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News 1:18 AUTOart Nissan GT-R50 (Italdesign) 2021

Gemeinsames Präsent zum gemeinsamen Fünfzigsten

Einer von fünfzig. Fünfzig glückliche Käufer. Ein gemeinsames Präsent zum jeweils 50sten: AUTOart macht den Nissan GT-R50, den sich Nissan zum 50sten Skyline-GT-R-Jubiläum und Italdesign zum 50sten Bestehen selbst geschenkt haben. Besonders jubiliert die Version in Liquid Kinetic Grey und mit Jubiläumsakzenten in mattem Energetic Sigma Gold.

Optisch ist er ganz anders. Aber technisch ist er ein (noch) aktueller Nissan GT-R Nismo, dessen Produktionsende unmittelbar bevorsteht. In Europa gibt es ihn seit 2022 nicht mehr, weil er zu viel Lärm macht. Dieser GT-R ist der erste, der nicht mehr als Skyline-Abkömmling, sondern als eigenständiges Modell geführt wird. Anfangs, 2007, 485 PS aus einem 3,8-Liter-Biturbo-V6, etliche Leistungssteigerungen, aktuell seit 2017 sind es 570 PS und in der Nismo-Version glatte 600 Pferde. Der Nissan GT-R hat im asiatischen Raum ungefähr den Stellenwert, den in Europa ein Porsche 911 einnimmt, und in Europa ist er ein Nischenfahrzeug für Insider.

Auf dem Genfer Salon 2020, der wegen der Covid-Pandemie abgesagt wurde, hätte der GT-R50 Italdesign vorgestellt werden sollen. Die Zahl 50 ist Programm: 2021 feierte der Nissan Skyline GT-R seinen Fünfzigsten, und das von Giorgetto Giugiaro gegründete Karosseriebüro Italdesign ebenso. Und weil es passt, wurden vom GT-R50 genau 50 Exemplare gebaut. Aber sie haben weder 50 PS (sondern 720) und kosten auch nicht 50.000 Euro (sondern 990.000 Basispreis, locker steigerbar auf 1,2 Millionen). Diese 50 Stück werden, in strenger Zusammenarbeit mit den 50 Kunden, gebaut, sind also schwer individuell, und Nissan hat sie bereits alle verkauft. Auf dem Genfer Salon vor fünf Jahren hätten die ersten fertigen Kundenfahrzeuge live und in Farbe stehen sollen. Aber hätte-hätte-Fahrradkette!

