Der Wiking-Ferrari: Nammnammnamm
Er geisterte durch die Foren dieser Welt, war Gesprächsthema bei Stammtischen und wird bereits überteuert im Netz gehandelt: Der Ferrari P3/412 P in 1:87, den Wiking exklusiv für das Loh-Museum herstellt. Jetzt ist er am Markt. Aber eben nur dort – im Loh-Museum. Wer nicht dorthin pilgert, muss Aufschlag zahlen.

Am 21.Juli 2025 hat Caramini-online über ein gemeinsames Projekt des Nationalen Automuseums -The Loh Collection (NAM) und des Modellautoherstellers Wiking berichtet. Damals zeigten wir einen Silberling des Ferrari Rennwagens 330 P3/412 P, dessen Vorbild ein Highlight der Ausstellung des Museums darstellt. Am 5. November 2025 war es dann soweit. Zwei Miniaturen des Ferrari 412 P hatten ihren Roll-out und sind seitdem exklusiv nur im Museumsshop erhältlich. Also Grund genug für alle Ferraristi und Wikinger, sich auf den Weg nach Dietzhölztal-Ewersbach zu machen. Trotz des langen Ortsnamens sollte das Finden der richtigen Route kein Problem für ein Navigationsgerät darstellen.
Zunächst bietet das NAM zwei Versionen des Ferrari 412 P an, eine rote mit der Startnummer 26 mit hellblauen Felgen aus dem 24-Stunden-Rennen von Daytona 1967 (wie das Museumsfahrzeug) sowie eine weiße mit der Startnummer 25 mit goldenen Felgen aus den 24-Stunden von Le Mans, ebenfalls 1967. Beim ersten Betrachten fällt sofort auf, dass Wiking die Miniaturen sehr präzise nach originalen Vorbildunterlagen auf die Rennreifen gestellt hat, ohne ihre Herkunft zu verleugnen. Kein Lack lässt den Käufer rätseln, woher die Modelle wohl stammen. Zudem sind die Karosserien aus sattem Kunststoff gespritzt und hochglänzend. Apropos Reifen: Diese sind vorbildgerecht unterschiedlich bedruckt: „Goodyear“ in Gold mit einem feinen hellblauen Ring an der Reifenflanke beim Roten, „Goodyear“ in Weiß mit hellblauem Flankenring beim Weißen. Das ist allerhöchstes Bedruckungsniveau. Natürlich besitzen beiden Ferrari-Modelle eine vollständige, mehrfarbige und authentische Bedruckung aller Details, Schriftzüge und Logos. Besonders zu erwähnen ist die Gestaltung der Scheinwerfer, denn hinter den Abdeckgläsern sitzen silbern bemalte Scheinwerfer auf schwarzem Hintergrund. Schick ist auch der Druck des Museums-Logos auf dem Fahrgestell
Das NAM kündigt in einem im Wiking-Stil der Neuheitenblätter extra aufgelegten Prospektblatt bereits weitere Varianten an: Den Ferrari 330 P3 mit der Startnummer 21 von 24-Stunden-Rennen in Le Mans 1966 sowie zwei unbedruckte Versionen in Rot und Gelb. Natürlich gibt es wieder die voreiligen Dauernörgler, welche diese gelungenen Modelle mit einem früheren Spielzeug aus dem Überraschungsei gleichsetzen. Aber diese haben die Wiking-Miniaturen sicher noch nicht in den Händen gehalten.
Alle drei bedruckten Modelle des Ferrari 330 P3 (Werkswagen) beziehungsweise 412 P (Kundenfahrzeuge) zeichnen ein und dasselbe Vorbildfahrzeug mit der Ferrari-Fahrgestellnummer 0844 nach, eben in verschiedenen Zuständen bei den unterschiedlichen Rennen. Das Original wurde von Ferrari als Werksfahrzeug der Scuderia Ferrari mit der Bezeichnung 330 P3 im Jahr 1966 vorgestellt, um den Ford MK II bei den Langstreckenrennen Paroli bieten zu können. Bereits im ersten Rennen der Saison 1966 in Monza gewann ein Ferrari 330 P3 mit John Surtees und Mike Parkes. Doch beim prestigeträchtigen Rennen in Le Mans am 18. und 19. Juni 1966 belegten drei Ford Mk II die ersten Plätze. Die beiden Werks-Ferrari 330 P3 erblickten die Zielflagge nicht, eine bittere Niederlage für die Scuderia. Die Startnummer 20 mit Ludovico Scarfiotti und Mike Parkes (FG-Nummer 0848) schied nach 123 gefahrenen Kilometern aus, die Startnummer 21 mit Lorenzo Bandini und Jean Guichet (FG-Nummer 0844) nach 226 Kilometern.
Unser 0844 wurde 1967 an das Kundenteam von Luigi Chinetti in die USA verkauft (N.A.R.T., das North American Racing Team des US-Ferrari-Importeurs), die Bezeichnung lautete nun Ferrari 412 P. Aufgrund der Kürze der Zeit bis zum 24-Stunden-Rennen von Daytona 1967, dem ersten Wertungslauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft, konnten nur die Felgen in Blau umlackiert werden. Und hier gelang die große Revanche gegenüber den Ford MK II, die ersten beiden Plätze belegten zwei Werkswagen des weiterentwickelten Ferrari 330 P4, auf dem dritten Rang fuhr der N.A.R.T.-Ferrari 412 P, gefahren von Pedro Rodriguez und Jean Guichet. Zum Rennen in Le Mans am 10. und 11. Juni 1967 erstrahlte der 0844 dann in Weiß mit blauem Streifen, typisch für die Rennwagen der USA. Hier belegte das Fahrzeug mit der Startnummer 25 den 30. Platz, wieder mit Pedro Rodriguez, zweiter Fahrer jedoch Giancarlo Baghetti. Den krönenden Abschluss seiner Karriere stellt für dieses Fahrzeug nun sein Ehrenplatz im Nationalen Automuseum – The Loh Collection dar.
Nicht vergessen wollen wir den Hinweis auf eine Charity-Auktion, die das NAM am 23. November 2025 in seinen Räumen veranstaltet. Neben interessanten Devotionalien aus dem Rennsport, wie zum Beispiel einem Rennanzug von Christian Danner, werden auch Vorserien-Einzelstücke des Wiking Ferrari 412 P in PC-Box versteigert. Wieder ein Grund, das Museum zu besuchen. Nähere Informationen unter www.nicola-ac.de
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Modellfotos: kr



Steckbrief:
Wiking 8182 04 Ferrari 412 P N.A.R.T. 24h Daytona 1967. Karosserie rot. IA mit roten Sitzen. FG schwarz. Felgen hellblau, # 26. 8182 05 dito weiß 24 h Le Mans 1967. Felgen goldfarben. # 25. Auflagenhöhen nicht bekannt. Preis im Museum jeweils 29,99 €.