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News 1:18 MCG Ford Escort II RS 2000 1975

Von Ari Vatanen und Henry Ford

Der Escort mit der Polyurethan-Front, der Escort II RS 2000. Wer ihn von Minichamps all open hat, benötigt keinen weiteren. Wem dieses Privileg nicht vergönnt ist, bekommt ihn nun von MCG als sealed Modell. Er kann natürlich weit weniger als der Minichamps. Aber es gibt ihn in interessanten Farben und Versionen. Und die gibt es von Minichamps nicht.

„Brenda“, so der Codename, war eine britisch-deutsche Ko-Entwicklung, nachdem der Vorgänger mit Spitznamen „Hundeknochen“ ein rein britisches Fahrzeug war, dessen Styling den deutschen Geschmack nur bedingt traf. Letztlich keine Neukonstruktion, sondern nur eine große Modellpflege mit neuer Karosserie auf derselben Bodengruppe (Blattfeder-Fahrwerk) und mit derselben Technik – besonders deutlich am Turnier zu sehen, welcher der Alte blieb und nur eine neue Frontpartie erhielt. Trotzdem der erste Escort nicht zum Publikumsliebling in Westdeutschland wurde, waren seine Motorsporterfolge herausragend, und von diesem positiven Legat sollte „Brenda“ profitieren. So gab es gleich zu Beginn wieder Sportversionen – in Großbritannien mehr als auf dem Kontinent. Der dortige RS Mexico rannte mit dem 1,6-Liter-OHC-Motor („Pinto-Engine“), der RS 1800, die Rallye-Kanone, mit der 1,8-Liter-BDE-Cosworth-Maschine, und nur den RS 2000 gab es dies- und jenseits des Ärmelkanals: 2-Liter-OHC-Motor mit 110 PS, ebenfalls die „Pinto-Engine“ wie im Vorgänger, aber um zehn PS erstarkt. Die schräge Polyurethan-Front hatte nur der RS 2000, die anderen Sportmodelle sahen von vorne aus wie jeder andere Serien-Escort. Der RS 2000 war stetes ein Zweitürer, nur die Australier bauten eine Version mit vier Türen. Gebaut Dezember 1974 (RS 2000 ab August 1975) bis August 1980. Der August 1977 brachte ein erstes, kleines Facelift. Der „Ford“-Schriftzug im Grill verschwand zugunsten der blauen Ford-Pflaume, und daran ist das MCG-Modell als Urversion 1975 bis 1977 zu identifizieren.

Die Rallyeversionen, in England gebaut, waren durch breite Kotflügel und verbreiterte Spur charakterisiert, speziell verstärkte Karosserien, die Cosworth-BDE-Maschine mit 117 PS ersetzt durch die BDG-Version mit 2 Litern und zwischen 250 und 270 PS, jeweils mit dem Cosworth-Aluminium-Block, dazu Fünfgang-ZF-Getriebe, schraubengefederte Hinterachse mit Längslenkern und Panhardstab sowie Scheibenbremsen, je nach Einsatz auch Benzineinspritzung und Trockensumpfschmierung. Der Escort II setzte die Erfolgsserie des Vorgängers fort und siegte beispielsweise bei der heimischen RAC-Rallye durchgängig von 1975 bis 1979. 1979 holte Björn Waldegård den Fahrer-Weltmeistertitel und der Escort bescherte Ford den Markentitel, und 1981 schaffte Ari Vatanen erneut den Fahrertitel mit einem Auto, das damals bereits außer Produktion war.