Wer tat was beim Projekt GT-R50? Das Design stammt von den Nissan-Designzentren in London und in den USA, außen und innen. Italdesign konstruierte und baute das Fahrzeug. Nissan, vielmehr die (damals noch existente) Motorsportabteilung Nismo, kümmerte sich dank seiner GT3-Rennerfahrung um die Technik. 720 statt 600 PS dank anderer Kolben, Pleuel, Lager, Düsen und einer modifizierten Kurbelwelle, dazu größere GT3-Lader und Intercooler. Das klingt löblich, stark und extraordinär – aber es ist nicht groß genug, um gemeinsam den 50sten seiner selbst (Italdesign) und seines berühmtesten Produkts (Nissan) zu feiern. Und überhaupt kommt Italdesign erst durch eine andere Außenhaut ins Spiel. Der „Italian Job“ am GT-R50 ist die komplett neue Karosserie – eine Karosserie, die erst dann recht zur Geltung kommt, wenn sie zweifarbig lackiert ist, deren Geltung von der Zweifarbigkeit regelrecht bestimmt wird – und deren Zweifarbigkeit einkalkuliert wurde, um die Individualität ihrer 50 Käufer zur Schau stellen zu können. Darüber hinaus ist der GT-R50 länger, breiter und flacher als ein serienmäßiger GT-R und er ist, wie weiland 1971, ein Stufenheckwagen. Italdesign fing mit einem weißen Blatt Papier an – nichts erinnert an den GT-R, nichts wird von ihm übernommen. Das rechtfertigt auch den sündhaft hohen Preis. Das ist nicht die Abwandlung eines GT-R, das ist ein eigenständiger Wagen mit schwer modifizierter GT-R-Technik, und davon gibt es eben 50 Stück, und das sind 50 Unikate nach Kundenwunsch: ein unendlicher Kühlerschlund mit markantem, goldenem Innenelement, eine markige Taillierung à la Wespe und ein grandioses Heck, das nach zerflossenem Metall aussieht, die Seitenscheiben klein wie Schießscharten einer Fortifikation, die typischen Doppelrund-Rückleuchten des Skyline GT-R als schwebende Elemente mit dünnen Leuchtringen neu interpretiert, der Heckflügel reckt sich auf Kippschalterdruck in die Höhe, die Dachlinie mit Zagato-Wölbungen um 5,4 Zentimeter abgesenkt – nichts für groß gewachsene Reiche, nur für kleine Reiche. Die Außenspiegel sind Designerstücke nahezu ohne praktischen Nutzwert und überhaupt ist der Wagen natürlich fahrfähig und -willig, aber er ist primär eine Schau und ein Schaustück und überhaupt und außerdem – was nur 50 Mal existiert, gehört in die klimatisierte Garage und nicht auf die Straße. Auch innen tobte sich Italdesign aus, statt Rundinstrumenten ein grüner Bildschirm aus der GT3-Rennversion und Carbon allüberall und rundum, natürlich Alcantara und italienisches Leder, kombiniert mit Goldakzenten. Die Farbe, so Andrea Porto von Italdesign, werde einzeln für den jeweiligen Kunden angemischt und danach nie wieder verwendet, denn sie gehöre dem Kunden – mit Zertifikat. Die 50 Exemplare wurden 2020/21 gebaut und ausgeliefert.

Wie geschaffen für die Composite-Machart

Der Prototyp erlebte sein Debüt auf dem Goodwood Festival of Speed 2018. Das gleiche Exemplar, das im Mai 2019 im Central Park in New York präsentiert wurde, ebenfalls noch im Prototypenstadium, ist das Vorbild jenes AUTOart-Modells, das wir uns als Muster aussuchten, lackiert in Liquid Kinetic Grey und mit Jubiläumsakzenten in mattem Energetic Sigma Gold versehen. das Modell wirkt auf den ersten Blick und durch seine irritierend-schimmernde dunkel-gold-Färbung wie ein bösartiges Insekt – faszinierend und verstörend zugleich.

