Der Collab-Porsche
Wenn sich zwei Promis zusammentun und gemeinsam an einem Projekt arbeiten, darüber hinaus ihre schwergewichtigen Namen in die Waagschale werfen, dann kommt ein Hype heraus, der sich zu Geld machen lässt. Der Künstler Daniel Arsham und der RWB-Spiritus Akira Nakai kreierten den RWBA, und GT Spirit dirigierte dessen Miniaturisierung in 1:18.
Ein Collab-Porsche ist kein Porsche, der kollabiert. Es ist ein Porsche, der in „Collaboration“, also in Zusammenarbeit zweier Partner, entstanden ist. „Collab“ ist dafür das neudoofdeutsche Modewort. GT Spirit macht den RWBA, einen Rauh-Welt-Porsche mit einem Buchstaben mehr in der Bezeichnung als üblich. RWB steht für „Rauh-Welt Begriff“ (was für den Sprachästheten natürlich schon schlimm genug ist), und das angehängte „A“ steht für den Porsche-affinen Fashionista und Designer Daniel Arsham, den RWB-Boss Akira Nakai mit ins Boot holte und ihm den bislang einzigen RWB-Porsche mit Flachschnauze bescherte.
Arsham war schon in so manches Porsche-Projekt involviert, andere initiierte er sogar, und darüber hinaus ist er Porsche-crazy. Er ist ein Künstler aus New York, kombiniert Skulpturen mit Architektur und Performance. An seine Berühmtheit hängt sich Porsche gerne an und subventioniert so manches Projekt. So hat Arsham 2019 einen Kristall-Elfer geschaffen: Er schlug Löcher in die Karosserie des weißen 992er-Neufahrzeugs, und aus diesen Löchern ragen seit seinem Schöpfungsakt Kristalle und Felsen ins Freie. 2022 versetzte er einen 356 Speedster in lacklosen Zustand und über dem Grill auf der hinteren Haube prangt ein Bronzerelief in Form eines Bonsaibaumes. Und dann gibt es noch den 930A, Arshams Interpretation eines 1986er Porsche 930 Turbo, der als „Art Car“ eine Brücke zwischen Arshams persönlicher Lebensgeschichte und der Porsche-Firmengeschichte schlägt (ihn gibt es sogar als Schuco-1:12-Modell). Generell hat Arsham ein Faible für die Koexistenz von Verfall, Demontage und Wiedererstehung, schätzt die post-apokalyptische Optik und pflegt einen dystopischen Stil.
Davon merkt man am RWBA allerdings nichts. Das ist ein typischer Rauh-Welt-Porsche – abgesehen von der flachen Schnauze, die untypisch für RWB ist – auf Basis eines 964ers, 2023 fertig gestellt. Er repräsentiert voll die Tokioter Porsche-Kultur („Midnight Club“, Auto-Manga, etc.), und das kongeniale Duo Akira/Arsham verzichtete, wie es schon Porsche selbst bei seinen Flachbau-Umbauten teilweise tat, auf Klappscheinwerfer. Der RWBA leuchtet aus dem Spoiler heraus. Er ist unglaublich breit und weit beflügelt, trägt verchromte Felgen im JDM-Stil. Das Herausstechende ist die Verbindung von monochromem Weiß für die Karosserie und der faszinierenden Coolness des türkisfarbenen Interieurs (Farbbezeichnung: „Arsham Green Pantone“). Und weil die Beiden, Akira und Arsham, begnadete Geschäftsleute sind, kreierten sie sogleich noch eine Kleidungs-Kollektion, die mit dem RWBA-Porsche korrespondiert, natürlich ebenso limitiert wie teuer ist und die man nur in einem absolut angesagte Shop bekommt, nämlich bei 2G im Tokioter Stadtteil Shibuya. So macht man das heute! GT Spirit tut natürlich gut daran, auf diesen Zug des RWBA-Hypes aufzuspringen und das Auto zu miniaturisieren – in gewohnter Qualität, formal gut getroffen, ebenso faszinierend wie das Original. Und mit nur 1600 Exemplaren weltweit ist das Modell ebenso limitiert und deshalb begehrt wie die Klamotten. Alles richtig gemacht. Ja, so macht man heute Geschäfte!
Präsident Erdogans Lieblingsfarbe
Innen Türkis, eiskalt, hochmodern, voll im Trend. Das Wort „Türkis“ kommt aus dem Französischen, „turquoise“, und das bedeutet „türkisch“. In älteren Texten finden sich Spuren von Türkis als Farbe der Türken, und es ist des türkischen Präsidenten Erdogan Lieblingsfarbe, ersetzt schrittweise Rot als türkische Nationalfarbe. Erdogan lässt türkis streichen, was er türkis streichen lassen kann, selbst die Uniformen seiner Polizisten. Und der „Rote Teppich“ ist in der Türkei bei Staatsempfängen heute ein türkisfarbener Teppich. Türkis macht sich auch gut in Küchen, an den Fronten von Einbaumöbeln oder gar als Fliesenfarbe. Nun ja, und als Interieursfarbe in einem Rauh-Welt-Porsche.
So macht der RWBA also allen Freude: Den Porsche-Afficionados als Sammlerstück in 1:18, Akira-san als Aushängeschild, Daniel Arsham, weil er sich erneut verwirklichen konnte. Und die Anhänger der türkischen AKP freuen sich über die Interieursfarbe. afs



Modellfotos: bat

Foto: Porsche

Foto: Porsche
Steckbrief:
GT Spirit GT506 Porsche 911 RWBA (Rauh-Welt) 2023. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 1600 Exemplare. Preis ca. 110 Euro.