten viele Kabeltrommeln ausgeliefert, die förmlich nach einem Transportfahrzeug riefen. Und nun ist es da, in Gestalt eines Magirus S 7500 Lkw mit Flachpritsche. Das Vorbild fuhr bei den Kabelwerken Rheydt, die im Jahr 1898 gegründet und deren Anlagen im Zweiten Weltkrieg zur Hälfte zerstört wurden. Ein Zusammenschluss mit der Kabelwerke AG führte zur AEG Telefunken Kabelwerke AG. Heute gehört das Unternehmen zum französischen Hersteller Nexans.
Was macht man, wenn eine Spritzgussform defekt ist und sich nicht mehr reparieren lässt? Man konstruiert eine neue. So jetzt geschehen beim Unterteil der Einfachkabine des Henschel HS14/16, bei der die Trittstufe nach mehrmaligen Reparaturversuchen trotzdem nicht mehr zu retten war. Premiere mit seinem neuen Unterteil feiert der Henschel als Betonmischer in den Liebherr-Hausfarben Gelb und Schwarz. Die korrekte Bezeichnung der Kabine mit den ovalen Scheinwerfer lautet zwar Henschel F 261 BM, aber der Verfasser verwendet weiterhin den unter Wiking-Sammlern bekannten Namen HS14/16. Einen Betonmischer mit dem Henschel-Fahrerhaus gab es bisher, abgesehen von ein paar Vorserien, nur in einer Hanomag-Henschel Sonderpackung aus dem Jahr 2009. Das Vorbild ist ein Entwurf des französischen Designers Louis Lucien Lepoix. Die Änderung der Scheinwerfer von rund (soll von Wiking auch wieder erscheinen) auf oval erfolgte 1965.
kr










Steckbrief:
Wiking 0523 05 Mercedes LPS 1632 Containersattelzug 40‘ „Hapag Lloyd“ 1970. FH und Aufliegerfahrgestell blassgrün. IA mausgrau. Kühlergrill und Stoßstange schwarz. FG und Felgen oxidrot. Container orange. UVP 25,99 €. 0390 14 Mercedes LPS 334 Langholztransporter 1955. FH, Nachläufer und Rungen moosgrün. IA olivbraun. FG, Kotflügel und Felgen anthrazitgrau. Sattelplatte silbern. Holzimitation beigebraun. UVP 28,99 €. 0634 10 Mercedes LPS 334 Abschleppwagen „Mercedes-Benz Service“ 1960. FH, Aufbau und Kran hellazurblau. IA braun. Lenkrad hellelfenbein. FG, Kühlergrill und Felgen schwarz. UVP 23,99 €. 0855 08 Magirus S 7500 Flachpritschen-Lastwagen „Kabelwerke Rheydt“ 1955. FH und Flachpritsche himberrot. IA weinrot. FH, Kotflügel, Kühlergrill und Trilex-Felgen brilliantblau. Beiliegende Seitenspiegel und Peilstangen. UVP 21,99 €. 0682 10 Henschel Betonmischer „Liebherr“ 1965. FH und Aufbau rapsgelb. Trommel schwarz bedruckt. IA, FG und Trilex-Felgen schwarz. UVP 25,49 €.