Einer geht (immer) noch
Einer geht immer noch. Nach den Filmdiven aus den Kultstreifen Bullitt und Nur noch 60 Sekunden scheinen nicht nur Cineasten auf ihre Autohelden anzuspringen, auch die Liebhaber der vielen Serienausführungen dieses wahrscheinlich populärsten Ford-Modells aller Zeiten (war nicht auch das legendäre Model T von Ford, dank Dick und Doof der erste automobile Kinostar?) freuen sich über eine größer werdende Auswahl an Modellen ihres Favoriten.
Nachdem wir vor kurzem den Mustang Fastback in der bekannt schlichten, leichtdüster entschlossen wirkenden und sehr dunkelgrünen Bullitt-Variante im Maßstab 1:18 vorgestellt haben, widmen wir uns heute seinem bürgerlicheren Bruder, baugleich in Karosserie und Fahrgestell, aber entspannter und weniger mit Verfolgungsjagden beschäftigt. Der dunkelgrüne Filmwagen musste aus cineastischen Gründen optisch zurückhalten, denn nicht er, sondern der Starschauspieler Steve McQueen war als Held des Films gedacht. Die Serienausführung hingegen darf in einem unferrarihaften, sehr himbeerigen Unirot daher kommen und bildet mehr das unbeschwerte Flair der amerikanischen Mittsechziger Jahre ab. Das tut sie gut, denn auch die übrigen Accessoires verfehlen ihre Wirkung nicht. Hellsilberne Stahlfelgen mit originalgetreu aufgebördelten Rechtecklöchern werden mit kleinen Chromradkappen und ebensolchen Radzierringen zu wahren Schmuckstücken ihrer Epoche und bleiben in ihrer Dimensionierung dennoch alltagstauglich.
Der Mustang zielte eben auf die jungen Menschen der amerikanischen Mittelschicht und er traf sie genau, als zweite Generation immerhin fast 800.000 Mal. Wie bei den amerikanischen Herstellern üblich, hatte Ford das erfolgreiche Design der ersten Generation im Detail konsequent weiterentwickelt und so nach vier Jahren ein de facto komplett neues, für den Betrachter aber lediglich dezent weiterentwickeltes Auto geschaffen. Die schräge Kühlergrillkontur versprach mehr Dynamik und auch das eingezogene Heckblech mit den unverändert senkrecht angeordneten drei Rückleuchtenelementen zeigte die Bereitschaft, markante Features weiterzuentwickeln. Insgesamt wuchs der Wagen dort am meisten, wo mehr Spielraum für die Motorisierungen gebraucht wurde, unter der Motorhaube. Mit der Verarbeitungsqualität hatte es der Massenhersteller Ford natürlich nicht so und wer Gelegenheit hat, einen Mustang im Original in Augenschein zu nehmen, der wird eine erstaunlich lässige Fertigungsmentalität feststellen.
Die trifft KK-Scale nur bedingt, denn das große Modell im neuen Lieblingsmaßstab der Westfalen ist rundum sauber verarbeitet. Dass der Mustang auch im Original kein teures Hightech-Fahrzeug ist, wird im Modell am ehesten durch den pragmatischen Umgang mit der Teilevielfalt und der gelungenen Auswahl an realisierten Details in Verbindung mit dem Verzicht auf letzte Detailverliebtheit deutlich. Immerhin, wo andere Anbieter zwar wunderschöne, aber all closed Modelle präsentieren, gibt es bei KK-Scale immer zu öffnende Türen und einen Motorraum mit Farbe, Chrom und geschickt platzierten Winzigkeiten, die für einen angemessenen Grad an Authentizität sorgen. Auch werden die Modelle meistens in mehreren, deutlich unterschiedlichen Farb- und Dekovarianten angeboten. Dass viele Details, zum Beispiel am Unterboden, sich auf den zweiten Blick als Tampon lackierte Ausprägungen ein- und desselben Bauteiles herausstellen, nimmt der Betrachter mit einem Schmunzeln zur Kenntnis und wie beim Original bestimmt in diesem Fall der Wunsch nach großer Show für überschaubares Geld das Verhältnis von Aufwand und Wirkung. Insgesamt ist der Gesamteindruck harmonisch und stimmig. Ein Wunsch bleibt jedoch unerfüllt. Ein durchbrochener Kühlergrill wäre sich ja vielleicht noch ausgegangen.
mh



Modellfotos: bat



Steckbrief:
KK-Scale KKDC120222 Ford Mustang GT Fastback 1968 rot. Weitere Farben Blaumetallic, Schwarz und, wer hätte es gedacht, Bullittgrün. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:12, UVP 199,95 €.