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News 1:18 GT Spirit (Porsche 911) Strosek Mega 30 Speedster 2023

Der Tarnkappenbomber

Die Wehrmacht hatte natürlich keine Tarnkappenbomber. Aber wenn sie welche gehabt hätte, so hätten sie farblich und formal ungefähr so ausgesehen wie der Strosek Mega 30. GT Spirit, weit vom Verdacht auf Kriegsspielzeug entfernt, präsentiert den Mega Speedster, der einst als Porsche 911 geboren wurde.

Vittorio Strosek ist eine Nummer in der Porsche-Szene, seit Unzeiten, ein echtes Urgestein. 1971 machte er sich selbständig, nachdem er bei und für Luigi Colani als Freelancer gearbeitet hatte, seit 1982 veredelt er Porsche in Diessen am Ammersee. Das Design etlicher Koenig Specials entstammt seiner Feder, ebenso die VW T4 Bullis von Projektzwo, als freier Designer arbeitete Strosek für namhafte Kleinserien- und Tuningbetriebe wie Bitter, Ruf, Abt oder Arden. Aber Strosek und Porsche gehörten inhaltlich stets zusammen, und Vittorio Strosek war kein Serien-Porsche aerodynamisch und exklusiv genug, als dass er nicht Ideen für Veränderungen gehabt hätte. Ab Weihnachten 2011 ward es ruhiger um Vittorio Strosek. Denn durch einen Brand bei seinem Zulieferer Polytech, verursacht durch einen Batteriebrand an einem Gabelstapler, waren alle Formen für Karosserieteile unbrauchbar geworden. Somit konnte auch der damals produzierte Typ Mega auf Elfer-Basis nicht weitergebaut werden. Neffe Julian Strosek motivierte seinen Onkel nach ruhigen Jahren zum Weitermachen: Im August 2021 wurde der Mega 30 als Coupé präsentiert, zwei Jahre später die offene Variante, der Mega 30 Speedster, die GT-Spirit-Neuheit.

Der heutige Mega 30 ist nicht nur die Neuauflage des damaligen vor 15 Jahren, sondern eine behut- und doch bedeutsame Weiterentwicklung mit vielen anderen Details. Das Auto basiert auf dem Elfer Typ 964 (1989 bis 1994), trägt aber etliche Anleihen, Zitate und konkrete Bauteile vergangener Elfer-Generationen. Die torpedoartig ausgeformten Kotflügel mit Rundscheinwerfern (mit moderner LED-Technik) zitieren den Ur-Elfer, das G-Modell und den 964er, die Vorderblinker stammen vom GT3 RS, und generell ist der Strosek Mega sehr weich gezeichnet, nur Rundungen, keine Kanten, nur Flächen ohne Unterbrechung. Die ebenfalls sehr flächigen 19-Zoll-Fünfloch-Felgen sind eine Strosek-Eigenentwicklung und tragen deshalb auch seinen Namenszug gut sichtbar parallel zum Felgenhorn (auch am GT-Spirit-Modell gut lesbar). Bereits vom Ur-Mega bekannt sind die runde Öffnung vor den Hinterrädern zur Bremsenkühlung und die winzigen Sportrückspiegel. Ein auffälliges Detail ist der waagerechte Spalt zwischen den Auspuffrohren. Überhaupt hinten: Da entfernt sich der Strosek Mega 30 am meisten vom Porsche 911 durch das Speedster-Hardtop, das nach hinten nur eine Schießscharte aufweist. Eine Fortifikation ist gegenüber einem Mega 30 richtig gehend Licht durchflutet. Das Hardtop ist nochmals niedriger als jenes des Serien-Speedster auf dem Elfer-Typ 964. Auf dieser Generation basiert der Mega 30, ist aber ein kompletter Neuaufbau, der immens viel Platz für Modifikationen unterm Blech bietet. Dem 3,6-Liter-Serienmotor entlockt Strosek 50 Pferde mehr als üblich (300 PS), alternativ gibt es einen 3,8-Liter-RSR-Motor mit 360 PS aus der Motormanufaktur Paintmayer. Innen ist verbaut, was gut und schön und teuer und begehrenswert ist, Recaro-Pole-Position-Sitze, Momo-Prototipo-Lenkrad, Edelstahl-Schaltknauf, viel Leder und Carbon; auf Teppiche und Dämmung verzichtet der Speedster. Aufgebaut und ausgestattet werden die Mega-30-Fahrzeuge bei Automobile Boz in Otterfing im Voralpenland. Vom Coupé baut Strosek 30 Exemplare ab 300.000 Euro, vom Speedster nur zehn Stück ab einer halben Million, und das Exemplar in Sportgrau Hell, einer Serienfarbe vom aktuellen 911 Sport Classic, das GT-Spirit zum Vorbild nahm, ist die Nummer Eins der Zehn und ist für Vittorio Stroseks Neffen Julian bestimmt.

Das Modell passt ins GT-Spirit-Portfolio und in die GT-Spirit-Linie und ist in seiner optischen „Cleanheit“ perfekt umgesetzt, vor allem die speziellen Felgen begeistern in ihrem Zusammenspiel aus Chrom und mattem Silber, garniert mit Stroseks Namen in Versalien. Durch die schießschartenartig kleinen Fensterflächen sieht man wenig vom Interieur, aber dessen helles Braun kompensiert den eingeschränkten Einblick etwas: Sitzflächen im derzeit in Porsche-Kreisen angesagten Pepita-Muster, das Momo-Lenkrad, keine Armlehnen an den Türen, nur Zuziehschlaufen. Der Mega 30 in der Vitrine ist das, was man in gutem Deutsch einen „Eyecatcher“ nennt. Er zieht den Blick magisch an, er ist polarisierend, aber in jeder Hinsicht gesprächsfördernd.

afs

Liebe ihn oder hasse ihn – ein Strosek Mega 30 polarisiert. Aber uneingeschränkte Aufmerksamkeit ist ihm stets zuteil. Das gilt für das Original ebenso wie für das Modell in der Vitrine. Wir hätte gerne ein Foto des Originals gezeigt. Aber Strosek hielt es nicht für nötig, auf unsere Anfrage zu reagieren.
Modellfotos: bat

Steckbrief:

GT Spirit GT924 (Porsche 911Typ 964) Strosek Mega 30 Speedster 2023. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 999 Exemplare. Preis ca. 110 Euro.