Andere Maßstäbe

News 1:12 KK-Scale BMW 3.0 CSI E9

Eine Frage der Position

Sicher eines der populärsten BMW Coupés: der E9, der CS und CSL, unschlagbar in der Publikumsgunst als Batmobile auf der Rundstrecke, hoch elegant auf der Straße. KK-Scale strebt nach Größe und bringt einen 3.0 CSI in 1:12. Manches kann der neue Große gut, manches weniger gut.

Zu den beliebtesten Coupé-Klassikern der weiß-blauen Markengeschichte gehört der 3.0 CSI mit der Typenbezeichnung E9. Er wirkt formal äußerst gelungen und ist dabei doch ein Hybrid aus zwei unterschiedlichen Baureihen, die aber glücklich zu einer harmonischen Einheit zusammengefügt wurden. Das BMW 2000 CS Coupé von 1965 ist seine Basis. Es unterscheidet sich vor allem durch seine geradezu avantgardistische Frontgestaltung, eine geschlossene Blechfront mit hohen und schmalen Nieren sowie die zwischen den auffallend großen und an der charakteristischen Gürtellinie wie aufgehängt wirkenden Scheinwerfer. Diese strahlen auch heute noch eine überraschende Modernität aus, wirken aber auch nicht besonders harmonisch. Der Autor erinnert sich an die damalige Ausgabe der Zeitschrift Hobby aus seines Vaters Abonnement, von deren Titelseite ihm die Frontpartie des neuen Autos frontal entgegen blickte, was bei dem neunjährigen Knaben einen tiefen Eindruck hinterließ. Im Umfeld der barocken 60ger-Jahre-Autos war dies die Zukunft.

Der Rest des Autos war eindeutig BMW und sehr harmonisch. Mit der Einführung der großen E3-Limousine mit ihrem wunderbaren neuen Sechszylinder entwickelte BMW den nachvollziehbaren Wunsch, auch dieser Baureihe ein adäquates Coupé zur Seite zu stellen. Die Frontpartie der Limousine beherbergte den großen Motor perfekt und ließ sich ohne stilistische Klimmzüge an den Wagenkörper des 2000er Coupés andocken. So entstand der E9. Das „große“ Coupé wirkt auch heute noch äußerst gelungen und wird von vielen Betrachtern sicher als das Original empfunden. Deswegen wurde es auch zu einem absoluten Klassiker. Die Avantgarde allerdings, die ging verloren.

KK-Scale, der Hersteller mit dem wachsenden Portfolio in 1:12, erweitert dieses nun um das BMW E9 Coupé und trifft damit sicher auf das Interesse vieler Sammler. Entsprechend den bisherigen Modellen dieser Serie sind auch beim CSI die Türen und die Motorhaube zu öffnen und die gefederten Räder lenkbar. Die Linie der Karosserie ist grundsätzlich gut getroffen, wenn auch die Positionierung der Hinterachse zu weit hinten angesiedelt ist und dadurch sowohl der Bereich hinter der Türe zu lang als auch der hintere Überhang zu kurz ausfällt. Dies bleibt nicht ohne Wirkung auf die Gesamtproportionen der Karosserie, was angesichts der sonstigen Qualitäten schade ist. Die Detaillierung folgt dem nunmehr üblichen Konzept des Herstellers. Das bedeutet so wenige Einzelteile wie nötig, um den Eindruck eines komplex ausgeführten Modells zu erzielen und dabei den Kostenrahmen von knapp 200 € für ein mehrfach zu öffnendes Modell nicht zu überschreiten.

