Der demokratische Roadster
Der Norev-SLK startet seine kommerzielle Karriere: Nach den beiden Industriemodellen in Gelb und Schwarz kommt die erste Fachhandelsversion in Brillantsilber Metallic. Etliche weitere werden folgen. Diesem Modell sind die Erfolgschancen in die Wiege gelegt.
Mit dem SLK demokratisierte Daimler-Benz den Roadster und kehrte, zumindest eine Zeitlang, zurück zu den Wurzeln. Der erste SL von 1954 und seine offene Version von 1957 war ein Supersportwagen, aus einem Rennwagen entwickelt, nur für die Upper Class erreichbar. Im gehobenen Mittelsegment agierte der 190 SL, dem 300 SL Roadster stilistisch ähnlich, für breitere Schichten leistbar, technisch auf dem vierzylindrigen Ponton-Mercedes basierend. Mit jeder weiteren Generation entfernte sich der SL weiter vom allgemein erreichbaren Niveau, beginnend mit der Pagode. Den R107 gab es nicht kleiner als mit 2,8 Litern, ab dem R129 wurde der SL zum absoluten Luxusgut, woran sich bis heute nichts geändert hat. Da kam 1996 der SLK, klein, knackig, vierzylindrig. Den konnte sich auch der „normale“ Mercedes-Kunde leisten, der zuvor W124 oder W201 gefahren hatte und dann, als die Kinder aus dem Haus und er mit seiner Erna oder Gerda alleine war, einen fetzigen Zweisitzer für seinen letzten Frühling erstrebte.
Doch Daimler-Benz konstruierte den SLK nicht nur, um seinen Stammkunden eine offene Alternative zur C- oder E-Klasse-Limousine zu bieten. Daimler-Benz reagierte auf einen Trend, der mit dem Mazda MX-5 1989 begonnen hatte und weitreichende Folgen hatte: die Wiedergeburt des Roadsters, nicht mehr so puristisch und knackig wie früher, aber durchaus ein pures Lustobjekt. Mazda hatte es erfolgreich vorgemacht, und viele reagierten. Der Mercedes SLK, der BMW Z3 oder der Audi TT wären ohne den Mazda nie gebaut worden. Gleichzeitig kam die Mode der klappbaren Blechdächer für offene Wagen auf, als Quadratur des Kreises bejubelt, weil das Cabriolet dadurch nicht nur waschstraßen-, sondern auch ganzjahresgeeignet wurde und sich selbst nicht mehr auf die Stellung eines Zweitwagens reduzierte. Dass die ausgefeilte Technik des elektrisch zusammengefalteten Daches vor allem im Alter störanfällig wurde, wollte niemand realisieren, als sie neu war (das ist immer so). Und dass das Blechdach im Kofferraum viel Platz beanspruchte und somit die „Coupé-Cabriolets“ zu einem dicken Hintern neigten, wurde den Käufern als modernes Stilelement verkauft (dabei war es nichts als unausgewogen und hässlich). Wer auf das Stoffdach setzte, hatte diese Probleme nicht. Mercedes kam aus der „Affäre Variodach“ wahrscheinlich am besten heraus, der SLK (Design: Michael Mauer zusammen mit Murat Günak unter Bruno Sacco) besticht durch eine unaufgeregte Form, die das hintere Körperteil ziemlich wenig betont.
Mehr Tiefe, mehr Scharnier und eine Dachhaut
Die erste SLK-Generation ist per definitionem ein Oldtimer und selbstverständlich ein Klassiker, denn es ist jedem halbwegs erwachsenen Mercedes, vor allem jenseits des Massenware, geradezu inhärent, diesen Adelsstand zu erreichen. Also Grund genug für Norev, ihn als Achtzehner umzusetzen, in Kooperation mit Daimler-Benz, die das Modell in ihrer Accessoire-Linie vertreiben und durch Abnahmegarantien Norev die Kosten des Werkzeugbaus erträglich machen. Im Sommer stellte Caramini-online den gelben und schwarzen SLK als Mercedes-Accessoire-Modell vor (Caramini-online vom 17. Juni 2025). Nun sind die ersten Fachhandelsmodelle ausgeliefert worden, in typischem Silbermetallic (Brillantsilber Metallic) und mit zweifarbig schwarz-rotem Interieur. Kleine Nettigkeit am Rande: Der hintere Kennzeichenhalter trägt unterschiedliche Beschriftungen. Über das Modell selbst ist im Sommer alles gesagt worden, neu ist nur die Farbvariante. Wie beim Industriemodell legt Norev ein Hardtop bei, sodass der Wagen geschlossen präsentiert werden kann. Während bei unseren gelben Industriemodell der Farbton zwischen Metallkarosserie und Kunststoffhardtop um eine Nuance schwankte, traf Norev bei Brillantsilber den identischen Farbton auf beiden Materialien. Weiterhin gilt: hochwertiger Formenbau, am Kofferraumdeckel für Norev neuartige, fein geformte Scharniere, im Kofferraum die Dachhaut des geöffneten Variodaches, der Motor zwar nach wie vor eine Platte, aber wesentlich dreidimensionaler gestaltet als bisher bei Norev üblich („mehr Tiefe“). Innen ist die Hauptfarbe Schwarz. Sitzflächen, Konsole, Armaturenbrettunterseite und Türverkleidungen sind im Farbton Scarlett gehalten, was ein dunkles Rot ist. In der Erstvorstellung bezeichneten wir den Norev-SLK als „Sahnestückchen“, und das gilt nach wie vor.
afs




Modellfotos: bat
Steckbrief:
Norev 183020 Mercedes SLK 200 R170 1996 silber. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 109,95 Euro.