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News 1:18 Norev (Ferrari) Dino 246 GT 1969

Ein Dino ist kein Ferrari

War mal der günstigste Einstieg in die Ferrari-Welt, ist heute ein gesuchter Hochpreisklassiker: der Dino 246 GT, eine Kult-Berlinetta aus den frühen 70ern. Das 1:18-Angebot ist nicht klein und wird nun größer: Norev hat den Dino für sich entdeckt und macht einen guten Sealer zu einem guten Preis.

Acht Jahre ist es her, dass wir den letzten Dino 246 GT als Neuzugang in die Sammlung feierten, ein Resine-Modell von Kyosho. Gefertigt wurde es in sehr guter Qualität von Mark in Japan, denn nicht alle von Kyosho in Auftrag gegebenen Resine-Modelle stammen von GT Spirit. Gelb ist er, auf einem schweren, mit Leder bezogenen Sockel montiert, ein schöner Kerl, schwergewichtig durch ein Metallchassis. Anlässlich der Norev-Neuheit, natürlich ein Diecast-Modell, haben wir ihn wieder mal in die Hand genommen. Öffnen können beide nichts, lenken kann nur der Norev. Gut aussehen tun beide. Das alte all-open-Modell von Anson ist nicht mehr zeitgemäß, das ebenfalls alte Hot-Wheels-Elite-Modell von 2009, auch all open, war ordentlich, basiert aber vermutlich auf der schwer modifizierten, alten Anson-Werkzeugform. Das MCG-Modell, Diecast und sealed wie Norev, zieht gegenüber der Neuerscheinung bei ungefähr dem gleichen Preis eindeutig den Kürzeren (wird derzeit anlässlich der Norev-Neuheit gerne reduziert angeboten). Das Resine-Modell von Mark, in Europa ohnehin nie sonderlich verbreitet, war damals ein teurer Spaß (über 300 Euro nahm Kyosho 2016 dafür!) und ist heute noch teurer. Bleibt noch das Resine-Modell von BBR, ebenfalls sündhaft teuer (und bisher nur als GTS, Berlinetta angekündigt). Da hören sich 70 Euro für die Norev-Neuheit geradezu wie Balsam an.

Ein Kosename als Markenname

Studien mit dem Namen Dino waren wohl bekannt, Pininfarina hatte bereits einige auf Messen präsentiert. Als Serienfahrzeug erlebte der Dino 206 GT sein Debüt im November 1967 auf dem Turiner Salon. Nach Enzo Ferraris Meinung musste ein Straßen-Ferrari einen Zwölfzylinder-Motor haben. Deshalb erhob er für sein Volumenmodell die Koseform seines 1956 im Alter von 24 Jahren verstorbenen Sohnes Alfredo, genannt Dino, zum Markennamen. Am ganzen Fahrzeug war kein Hinweis auf Ferrari zu finden. Zwei Superlative vereinigte der Dino in sich: Er war der erste in Serie gebaute Sechszylinder-Ferrari und die erste Mittelmotor-Berlinetta unter dem Zeichen des Springenden Pferdes – sofern man ihn überhaupt als Ferrari betrachtet. Der Motor, eine Ferrari-Konstruktion, wurde bei Fiat gebaut, ein Leichtmetall-V6 mit zwei Litern Hubraum und 180 PS. Karosserie von Pininfarina gezeichnet und bei Scaglietti gebaut. Produktionsbeginn war fast ein Jahr nach der Präsentation, im Herbst 1968. Nach nur einem halben Jahr, zum Genfer Salon im März 1969, lancierte Ferrari den Dino 246 GT, optisch lediglich durch die an der linken Heckfinne angebrachte Tankdeckel-Abdeckplatte zu unterscheiden. Der Motorblock des nunmehr 2,4 Liter großen V6 mit 195 PS bestand aus Grauguss und wurde nach wie vor bei Fiat gebaut, Stahl- statt Alukarosserie, sechs Zentimeter mehr Radstand. Das Norev-Modell entspricht dem ersten Dino 246 GT von 1969, noch mit Zentralverschluss der Felgen( L-Serie). Im Frühjahr 1972, rechtzeitig zum 75. Geburtstag des Commendatores, erschien der Dino 246 GTS mit herausnehmbarem Dachmittelteil à la Porsche 911 Targa (bei Norev bereits in der Auslieferung, in der Caramini-Redaktion noch nicht angekommen). Während vom GTS bis Sommer 1974 insgesamt 1274 Stück hergestellt wurden, lief die Berlinetta bereits Anfang 1974 nach 2487 Exemplaren aus. Große TV-Bekanntheit erlangte der Dino 246 GT als „Dienstwagen“ des Playboys und Hobbydetektiven Danny Wilde (Darsteller: Tony Curtis) in der englischen End-60er-Jahre-Serie The Persuaders! (deutsch: Die Zwei), sein Partner Lord Brett Sinclair (Darsteller: Roger Moore) fuhr einen Aston Martin DBS.

