Bürgers Liebling
Sie tummelten sich in deutschen Vorstadtsiedlungen, auf Firmenparkplätzen, auf den Parkplätzen von Kleingartenanlagen. Der Opel Ascona C war Bürgers Liebling, er war immer und überall. Heute ist er radikal weg, allenfalls in Liebhaberhand unterwegs. MCG bringt einen erstaunlich guten Achtzehner und macht damit vielen Sammlern viel Freude.
Wer seine Kindertage auf seinem Rücksitz verbracht hat, will ihn haben. Des Vaters Auto, seinen Ascona C. Wer ihn als erstes Auto selber fuhr und dezent sportiv hergerichtet hat, mit Zubehör aus dem D&W-Katalog, will ihn auch haben. Die Opelianer wollen ihn sowieso. Warum es so lange gedauert hat, bis sich ein Modellhersteller des Ascona C erbarmte, steht in den Sternen. Er war ungemein populär in den 80ern, und heute dreht man sich um, wenn man einen auf der Straße sieht. Man bleibt lange stehen, wenn sich einer auf einem Klassikertreffen präsentiert – und dabei ist es gleichgültig, ob es ein Stino-Ascona ist, ein luxuriöser Berlina, ein sportlicher SR, gleichgültig ist auch, ob Stufen- oder Schrägheck. MCG macht das Stufenheck in seiner Ur-Version in drei Ausstattungslevels, und für den britischen Markt gibt es das dortige Äquivalent, den Vauxhall Cavalier mit Rechtslenkung. Der war dort aber nicht mal ansatzweise so populär wie in Deutschland der Ascona. Auf der Insel fuhr man Ford, in dieser Klasse also Sierra, nicht den Vauxhall Cavalier. Und mit „Deutschland“ ist tatsächlich Deutschland gemeint, das wiedervereinigte Deutschland. Der Ascona C gehört genau zu jener Generation Auto, die massenhaft als Gebrauchtwagen in die damals noch als „Neue Bundesländer“ bezeichneten Regionen gebracht wurden. Sie gehören zur ersten Generation gebrauchter Westwagen, welche die ehemaligen DDR-Bürger fuhren und mit denen sie das „Westauto“ erstmals selbst fahrend kennen lernten. Der Ascona C hat also, obgleich von zwischen September 1981 und Oktober 1988 gebaut und somit ein Vorwendeauto, eine gesamtdeutsche Geschichte.
Das General Motors J-Car
Ein rundum, prinzipiell und konzeptionell neues Mittelklassemodell war der Opel Ascona C. Mit Frontantrieb und quer eingebauten Motoren brach er mit der Tradition. Das einzig Alte war der Name. Acht Jahre brauchte Opel, um den Ascona C respektive das GM-J-Car auf die Räder zu stellen. Der neue Wagen hatte einen quer statt längs eingebauten Motor, Vorder- statt Hinterradantrieb, eine Vorderachse mit McPherson-Federbeinen und hinten eine Längslenker-Verbund- anstelle der Starrachse. Das waren lauter moderne Konstruktionsmerkmale, die in ihrer Gesamtheit dafür sorgten, dass der Ascona C bei weitgehend gleichen Abmessungen wesentlich mehr Innen- und Gepäckraum bot als sein Vorgänger. Der Ascona C präsentierte sich recht kantig, wie alle Autos anfangs der 80er Jahre, das Heck war hoch, die Front schräg - insgesamt ein Wagen, der sich ohne aufzufallen harmonisch in das Straßenbild fügte. Neben der zwei- und viertürigen Stufenhecklimousine gab es einen fünftürigen Hatchback. Er übertrug die Praktikabilität der kleinen Opel in die Mittelklasse und machte aus den althergebrachten Dreivolumenkarosserien plötzlich konservative Autos für ebensolche Käufer: Zwar entfiel das Gros der Produktion auf den Viertürer, aber ein Drittel nahm der Hatchback ein, der Zweitürer nur rund zehn Prozent. Die Zahlen zwischen September 1981 und Oktober 1988: 1.721.647 Ascona C, davon 947.737 Viertürer, 587.155 Hatchbacks und 186.757 Zweitürer. Auf Basis des GM-J-Cars gab es Kombis, doch nie einen Ascona C Caravan.
Altbekannt waren die jeweils zwei 1300er (60 und 75 PS) und 1600er (75 und 90 PS) sowie ab März 1982 der 54 PS starke Diesel. Nach einem Jahr Produktionszeit folgte der 1,8-Liter-Einspritzer mit 115 PS (mit Kat 100 PS). Im August 1986 wurde er vom 2-Liter-Einspritzer abgelöst (130 PS ohne, 115 mit Kat), ab 1986 leistete der 1600er 82 (mit Kat 75) PS, ein Vergaser-1800er mit 84 PS kam 1987. Ganz zum Schluss im November 1987 wurde das Fünfgang-Getriebe serienmäßig für alle Versionen.