Dabei entsteht ein geschickter Mix aus hochwertigen Hinguckern und pragmatischer Vereinfachung. Das Ergebnis lässt einen großen BMW auf dem Tisch stehen, der seine Kompromisse erst zeigt, wenn der erste Gesamteindruck seine Wirkung getan hat. So sind die BMW-Plaketten an der C Säule sehr aufwendig ausgeführt und plastisch, während die Scheibenrahmen lediglich aufgedruckt sind. Die klassischen BMW-Leichtmetallfelgen sind sehr authentisch wie auch der nicht durchbrochen ausgeführte Frontgrill mit seinen Doppelscheinwerfern und der filigranen Chromumrandung von Grill und Niere. Das gleiche gilt für die gelungene Miniaturisierung der Heckleuchten. Die vorn angeschlagene Motorhaube verbirgt einen ausreichend detaillierten, mehrteilig ausgeführten Motor und seine Nebenaggregate, die mit einem Blick für die Gesamtwirkung sauber koloriert sind. Die Dichtlippe auf dem Schottblech zur Windschutzscheibe hin ist schwarz lackiert und auch die Dämmmatten auf der Innenseite der Motorhaube sind es.

Im Innenraum ist alles am richtigen Platz und wirkt stimmig, auch wenn auf den Luxus einer Teppichbeflockung oder die Holzmaserung am Armaturenbrett verzichtet werden muss. Hier kommt der vergleichsweise günstige Preis der KK-Scale-Zwölfer ins Spiel. Dafür wurde der Schalthebel exakt mit dem Schaltschema bedruckt. Einen weiteren Fauxpas gilt es zu erwähnen, und der betrifft die Frontschürze unterhalb der Stoßstange. Die sieht aus, als wäre sie Bestandteil der Bodengruppe und deshalb schwarz anstatt in Wagenfarbe zu glänzen. Das ist sie mitnichten, doch es ist verschmerzbar, weil das Bauteil auch im Original wenig sichtbar unter der Stoßstange verschwindet. Hier kann der penible Sammler noch selber Hand anlegen und mit Geschick den ebenso auffälligen wie originalgetreuen Farbton nachmischen.

Wenn wir das Modell schon umgedreht haben, bleibt noch die Betrachtung des Unterbodens und hier ist, wie bei diesem Hersteller üblich, keine schwarze Platte ohne Relief zu sehen, sondern eine originalgetreue Bodenplatte mit separaten Radaufhängungen und echten Schraubenfedern. Gut so.

Wird das Modell aus angemessener Entfernung betrachtet, entfaltet es trotz Defiziten eine erstaunliche Authentizität. 1:12 – ein Maßstab, an den wir uns gewöhnen können. Und das Thema Platzbedarf wollen wir auch nicht bei jeder Rezension thematisieren. Insgesamt also ein angemessener Gegenwert fürs Geld und eine wirklich begrüßenswerte Modellauswahl. Gerne mehr davon.

mh

Er war seinerzeit das deutsche Reisecoupé schlechthin, der BMW 3.0 CSI, der von 1968 bis 1975 im Programm der Bayern war. Das Upgrade vom vierzylindrigen 2000er zum Sechszylinder betraf vor allem die völlig umgestaltete Frontpartie und war eines der seltenen gut gelungenen Facelifts. Der Luftaustritt in der C Säule ist eines der sorgfältig ausgeführten Details an diesem Modell. Auch die klassischen Leichtmetallräder mit den verchromten Radkappen lassen keine Wünsche offen. Wenn jetzt noch die Hinterachse mitsamt dem Radausschnitt an der richtigen Stelle wäre!
Modellfotos: bat
Innen alles da, was da sein muss, aber kein Jota mehr. Der Betrachter merkt, hier wurde bewusst das Maximale aus ökonomischem Einsatz herausgeholt.
Der Motorraum ist schön detailliert und es finden sich vielfältige Bedruckungen bei Aggregaten und Einbauten.

Steckbrief:

KK-Scale KKDC120191 BMW 3.0 CSI E9 türkismetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:12. Weitere Farben sind Hellblaumetallic, Rotmetallic, Schwarz, Weiß und Taigagrün, BMW-Aluminiumfelgen oder Alpina-Felgen. UVP je 199,95 €.