Das Auto von Ari Vatanen

Das alles geschah mit dem RS 1800, nicht mit dem RS 2000. Und genau hierin liegt der grundsätzliche Nachteil des Modellautos, wenn Rallyeversionen geschaffen werden sollen: Die Rallyeautos hatten allesamt die Seriennase (weil RS 1800), nicht die schräge Polyurethan-Front des RS 2000 und somit des MCG-Modells. Minichamps hatte damit kein Problem, die machten seinerzeit zwei sportive Escort-II-Rallyeversionen mit zwei Fronten. MCG hat nur eine Karosserie zur Verfügung und möchte dennoch Rallye fahren. Also muss sich MCG die seltenen Gelegenheiten heraussuchen, bei denen mit einem RS 2000 gefahren wurde. Eine davon ist die Tour of Britain 1977, gefahren und gesiegt von Ari Vatanen mit Copilot Peter Bryant. Sein Escort RS 2000 war ein links (!) gelenktes Gruppe-1-Fahrzeug, die Felgen im typischen RS-Kreuzdesign, zwei Zusatzlampen vor dem Grill und das damals typische Ford-Rallye-Dekor des Hauptsponsors Allied Polymer Group: weißes Auto, Hauben und Dach ebenso mattschwarz wie der Seitenstreifen. Innen das Übliche: Rallye-Schalensitze, Feuerlöscher, keine Rücksitzbank, Überrollbügel. All das hat MCG gut berücksichtigt, die Gurte sind nur Druckwerke, dafür ist die spezifische Dekoration prima recherchiert und fehlerfrei ausgeführt. Ein RS 2000 im Rallye-Trimm wirkt irritierend, weil es so wenige davon gibt. Einen Escort II Rallye verbindet man schlichtweg mit der „normalen“ Escort-Front. Aber es existierten RS-2000-Rallyeautos, und MCG muss fleißig nachforschen, um weitere zu finden. Wer sucht, der findet.

Das Auto von Henry Ford II

Sodann macht MCG den Escort RS 2000 in einer neuen Farbe, Haselnussbraunmetallic mit Interieur in hellem Beige, eine typisch britische Version, korrekterweise mit Rechtssteuerung. Auch dieser RS 2000 trägt die typischen Alus aus dem RS-Programm, zwei Außenspiegel und die hintere Spoilerlippe. Das Fahrzeug mit dem Kennzeichen NUF 617 P hat es ganz konkret gegeben, ein 1976er Baujahr. Das lässt sich deshalb recherchieren, weil in Großbritannien das Kennzeichen stets zum Fahrzeug gehört, ein Autoleben lang, und nicht je nach Wohnort des Halters geändert wird. Und nun kommen wir der Sache näher, denn das konkrete Fahrzeug ist prominent: ein Einzelstück in Roman Bronze Metallic mit goldenem Seitenstreifen („Coach Line“). Dieser Farbton war nie für den RS 2000 ab Fließband lieferbar. Aber so wurde der Wagen lackiert, den Henry Ford II von seiner britischen Filiale erhielt – was auch die Automatik und die ungewöhnliche Innenausstattung in hellstem Beige erklärt. Zunehmend weilte Henry II auf der Insel, kaufte sogar ein Haus in Buckinghamshire (von Jackie Kennedys jüngerer Schwester), und somit verfügte er über eine Garage, wo er seinen GB-Fuhrpark unterbringen konnte. Der Wagen spulte 44.000 Meilen bis 1995 ab, dann verschwand er unterm Radar. Er tauchte im Sommer 2024 wieder auf und wurde – ja, was wohl?! Er wurde meistbietend versteigert und brachte immerhin 60.000 Pfund.

Der Escort II RS 2000 von MCG ist keine Formneuheit, die beiden nunmehrige Versionen sind neue Varianten, und somit gilt für das Modell heute, was schon immer galt: eine gut getroffene Form, ohne Fehler, aber eben einfache Machart ohne zu öffnende Teile, keine Lenkung, einfach ein Geradeausläufer. Aber so edel wie Henrys persönlicher VIP-Transport war eben noch kein RS 2000 lackiert, und ein RS 2000 im Rallye-Outfit ist ebenfalls ein ungewöhnlicher Anblick. Also gute Varianten eines guten Modells.

afs

Selten wurde mit dem RS 2000 gerallyt, aber es geschah doch: Ari Vatanens Dienstwagen bei der Tour of Britain 1977.
Modellfotos: bat
Für den Big Boss nur das Beste: Ford-England baute für Henry Ford II einen ganz speziell lackierten und ausgestatteten RS 2000, dem MCG ein schönes Denkmal setzt. By the way: Ford-GB erstellte 2023 für Henry II auch einen ganz speziellen Capri III, und den miniaturisierte Norev in 1:18. Das ist ein schönes Paar für Henry-II-Sympathisanten!

Steckbrief:

MCG 18530 Ford Escort II RS 2000 1975 dunkelbraunmetallic und 18437R dito Tour of Great Britain 1977 (# 9, Ari Vatanen). Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 64,95 Euro.