Der schnellste Serien-Fiat aller Zeiten
Das Coupé Fiat und der Turbo: Laudoracing macht die heißeste Version des gebangelten Fiat Coupés in einer 1998er Sonderserie, virtuos umgesetzt. Vor allem das Interieur hat es uns angetan.
Fiat, automobilgeschichtlich die Nummer Eins in Sachen Kleinwagen, hat immer auch spektakuläre große und schnelle Autos gebaut. Waren dies zunächst oft Rennwagen und damit in der Regel Einzelstücke, so wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges spätestens mit dem 1952 erschienenen OttoVu ein starkes Zeichen in Richtung Hochleistungssportwagen gesetzt. Der von verschiedenen bekannten Carrozzieri eingekleidete Wagen markiert auch heute noch einen Höhepunkt der italienischen Sportwagen-Geschichte.
Es folgten 1961 das 2300 S Coupé mit einer von Ghia gezeichneten Karosserie und dann ab 1966 der Fiat Dino mit Ferrari-Motor, den es als Spider von Pininfarina und als Coupé von Bertone aus der Hand von Giorgetto Giugiaro gab. Alle Fahrzeuge verließen den typischen Fiat-Horizont der Kleinwagen und Mittelklasse. Danach wurden Sportwagen vornehmlich von Klein- und Mittelklassewagen abgeleitet. Die Modelle124 Spider und Coupé sind hier zu nennen und auch die 850er-Sportversionen und der X1/9. Erst Mitte der der 90er Jahre stellte Fiat einen neuen Sportwagen auf die Räder, das Fiat Coupé oder auch Coupé Fiat.
Dieser Fronttriebler war im Grunde ein Tipo Coupé. Der Tipo war ein Uno für die Golfklasse, hatte mit ersterem aber nichts zu tun und war insgesamt eine sehr braves, aber clever gemachtes Familienauto mit zunächst maximalen 90 PS. Das war auch damals nicht viel. Doch offenbar waren die Gene speziell des Fahrgestells nicht so schlecht, denn dem darauf aufbauenden Fiat Coupé attestierten die Tester ein erstaunlich sportliches Fahrverhalten, ähnlich dem der Alfa Romeo Baureihe 916, die annähernd gleichzeitig erschien und ebenfalls auf Frontantrieb setzte. Die Motoren aus dem Fiat-Regal waren nicht lahm, aber unspektakulär. Bis auf einen, den konzernintern verschiedentlich eingesetzten 2-Liter-Fünfzylinder mit Turboaufladung und strammen 220 PS. Der machte das Coupé richtig schnell, nämlich 250 km/h. Damit war er nicht nur Klassenbester, wir sprechen immer noch von der Mittelklasse, sondern lässt bis heute alle Markengenossen, egal aus welcher Epoche, weit hinter sich. Aus so etwas wird Kult und das macht aus ihm ein begehrtes Sammlerobjekt.
Doch das Coupé Fiat hat auch in anderer Weise Einmaliges zu bieten. Sein Design war von Anfang an umstritten und polarisierte stark. Sein Designer ist der später bei BMW heftig diskutierte Amerikaner Chris Bangle, der, obwohl mit einer Italienerin verheiratet und der italienischen Sprache mächtig, diese mit einem unverkennbar amerikanischen Akzent zu sprechen pflegt. Nach einer Zeit bei Opel, wo er den letzten Kadett mit seinem Armaturenbrettentwurf beglückte, wechselte er in den Fiat-Konzern. Das Coupé ist sein dortiges Meisterwerk.
Aber Meisterwerke sind nicht immer automatisch everybodys Darling, und so war es auch hier. In einem Vorgriff auf seine späteren Entwürfe für BMW verfügt auch das Fiat Coupé über einige eigenwillige Details. Die schrägen Sicken über den Rädern, die auch der Motorhaube ihre Trennlinien vorgeben, und die plastisch heraus gearbeiteten Scheinwerferabdeckungen sorgen vorn für Diskussionsstoff, während hinten der abrupte, fast nackt wirkende Heckabschluss mit den klassischen runden Rückleuchten und dem reminiszent altmodisch wirkenden Tankdeckel kontrastiert. Für den Einen ist das ein Konglomerat an Fragezeichen und für den Anderen ein herrlich schrulliges Gesamtkunstwerk.
Nachdem Laudoracing bereits die normalere Serienausführung in reichlich originalen Farbvarianten gemacht hat, erscheint bei dem agilen Label nunmehr auch der Turbo mit allen ihm eigenen Details. Es handelt sich überdies um die limitierte Version von 1998. Wie immer hervorragend getroffene Proportionen ergänzen sich um das serienmäßige Spoilerwerk, die so genannten Minigonne, unterhalb des Türschwellers, den in Wagenfarbe gehaltenen Kühlergrill mit waagerechten Rippen und die der Topversion vorbehaltenen Leichtmetallfelgen. Alles präsentiert sich in sehr sauberer, hauchdünn aufgetragener Metalliclackierung. Wie bei Laudoracing üblich, gibt es noch andere Farbvarianten, Grigio Chrono, Grigio Vinci, Nero und Rosso Speed, alle aus dem Originalfarbspektrum dieses Modells gewählt. Im Inneren finden sich das in Wagenfarbe lackierte und von Pininfarina in das Bangledesign gezwängte Armaturenbrett, die mehrfarbig gepolsterten Sitze und vier rote Sicherheitsgurte, die wirklich nach Stoff aussehen. Wenn Laudoracing nicht den Ehrgeiz hätte, komplette Automodelle zu bauen, schon das Interieur allein wäre den Erwerb wert.
Die glasklaren Scheiben erlauben eine detaillierte Betrachtung der Details und der sehr originalgetreu wirkenden Oberflächen. Der vermeintliche modellbauerische Kompromiss geschlossener Türen und Hauben wird nie als solcher empfunden. Man sieht ein scheinbar originales Fahrzeug vor sich, zu dem nur eines fehlt: der Schlüssel.
mh




Modellfotos: bat
Steckbrief
Laudoracing LM195C Fiat Coupé 2.0 20v Turbo Limited Edition 1998 Grigio Vinci Metallic. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. UVP 121,90 €.