Anfangs hatten die Varianten die üblichen Namen: Basis, Luxus, Berlina und SR (nur mit 1.6-S-Motor), mit Einzug des 1,8-Liter-Einspritzers wurde daraus der SR/E, beide mit anthrazitfarben lackierten unteren Karosseriesegmenten und Fensterrahmen. Im August 1982 erschien als Spitzenmodell der CD mit betont luxuriöser Innenausstattung und Fünfgang-Getriebe; ein neuer Grill und größere Scheinwerfer distanzierten ihn von den einfacheren Modellen. Im Oktober 1984 frischte Opel den Ascona optisch und technisch auf, das CD-Gesicht hielt allgemeinen Einzug, eine rot durchfärbte Plastik-Heckblende verband die Rückleuchten miteinander. Das bisherige Basismodell hieß nun LS, aus dem Luxus wurde der GL, aus Berlina GLS, aus SR/E wurde GT, der CD blieb. Wieder ein Restyling brachte der September 1986, die Front wurde schräger, der in Wagenfarbe lackierte Grill erhielt sechs große Schlitze anstelle der Wabenform, weiße vordere Blinker- und dunkel getönte Rücklichtgläser entsprachen der Mode. Im letzten Produktionsjahr erhielten die Ausstattungen erneut andere Namen; aus dem GLS wurde der Touring, aus dem CD der GLS-Exklusiv, der GT hieß fortan GT/Sport. Prinzipiell waren beide Karosserien in allen Ausstattungen erhältlich.
Basis, Luxus, SR
MCG macht das Urmodell, Version Herbst 1981 bis Herbst 1984, als viertürige Stufenhecklimousine in drei Ausstattungsvarianten: Ascona (Basis, ohne Namenszusatz) in Opalgrünmetallic, Ascona Luxus in Antikgoldmetallic und Ascona SR in Astrosilbermetallic. Einen Ascona Berlina gibt es (noch) nicht, und etliche Sondereditionen sind denkbar. Das Modell ist rundum geschlossen, ein Geradeausroller, ungefedert. Die Form, wieder von Ixo/Sonic geschaffen, ist einwandfrei gelungen, man möchte fast das Wort „perfekt“ in den Mund nehmen. Herausragend gestaltet sind die dreidimensionalen Scheinwerfer, sogar beschriftete Gläser. Der Dachhimmel ist weder farblich akzentuiert noch in irgendeiner Form strukturiert. Das Opel-Zeichen im Grill ist, im Gegensatz zum ungefähr gleichzeitig erschienenen MCG Corsa A, kein Fotoätzteil, sondern ein Druckwerk. Mit den Details gab sich MCG in Kooperation mit Ixo sehr viel Mühe, alles ausstattungsspezifisch recherchiert, wobei der Modellproduzent gar nicht viele austauschbare Teile benötigt. Denn die Sportversion SR trägt keine spezifische Frontschürze, sie benötigt nur die Gummilippe auf der Kofferraumdeckelkante. Und natürlich gibt es drei Felgentypen. Das Basismodell mit Stahlfelgen ohne Radkappen, dafür mit mattschwarzer Nabenabdeckung, der Luxus mit silbern lackierten Plastikradkappen, der SR mit seinen typischen Alus. Ansonsten sitzen die Luxus- oder Sportgoodies dort, wo sie sein sollen: Zierleisten in den Stoßfängern und Flankenschutzleisten beim Luxus und SR, bei den höherwertigen Typen die Ausstattungsbezeichnung an den Flanken der Vorderkotflügel („Luxus“ bzw. „SR“, am Basis steht nix), der SR ist zweifarbig, glanzschwarz unterhalb der Flankenlinie (im Original ist es ein sehr dunkles Anthrazit), und er trägt keinen Chrom rund um die Fenster und an der Regenrinne. Ein nettes Detail ist die vordere Abschleppöse.
Auch innen unterschiedlich gestaltet: Die bourgeoisen Versionen mit Vierspeichenlenkrad mit Prallplatte, der SR mit Sportlenkrad, ansonsten identisch geformt, aber unterschiedlich gestaltet. Ganz in Schwarz mit hellen, gekaroten Sitzflächen der SR, der Basis-Ascona mit grünem Meublement, Armaturenbrett, Fußboden und Hutablage in Schwarz, und der Luxus-Ascona komplett in hellem Braun, das Armaturenbrett im Schrankwand-Mittelbraun der bürgerlichen Mittelschicht. MCG berücksichtigte sogar, dass der Ascona Luxus ein silbernes Opel-Zeichen auf der Lenkradnabe hat, beim Standardmodell ist es nur eine schwarze Prägung. Solche Kleinigkeiten sind ganz klasse! Eine heizbare Heckscheibe haben alle drei (Serie bei allen Ascona C). Die unterschiedliche Struktur der Möbel konnte MCG nicht berücksichtigen, die Sitze sind dem Basismodell entsprechend gestaltet, dafür tragen alle Modelle die Kopfstützen des Luxusmodells (beim Basis-Ascona waren sie durchbrochen). Der Einfachheit halber tragen auch alle Modelle einen Beifahreraußenspiegel, der beim Basismodell aufpreispflichtig war.
Man kann den Ascona C mögen oder nicht. Viel automobile Faszination geht nicht von ihm aus, aber viele persönlichen Erinnerungen stecken in ihm. Unbestritten ist, dass MCG mit diesem Modellauto eines der bisher besten im Portfolio gelungen ist. Und wenn man sieht, dass das Lob für MCG-Modelle umso größer ausfällt, wenn Ixo/Sonic der Hersteller ist, so könnte sich Model Car World überlegen, vielleicht ausschließlich dort seine MCG-Modelle in Auftrag zu geben. Und nicht mehr beim anderen, der fast immer mit einer korrekten Formumsetzung hadert – dessen Namen wir kennen, aber in diesem Zusammenhang nicht schreiben sollen.
afs






Modellfotos: bat



Foto: Rutger van der Maar
Steckbrief:
MCG 18458 Opel Ascona C 1981 hellgrünmetallic, 18459 Ascona C Luxus goldbraunmetallic, 18460 Ascona C SR silbermetallic/schwarz. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 64,95 Euro.