Als Olaf noch Ford fuhr
Manthey ist Porsche-Racing. Heute. Das war nicht immer so. Olaf Manthey war auch jung und musste sich seine Sporen erst mal verdienen. Damals jagte er einen Escort II RS 2000 um den Ring. Den macht nun MCG.
Sinziger Mineralwasser war früher nicht nur zum Trinken da. Die Besonderheit der Quelle war, dass sie bis in die 70er Jahre hinein auch ein Freibad speiste. Und sie unterstützte Nachwuchssportler wie Olaf Manthey. Sein weißer Escort trägt „Sinziger Mineralwasser“ als Hauptsponsor. Einen Reifenhändler in Herzogenrath konnte Manthey ebenso als Sponsor gewinnen, sodann klebten noch ein paar der üblichen Verdächtigen wie Bilstein oder Castrol ihre Namenszüge auf den weißen Escort mit der zweifarbig blauen Wellenlinie an der Flanke. Das Modell entspricht dem normalen MCG-Escort RS 2000 mit Rennschalensitz und blau aufgedrucktem Gurt, kein Beifahrersitz, Überrollkäfig, rechts ein Serienrückspiegel, auf der Fahrerseite ein aerodynamischer Rennspiegel und zwei große Zusatzscheinwerfer unter der Stoßstange. Der Escort rollt auf den originalen 13-Zoll-Ford-RS-Rennfelgen, und da diese ein sichtbares Profil aufweisen, schließen wir folgerichtig darauf, dass der MCG-Escort keine Goodyear-Slicks trägt, sondern Pirelli-Corsa-Rennreifen.
Das seriennahe Maß aller Ding auf dem Ring
Es gab drei „Sinziger“-Escort II, getunt von Brauneiser Renntechnik. Der 8-Ventiler-OHC-Pinto-Motor mit Weber-44-Vergasern brachte es auf 186 statt 110 PS, geschaltet wurde mit einer Viergang-Box mit Motorsport-Übersetzung. Einer davon hat überlebt, der Wagen, den einstmals Olaf Manthey, Uwe Reich und F.J. Bröhling fuhren. Er hat etliche (Gasamt-) Siege auf dem Konto und konnte den Ford-Sportpokal gewinnen, beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring kamen die Sinziger-Escort zwei Mal in die Top-20 des Gesamtklassements. Nur der Ausfall mit Olaf Manthey in Gesamtführung beim 24-Stunden-Rennen 1982 (Unfall in Runde 99 von 138) ermöglichte dem „Gilden Kölsch“-Capri 3 Liter den späteren Gesamtsieg. Am Sonntagmorgen gegen 6 Uhr hatte Manthey, in Führung liegend vor dem Capri von Gartmann/Ludwig/ Niedzwiedz, durch plötzlich einsetzenden Starkregen im Bereich Kesselchen einen Unfall, der das Aus bedeutete. „Bei meiner Ankunft in der Box war mein Schwiegervater zugegen“, erinnert sich Manthey. „Er zeigte mir ein Polaroid meiner gerade geborenen Tochter Sabrina.“ Der Unfall, das Aus, überhaupt das Rennen waren Manthey in diesem Moment völlig gleichgültig.
Den Gruppe-1B-Escort des Teams Brauneiser-Renntechnik aus Köln hat Manthey, der damalige Debütant, in guter Erinnerung: 1982 trat er erstmals im Ford-Sportpokal an, gewann gleich im ersten Jahr die Meisterschaft und verteidigte den Titel in der Folgesaison. Dann folgten ab 1984 die Rover-Jahre bei der Deutschen Produktionswagen-Meisterschaft, aus der später die DTM wurde. Und zuvor sprach man in Tourenwagen-Kreisen eben von der Deutschen Automobil-Rennsport-Trophäe, die Manthey 1983 heim holte. In zehn Läufen wurde damals gefahren, in Zolder, in Hockenheim, auf dem Nürburgring, der Avus und den Flugplätzen von Wunstorf, Mainz-Finthen sowie Diepholz. Der Saisonhöhepunkt waren die 200 Meilen von Nürnberg auf dem Norisring.
Die Gruppe 1B war damals populär, quasi der Vorgänger der späteren Gruppe A. Sie war eine Art Bindeglied zwischen den seriennahen Gruppe-1-Autos und den wesentlich teureren Gruppe-2-Wagen, die sich Amateure nicht mehr leisten konnten. In der Gruppe 1B rannten Kaliber wie Escort RS 2000, Kadett C GT/E, Audi 80 GLE, Capri 3 Liter, Opel Monza, BMW 530i, auch Gölfe spielten mit. Namhafte Leute, später wohlbekannt, verdienten sich hier ihre erste Sporen, nicht nur Olaf Manthey, auch Armin Hahne, Klaus Niedzwiedz, Roland Asch, Jörg van Ommen oder Edgar Dören, und auch die damaligen Tuner und Teams tragen noch heute bekannte Namen (Eggenberger, Mantzel, Kissling, Eichberg, Veytal, Walter Wolf oder KWS). Gestartet wurde im ONS-Rundstreckenpokal oder im Veedol-Langstreckenpokal.
Manthey-Porsche stehen zu Hauf in den Vitrinen. Manthey-Fans haben auch einen Rover SD1 aus der DTM 1984 dort stehen, das Minichamps-Resine-Modell, 2020 erschienen. Jetzt gesellt sich ein weißer Escort II hinzu. Das Bild des Manthey-Fuhrparks rundet sich ab.
afs (mit Dank an Günter Weirich für Recherchehilfe und Olaf Manthey für die Beantwortung unserer Fragen und Heraussuchen von Fotos)



Modellfotos: bat



Fotos: Archiv Manthey-Racing
Steckbrief:
MCG 438R Ford Escort II RS 2000 24h Nürburgring 1982 (# 59, Olaf Manthey/Franz-Josef Bröhling/Lothar Dahlen). Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 64,95 Euro.