Rosso Chiaro mit Campagnolo-Magnesiumfelgen

Das Norev-Modell ist, aus Norev-Perspektive gesehen, Standardware. Da der Norev-Standard hoch ist, ist es auch jener des Dino, aber er hat keine herausragenden Features oder Gimmicks. Ein sealed-Modell eben, lenkbar. Die erste Farbe ist Rosso Chiaro. Über den mattschwarzen Bereich unter der Nase gab es in Foren einige Kommentare – offenbar gab es mehrere Möglichkeiten beim Original, diesen Bereich mattschwarz zu gestalten. Unstrittig ist, dass es die von Norev gewählte Variante tatsächlich gab. Unstrittig ist auch, dass die Rückleuchten Chromrahmen haben sollten, diese aber nicht aufweisen. Der Konstrukteur in Aachen hatte sie eingeplant, der Produzent in China hat sie vergessen. Bei der zweiten Auflage werden sie nicht mehr fehlen. Norev hat auch optionale Scheinwerferabdeckungen konstruiert, ein manchmal geordertes Extra. Der Erstling weist sie noch nicht auf. Nett wäre vielleicht noch gewesen, einen schwarzen Punkt auf den nicht durchbrochenen Lufteinlass hinter den Türen zu setzen und die Scheibenwischer könnten etwas filigraner sein. Genug gemäkelt!

Der Dino erreicht mit seinem Rosso Chiaro alle Ferrari-Fans, er ist in der absoluten Klischeefarbe lackiert, die ihm natürlich bestens steht. Von kaum einer Farbe hebt sich Chrom besser ab als von Ferrari-Rot, mit kaum einer harmoniert das mittlere Graumetallic der Alufelgen besser, keiner steht ein schwarzes Interieur besser. Aber Individualität geht natürlich anders. Wer es individuell will, muss künftige Versionen abwarten und kann sich dann auch der Chromrähmchen an den Rückleuchten erfreuen.

Von diesen kleinen Defiziten, die nur der absolute Dino-Adept zu erkennen vermag, abgesehen, hat Norev einen wunderbaren 246 GT der L-Serie verwirklicht. Die Chromumrandungen der Scheiben wirken sehr wertig, gut nachgebildet sind die in mattem Graumetallic lackierten Campagnolo-Magnesiumfelgen mit verchromtem Zentralverschluss, das „Dino“-Frontemblem ist chromgerahmt, auch die Auspuffendrohre erstrahlen in Chromglanz. Ganz klasse ist das Lenkrad mit seinen drei gelochten Speichen und dem nabialen „Dino“-Emblem. Und dass ein Dino seinen Türgriff am Fensterrahmen kleben hat – nun, für diese Absurdität kann Norev nichts.

afs

Porsche-911-Konkurrent, beinahe ein Ferrari, aber eben nur beinahe: Der Dino 246 GT gesellt sich heute zu den meist gehypten Sportwagenklassikern der 70er Jahre. Immerhin gehört er zu jenen ersten Mittelmotorsportwagen, denen eben dieses Layout nicht auf den ersten Blick anzusehen war. Er entspricht dem tradierten Verständnis der Sportwagen-Schönheit.
Modellfotos: bat
Die Sonne geht auf: Dino 246 GT in 1:18 von Mark aus Japan, von Kyosho vertrieben, vor zehn Jahren schon über 300 Euro teuer und seither stieg der Preis weiter an. Aber ein herrliches Resine-Modell!
Anno 2013 zu ersteigern: Die Farbe entspricht dem Norev-Modell (Rosso Chiaro), das Modelljahr nicht. Das ist ein 1973er Dino 246 GT, somit E-Serie, keine Zentralverschluss-Campagnolos mehr.
Foto: Thesupermat

Steckbrief:

Norev 187800 (Ferrari) Dino 246 GT 1969 (L-Serie) rot. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 69,95 Euro.