Literatur

Lesenswertes: Wartburg

Rönicke, Frank: Wartburg. Vom 311 zum 353 1956-1991. Stuttgart (Motorbuch Verlag) 2024, 224 Seiten. ISBN 978-3-613-04679-5. Preis 34,90€

Über den Wartburg gibt es schon diverse Publikationen. Entgegen dem Titel startet das Buch mit dem Beginn der Automobilfertigung in Eisenach im Jahr 1896, führt über die BMW-Jahre zur Gründung der Awtowelo 1946. Beschrieben werden die Typen BMW 321 und auch EMW 340 sowie 327/2. Auch die seinerzeit gebauten Nachfolgerprotypen finden Erwähnung. Das Rennkollektiv um den 1,5 Liter-Rennsportwagen erhält auch ein kleines Kapitel. Weiter geht es über die DKW-Geschichte vom F 15 über F 1 und F 8 zum DKW F 9 „Hohe Klasse“ zum IFA F 9. Anfangs in Zwickau gebaut, emigrierte dieser im Jahr 1953 nach Eisenach. Dort war er unbeliebt, man lebte für Viertakter mit sechs Zylindern. Aber man versuchte das Beste daraus zu machen. Zahlreiche Änderungen erfolgten im Laufe der Produktion. Ein Nachfolgetyp wurde entwickelt. So ging im Herbst 1955 der Wartburg 311 in die Produktion. Ein sehr formschönes Fahrzeug in vielen Varianten, Limousine, Kombi, Coupe, Cabriolet und Pick-up. Diese Vielfalt sollte es im PKW-Fahrzeugbau der DDR niemals wieder geben! Zehn Jahre wurde der 311 gebaut, natürlich mit vielen Änderungen im Detail. Dann, 1965, wurde ein neues Fahrgestell u.a. mit Schraubenfedern eingeführt. Es entstand quasi ein Zwitter – alte Karosserie mit neuem Fahrwerk.

Nach einer kurzen Bauzeit von rund zwei Jahren wurde der Wartburg 353 in die Serie überführt. Dass dieser dann für die nächsten fast 25 Jahre die Produktion in Eisenach bestimmen sollte ahnte damals niemand. Rönicke beschreibt alle Varianten, Farben und Ausstattungen. Wobei, es gab ja nur noch Limousine und Kombi (Tourist), sowie in kleiner Stückzahl den Pick-up „Trans“. Freilich erlebte der 353 im Laufe der Jahre viele Änderungen, so Scheibenbremsen, andere Vergaser, Knüppelschaltung usw. Aber das Grundkonzept mit Zweitakter und Rahmen war völlig veraltet. Im Prinzip basierte es immer noch auf der Vorkriegsentwicklung des DKW F 9. So erging es damals auch dem VW Käfer.

Zahlreiche Prototypen, auch des RGW-Autos, entstanden. Am Ende alles abgelehnt. Andere Sachen hielten die Wirtschaftslenker der DDR für wichtiger. Auch ein Paradebeispiel dafür, was geschieht, wenn sich die Politik der Wirtschaft bemächtigt. Rettung suchte die DDR im Kauf des Motors BM 860/820 von VW. Ein Projekt, welches die DDR-Volkswirtschaft Unmengen an Geld gekostet hat und das am Ende mit Schwung in einer Sackgasse endete. All das beschreibt der Autor detailliert.

Es geht im Buch weiter mit dem IFA F 9 und Wartburg im Motorsport. Wartburg in Monte Carlo und viel mehr. Auch auf der Rundstrecke feierte der Wartburg einige Erfolge. Aber das nur im Rahmen der DDR-Meisterschaft. Die im Buch angeführten Daten sind leider nicht immer korrekt. So wurde Lothar Thomas nie DDR-Meister mit Wartburg, er fuhr Škoda. Ein weiteres Streiflicht betrifft den Melkus-Wartburg RS 1000. Was fehlt, sind die zahlreichen Einsätze von Wartburg-Motoren im Auto-Cross-Sport (auch international) sowie im Motorbootsport. Der Eisenacher Entwickler Konrad von Freyberg wurde 1970 Weltmeister in der Klasse R 1! Was folgt, ist das Ende von Wartburg und die jetzige Stellung als Oldtimer – garniert mit Bildern von einigen „schön“ restaurierten Fahrzeugen und Umbauten.

Der abschließende Tabellenteil mit technischen Daten und Produktionszahlen runden das Buch ab. Der Bildnachweis befindet sich nicht im Anhang, sondern auf Seite Zwei. Andere Quellenangaben gibt es leider nicht. Die Gestaltung des Buches ist ansprechend, kein Bild ist über die Mitte gedruckt. Kurzum ein durchaus lesenswertes Buch. Auch wenn es schon so viele Wartburg-Publikationen gibt.

carba