Unfassbare Leistung – ganz ohne Carbon
Koenigsegg-Freunde werden im Moment nicht allzu gut bedient. Viele Ankündigungen, beispielsweise von AUTOart und LCD, teilweise seit Jahren, aber keine konkreten Modelle. Vor allem die Ankündigungsphase des Jesko von AUTOart scheint eine unendliche Geschichte zu werden. Wenigstens der Gemera ist nun in neuer Farbe erschienen, als Resin-Modell von GT Spirit.
Die wahren Gemera-Fans haben ihr Modell seit ein paar Jahren, die einen von Frontiart für viel Geld (500 Euro aufwärts, je nach Anbieter), die anderen von GT Spirit für weniger Geld (etwas über 100 Euro, je nach Anbieter), jeweils Resine-Skulpturen. GT Spirit brachte den Seinen im Jahre 2022, damals in Nardograu, und jetzt ist die Zeit reif für einen Zweit-Gemera aus dem Hause GT Spirit, nunmehr Racinggreen Metallic. Pilotenkanzel, weit um die Ecken gezogene Frontscheibe, die Auspuffrohre schauen aus dem Heckfenster, dazu ein neckischer Ducktail und wohl geratene Proportionen – viele sagen, der viersitzige Gemera sei der bisher schönste Koenigsegg. Auch ihn zeichnete RAW-Design, die Ideen- und Formenwerkstatt von Christian von Koenigsegg. Ursprünglich war geplant gewesen, den Gemera im ehemaligen Saab-Werk in Trollhättan zu bauen, als Koenigsegg Saab übernehmen wollte. Doch daraus ist bekanntlich nichts geworden und der Gemera kommt deshalb aus dem Koenigsegg-Werk im schwedischen Ängelholm.
Downsizing geht anders
Der Gemera läuft bei Koenigsegg unter der Bezeichnung „Mega-GT“, ist ein Viersitzer, Antrieb sollte ein Plug-in-Hybrid sein, ein Elektromotor mit 800 plus ein 2-Liter-Biturbo-Dreizylinder-Ottomotor mit Furcht einflößenden 600 PS, insgesamt also 1400 Pferde, gut für Tempo 400 und 1,9 Sekunden für den Spurt auf 100 km/h. Offenbar waren die Kunden bei 600 PS aus einem Dreizylindermotörchen doch ein wenig skeptisch und zurückhaltend. Wegen ausbleibender Bestellungen disponierte Koenigsegg um und baut den Gemnera nun mit einem E-Motor plus 5-Liter-Biturbo-V8, beigesteuert von Agera und Jesko. Der stellt die 600 PS des Dreizylinderchens in den Schatten und leistet 1500 PS plus die 800 des E-Motors, also 2300 PS und somit das stärkste Serienfahrzeug der Welt. Technisch interessant am Koenigsegg-Ottomotor ist die so genannte Free-Valve-Technik, eine variable, pneumatisch-hydraulisch-elektrische Ventilsteuerung, keine Nockenwelle, kein Zahnriemen. Präsentation Genfer Salon 2020, ohne Live-Publikum wegen der Covid-Pandemie. Die Produktion startete wohl in diesem Jahr (vielleicht auch noch nicht) und soll auf 300 Exemplare begrenzt sein.
Acht Cupholder für vier Personen
Seine Aufgabe ist, alle GTs und möglichst alle Hypercars dieser Welt in den Schatten zu stellen. Die unfassbare Leistung sieht man dem Gemera schon im Stand an, und selbst ein Resine-Modell von GT Spirit, an dem sich nicht mal die Räder drehen, wirkt irrwitzig schnell. Die Türen sind riesig, so groß, dass zwei Helix-Türen (Öffnungsart im 90-°-Winkel Marke Fallbeil) vier konservative Einstiege ersetzen. Sie schwingen nach vorne oben auf – nicht bei GT Spirit, da schwingt gar nichts. Aber all das, was nicht funktionieren muss, ist meisterlich umgesetzt. Konterkariert wird dies aber durch die düstere (aber vorbildgerechte) Innenraumfarbe, die nahezu keine Einblicke gestattet. Wir wissen, dass da ist, was da sein sollte, ohne es zu sehen: fünf Monitore und acht Cupholder (mit Heiz- und Kühlfunktion), und alles ist mit allem vernetzt, dazu das übliche Alcantara und die Stitchings und die Kontrastnähte. Vorne schmale Scheinwerferschlitze und ein Kühlerschlund, 21/22-Zöller mit Michelin-Pilot-Sport-Reifen, dahinter Keramik-Bremsen, dazwischen, in den Flanken, eine martialische Luftöffnung hinter der Türe. Hinten, was hinten hingehört: Diffusor, Ducktail, ebenfalls schmale Leuchten und die Endrohre der Akrapovic-Auspuffanlage in Höhe des Heckfensters. Das alles hat GT Spirit formidabel wiedergegeben, und darüber, dass Carbon bei GT Spirit nicht carbonisiert, sondern hochglanz schwarz lackiert ist, ärgern wir uns nicht mehr. Allmählich haben wir uns an diesen Um- oder Missstand gewöhnt und es bliebt nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren.
Die zweite Farbvariante ist logisch. Bisher gibt es den Gemera nur in drei Farben – jede weitere wäre pure Phantasie. In Racinggreen stand er beispielsweise auf der Auto Zürich 2023 und 2024 sowie beim Münchner MYLE-Festival 2025, in Nardograu wurde er unter anderem beim Concours d’Élégance beim englischen Schloss Blenheim Palace 2020 sowie in Goodwood und auf der Essen Motor Show 2022 präsentiert. Und dann gibt es noch ein Exemplar in Violettmetallic. Das wird dann irgendwann die dritte GT-Spirit-Farbe.
afs



Modellfotos: bat


Fotos: Alexander-93
Steckbrief:
GT Spirit GT888 Koenigsegg Gemera 2024 dunkelgrünmetallic. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 999 Exemplare. Preis ca. 110 Euro.