Elektro-Méhari pour la Plage
Eine Art Restomod: Der Eden Cassis wird aktuell produziert, ist aber ein originalgetreuer Citroën Méhari, gepimpt mit einem modischen Elektromotor. Norev hat seinen Méhari umfangreich modifiziert und macht die Initialvariante von 2017, die Rétromobile-Edition.
Einen Citroën e-Méhari gab es serienmäßig, ein buggyartiges Freizeitauto mit Kunststoffkarosserie und Elektroantrieb. Eine sonderbare Konstruktion, weil das Auto nicht länger als 48 Stunden ohne Ladeanschluss sein durfte, weil sonst die Akkus kollabierten. Nicht gerade praxistauglich! Zudem kaufte man das Auto ohne Batterien, selbige musste der Käufer monatlich mieten. Kein Wunder also, dass der e-Méhari, zwischen 2016 und 2019 gebaut, nicht gerade ein Brüller war: weniger als 145.000 Exemplare wurden gebaut, in Deutschland wurde das Ding nicht angeboten.
Letzteres gilt auch für den „echten“ Citroën Méhari (1968 bis 1987), ein Freizeitauto, das auch als Lastesel tauglich war, technisch auf der Ente basierte und wegen seiner ABS-Kunststoffkarosserie keine deutsche Betriebserlaubnis erhielt – wegen zu leichter Brennbarkeit, hieß es. Mit dieser Argumentation wäre heute kein Elektroauto zulassungsfähig.
Die Verbindung eines „echten“ Méhari, also eines Originals, der Ikone, mit einem modischen Elektroantrieb präsentiert nun Norev. Das Vorbild ist kein Citroën Méhari, sondern ein Eden Cassis, ein reines Sonnenschein-Gute-Laune-Freizeitfahrzeug, geschaffen vom Méhari Club Cassis zusammen mit Tristan Auer. Der Club kümmert sich seit 40 Jahren um den Erhalt des originalen Méhari, und 1998 vertraute Citroën ihm die Werkzeuge an, auf dass der Club alle Méhari-Enthusiasten mit Teilen versehen könne. Theoretisch kann der Méhari Club Cassis komplette Méharis neu fertigen. Und praktisch tut er das auch.
Sodann gibt es im südfranzösischen Cannes das berühmte Hotel Martinez, das für seine Gäste ein spezielles Strandfahrzeug wünschte. In dessen Auftrag schuf Tristan Auer und seine Firma Car Tailoring eine Reihe an speziellen Citroën Méhari, die südfranzösische Lebensart und -freude vermitteln sollen. Alle sind weiß lackiert, aber jedes Exemplar mit einem andersfarbigen, handgefertigten Interieur. Und weil der luftgekühlte, bekanntlich zum Jaulen neigende Citroën-Zweizylinder-Boxer nicht unbedingt zeitgemäß ist, wünschte sich das Hotel für seine Flotte einen Elektromotor.
So entstand 2017 der Eden Cassis, ein heute aus Neuteilen gebauter, alter Méhari mit Elektromotor (Präsentation auf der Pariser Rétromobile im Februar 2017). Ein bisschen technisch modifiziert ist der neue, alte Méhari schon, so verfügt er über zeitgemäße Dreipunkt-Automatikgurte und einen fest installierten Überrollbügel. Ansonsten gibt s zahlreiche Anbau- und Zubehörteile, und der Eden Cassis beschränkt sich nicht nur auf die sechs Farben, in denen der ursprüngliche Méhari erhältlich war. Der Elektroantrieb besteht aus einem luftgekühlten, bürstenlosen Synchronmotor mit Lithium-Eisenphosphat-Batterien, 15 kW Leistung (was ungefähr der Power des originalen Méhari entspricht), 90 Kilometer Reichweite, Rekuperationssystem beim Bremsen, aufladbar an einer 220-V-Haushaltssteckdose. Eden verkauft den Cassis ab 35.900 Euro, durch Farb- und Stoffkombinationen, die nahezu unendlich erscheinen, lässt sich der Preis je nach Laune und Geldbeutel nach oben schrauben.
Viel investiert, aber ein Grunddefizit missachtet
Norev veränderte seinen Méhari, um einen Eden Cassis zu schaffen, beließ es aber beim Serienlenkrad und den normalen Stahlfelgen. Unter der Motorhaube sitzt kein Citroën-Boxerchen mehr, sondern ein Elektromotor. Aber genau diese Motorhaube will genau diese Norev-Neuheit nicht zeigen, sondern eher verbergen. Wie bei allen Norev-Méharis, geht sie nämlich kaum auf. Der Öffnungswinkel ist aber nicht durch schlechte Scharniere oder sonstige immanente Widrigkeiten beschränkt – sondern durch einen Konstruktionsfehler, den alle Norev-Méharis aufweisen: Die Scheibenwischer hindern die Haube daran, in vernünftigem Winkel zu öffnen, die Haube stößt an die Wischer an. Deshalb gibt es in Caramini-online kein Foto des neuen Elektromotors. Wir können schlichtweg nicht hinein fotografieren.
Also genießen wir den Méhari von außen, und der Genuss ist ein durchaus großer. Norev entschied sich für die erste Version, 2017 erschienen, die so genannte Rétromobile-Edition, très français in den Nationalfarben gehalten. Außen reinweiß mit blauen und roten Streifen, die Felgen ebenfalls weiß. Außen entspricht der Eden Cassis dem Citroën. Innen gab sich Norev Mühe und konstruierte nahezu alles neu: Das Cassis-spezifische Armaturenbrett mit neuem Instrumententräger und die Vordersitze mit Rohrrahmen und quasi nur eingehängten Stoffen. Die Rohrrahmen sind knallrot, ebenso wie der Lenkradkranz und der Schaltknauf, die Sitzbezüge (auch der serienmäßigen Rückbank) sind in den französischen Farben Dunkelblau, Reinweiß und Rot gehalten, vorne quer und hinten längsgestreift. Sodann, und das unterscheidet den Eden Cassis ebenfalls vom Citroën Méhari, hat das Modell fest verbaute Überrollbügel, an denen knallrote Gurte (aus Plastik gefertigt) befestigt sind. Die „Eden“-Schriftzüge an der Karosserie und auf den Sitzen vermissen wir am Modell und mutmaßen, dass Norev keine Lizenz dafür hat. dafür spricht auch, dass Norev das Modell nicht als Eden Cassis vermarktet, sondern schlichtweg als Version des Citroën Méhari, allerdings wird 2016 als Baujahr angegeben (nicht ganz korrekt, weil Vorstellung, wie erwähnt, auf der „Rétro“ 2017).
Mit dem Eden Cassis, der wohl aus rechtlichen Gründen bei Norev nicht so heißen darf, schuf Norev eine wunderschöne Méhari-Abwandlung, optisch ungemein ansprechend. Wenn sich Norev so viel Mühe gibt und so viele Details verändert, um aus seinem originalen Méhari einen Eden Cassis zu machen, sogar einen neuen Elektromotor unter der Haube einbaut, dann fragen wir uns schon, warum das Problem mit der Motorhaube, deren Öffnung an den Scheibenwischern scheitert, nicht behoben wurde.
afs


Modellfotos: bat




Fotos: Solana Bogon
Steckbrief:
Norev 181805 Eden Cassis Rétromobile-Edition 2017 (= Citroën Méhari Elektro). Fertigmodell Kunststoff/Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 69,95 Euro.