Die Machart ist typisch AUTOart, und gerade die messerscharfen Kanten, die das GT-R50-Design bestimmen, sind wie geschaffen für die Kunststoff-Verarbeitung („Composite“) im Hause AUTOart. Genau diese Kanten würden bei einem Diecast-Modell wahrscheinlich weniger gestochen zur Geltung kommen. Die Motorhaube liegt im Auslieferungszustand lose bei. Sie ist nicht an Scharnieren befestigt, sondern abnehmbar. Sie korrekt zu montieren, ist nicht unbedingt einfach, weil mehrere Zapfen in mehrere Löcher finden müssen: Man muss sie zuerst vorne in die winzigen Justierlöcher einstecken, dann hinten ausrichten, sodann hinten die Haube in der Mitte so eindrücken, dass sie seitlich leicht wegspreizt und die Zapfen einrasten. Hauptsache, kompliziert. Der Magnet wurde doch längst erfunden und hielt auch schon Einzug in der Modellautobranche! Jedenfalls: Ist die Haube aufgesetzt, so ist sie absolut passgenau. Phantastisch umgesetzt sind die Rücklichter, die wie ein schwebendes Element mit hohlen Mitten umgesetzt wurden, und sie verbinden die äußere Strebe mit dem mittleren Teil der Kofferraumstruktur. Das zu reinigen, muss die Hölle sein! Aber ein GT-R50 ist nicht dazu da, um gereinigt zu werden. Der Schalter für den ausfahrbaren Heckflügel sitzt nicht auf der Mittelkonsole, wie beim Original, sondern am Heck des Fahrzeugbodens, und mit einem Klack! fährt das Regal nach oben. Der Clou sind die schwarzen 21-Zoll-Schmiedefelgen im vielfachen Ypsilon-Design, dahinter Brembo-Bremsen mit leuchtend roten und gut sichtbaren Sätteln und glänzende, gelochte Bremsscheiben. Die Flanken der Michelin Pilot Super Sport-Reifen beschriftete AUTOart durch erhabene Gravuren, nicht bloß durch Drucke (vorne 255/35 R21, hinten 285/30 R21). Auch innen zeigt AUTOart sein Können, vor allem in der Darstellung und Haptik unterschiedlicher Materialien, Carbon als Druckwerk (und nicht geprägt), viel mattes Gold zum Jubilieren über das Jubiläum, eine Alcantara- und Lederharmonie in Dunkelgrau und Schwartz mit Teppichboden – auch im Kofferraum, dessen Klappe nicht abnehmbar ist, sondern sich konventionell an lecker-feinen Scharnieren liftet. Wie immer bei AUTOart: durchbrochene Gitter, wo durchbrochene Gitter sein sollen. Aber leider außen manchmal auch geprägtes Carbon, worauf wir bei AUTOart eigentlich verzichten möchten. Vom Motor ist mehr zu sehen als an anderen modernen Autos, der VR38DETT ist ein 3,8-Liter-V6, ein separat eingesetzter, silberner Block mit zahlreichen Applikationen, auch hier etliche güld’ne Akzente.

AUTOart hat theoretisch 50 Möglichkeiten, sein Modell zu gestalten, und beginnt mit deren Sechs. Neben unserem Muster in Liquid Kinetic Silver/Energetic Sigma Gold erscheinen zum gleichen Preis Modelle in Schwarz/Mattschwarz, Rotmetallic/Gold, Hellgrünmetallic/Schwarz, Weißmetallic/Schwarz sowie Mattblau/blaues Carbon. Die Auslieferung zieht sich bis in den August hinein, der Blaue wird der Letzte sein.

afs

Japanisch-italienischer Derwisch: Er hat etwas Mystisches, etwas Entrücktes. das mag auch daran liegen, dass ihn kaum jemand je in Original zu Gesicht bekommt. Umso mehr ein Grund, ihn als Höhe- und Endpunkt der bisherigen Nissan-(Skyline)-GT-R-Reihe in die Vitrine zu stellen. In dieser Farbe Liquid Kinetic Grey mit mattem Energetic Sigma Gold. Natürlich in dieser Farbe.
Modellfotos: Hans-Joachim Gilbert
Eine abnehmbare Motorhaube ist ungewöhnlich, aber nicht unpraktisch. Das Darunter beweist, dass es auch heute noch ästhetische Motoren geben kann – man muss nur wollen. Und können. AUTOart beweist sein Können. Aber auf Texturcarbon könnte man eigentlich gut verzichten.
Auslieferungsbereit: So viele Nissan GT-R50 auf einmal dürften ein seltener Anblick sein. Sie warten in Giugiaros Hof darauf, dass sie jemand abholt.
Foto: Italdesign
Ein modernes Design und gleichsam der Beweis, dass modernes Design gut sein kann. Es hängt aber auch viel davon ab, wie es in Szene gesetzt wurde. Das Werksfoto hebet die Irritationen und Verstörungen des Betrachters geradezu hervor.
Foto: Italdesign

Steckbrief:

AUTOart 77510 Nissan GT-R50 (Italdesign) 2020 (Goodwood-Version Liquid Kinetic Grey und mit Jubiläumsakzenten in mattem Energetic Sigma Gold. Fertigmodell Kunststoff, Maßstab 1:18. UVP 289,95 Euro.