„Nur” eine Farbvariante?
Der AUTOart Mustang kann exaltiert und offensiv sein. Muss er aber nicht. AUTOart offeriert ihn auch distinguiert, dunkel, fast schon im Camouflage-Look. Nach Grabber Blue, dem Kracher, schauen wir ihn in Eruption Green Metallic an. Ein ganz anderer Charakter, fast schon distinguiert.
Wenn ein Modellauto in mehreren Farben erscheint, ist die eine Farbe eine Variante des Modells in anderer Farbe – ganz klar. Und doch kann es mehr sein als „nur“ eine Farbvariante. Denn Farbe ist bekanntlich mehr als nur Korrosionsschutz für eine Blechkarosserie. Sie ist Schmuck, sie ist identitätsstiftend, sie charakterisiert das Auto. Jüngst stellten wir den Ford Mustang Shelby GT500 von AUTOart als Formneuheit vor, und unser Fotomuster war in Grabber Blue lackiert (Caramini-online vom 29. Oktober 2025). Das ist eine von sechs Farben, in welchen AUTOart den Mustang ausliefert. Die anderen sind Oxford White, Rapid Red, Cyber Orange, Iconic Silber und Eruption Green. Nun sind Weiß, Rot, Orange und Silber eher gewöhnliche Farben für diesen Wagen, aber in Eruption Green Metallic verändert er sein Erscheinungsbild so sehr, dass wir in eine gewisse Begeisterung (so weit uns das persönlich möglich ist) verfallen sind und den Wagen in diesem dunklen Grün unseren Lesern nicht vorenthalten wollen – zumal Dunkelgrünmetallic auf dem Ford Mustang Fastback seit dem legendären Bullitt nun einmal eine ganz spezielle Bedeutung hat. Und überhaupt ist Dunkelgrün das englische Renngrün, symbolisiert Sportlichkeit, Performance, ist ebenso ikonisch wie traditionsbeladen. Deshalb, und also: Eruption Green Metallic.
Alleine der Name Eruption Green…: Die Eruption ist der Ausbruch, man verbindet das Wort mit dem Vulkan oder mit dem Geysir, also mit ungeahnten Naturgewalten, aber auch mit dem Aufleuchten von Licht bei Explosionen. Die Eruption ist Symbol für das Hemmungslose, Zügellose, der menschlichen Kontrolle Entzogene. Und natürlich denkt man auch an die britische Disco-Band gleichen Namens („I can’t stand the Rain“). Ein gut gewählter Name für eine Farbe an diesem Auto, das genau jene Stimmung, die vom Wort ausgeht, für sich selbst beansprucht.
Entwickelt wurde Eruption Green Metallic laut dem Ford-Manager für Color and Materials, Barb Whalen, nicht für den Mustang, sondern für den aktuellen Bronco. Dieses SUV steht in Tradition zum 70er-Jahre-Bronco, dessen Leib- und Magenfarbe Mallard Green war. Dieses Grün, angelehnt an die immergrüne Vegetation mit ihren gelben Akzenten, wurde zum Modelljahr 2022 zeitgemäß zu Eruption Green Metallic FA M7476 weiterentwickelt, und der Mustang profitiert davon – bereit, die grüne Hölle zu erobern. Und mittlerweile taucht Ford auch den Maverick Truck, einen kompakten Pickup, in dieses Farbbad. Dabei sind und bleiben Mustangs in Eruption Green Metallic recht selten. Ford produziert mehr in den „gängigen“ Farben Schwarz, Weiß und Silber, weil die Händler diese Farben ordern. Ein Mustang in Eruption Green Metallic ist, zumindest in den USA, kein Wagen vom Händlerhof, sondern ein speziell für den Kunden geordertes Fahrzeug. Das Topmodell, den Shelby GT 500, bietet Ford traditionell mit der größten Farbauswahl an – aktuell 14 unterschiedliche Lacke, nach wie vor ist Eruption Green Metallic darunter.
Die Camouflage des dunklen Tannenwaldes erhält ihre Aufhellung durch den Design-Streifen in reinem Weiß, nicht anders als beim Grabberblue-farbenen Mustang, absolut akkurat lackiert und mit der Klarlackschicht versiegelt. Die Felgen sind ebenfalls as black as black can be mit kleiner, dunkelblauer Ford-Pflaume auf der Nabe, hochglanzlackiert, dahinter rote Brembo-Sättel (das ist ein Extra beim Shelby GT500). Die gewollte Dunkelheit setzt sich fort, Schwarz an den unteren Karosserieabschlüssen, am Diffusor, am Heckspoiler, zwischen den typischen Mustang-Rückleuchten.
Auch innen sorgt nichts für Aufhellung. Der eruptivgrüne Wagen ist innen ebenso schwarz wie der Blaue. Natürlich hoch detailliert, schlichtweg AUTOartistisch, aber eben eine schwarze Höhle. An den Schalensitzen finden sich wenige weiße Akzente, die mit dem Go-faster-Streifen korrespondieren, einige Details sind vorbildgerecht gesilbert, auf der Schwellerleiste findet sich im Schriftzug „Ford-Performance“ ein klein wenig Rot, nämlich in „Performance“. Das ist bei allen Wagen dieses Typs so. Und dann noch der rote Punkt der Gurtschlösser, klar. Ansonsten eben Black Onyx, wie Ford die Interieursfarbe nennt – und wozu Ford keine Alternative bietet.
Da wir den Shelby GT500 erst vor kurzer Zeit präsentierten, schenken wir uns Wiederholungen und fassen uns extrem kurz: Der Wagen ist Jahrgang 2023, somit letztes Modelljahr der sechsten Mustang-Generation Typ S550, handgefertigter 5,2-Liter-Predator-V8 mit 771 Kompressor-PS. In Eruption Green Metallic hat er, der Jahreszeit entsprechend, etwas Weihnachtliches, erinnert an dunkle Tannenwälder. Er ist außergewöhnlich, für einen Mustang gar distinguiert. Vielleicht ist das der Grund, warum Eruption Green Metallic die wohl seltenste Mustang-Farbe ist: Pony-Reiter sind wohl vorwiegend offensive, exaltierte Menschen.
afs


Modellfotos: Hans-Joachim Gilbert



Steckbrief:
AUTOart 73097 Ford Mustang Shelby GT500 2023 Eruption Green Metallic. Fertigmodell Kunststoff, Maßstab 1:18. UVP 289,95 Euro.