Der Sportwagen, der keiner war
In Echt zum Dahingleiten, als Modell zum Dahinschmelzen: Mit dem ’66er Thunderbird ist KK-Scale ein sehr schönes Modellauto gelungen. Wer TV- und Movie-Cars liebt, wird auch bedient. Thelma & Louise stehen zum Posieren bereit.
GM hat damit angefangen. Die aus Kunststoff gefertigte Corvette der Chevrolet-Division sah tatsächlich aus wie ein Sportwagen. Ein kompromissloser Zweisitzer und nicht das, was zumindest in deutschen Landen abschätzig „Amischlitten“ oder bewundernd „Straßenkreuzer“ genannt wurde. Irgendwas dazwischen also. Wie üblich, schielte die Konkurrenz auf mögliche erfolgreich gefundene Marktlücken, um ihrerseits ein eigenes Produkt in diese hinein zu platzieren.
So auch hier. Der Antagonist der Corvette hieß Ford Thunderbird und ging 1955 erstmals an den Start. Der Donnervogel war dazu bestimmt, die Corvette das Fürchten zu lehren, war aber auch auf europäische Konkurrenten wie den Jaguar XK 120 oder den Austin Healey gerichtet. Zunächst ebenfalls als Zweisitzer gestartet, wurde er ab der dritten Generation zum Viersitzer aufgeblasen, was sich in größeren Stückzahlen (und Außenabmessungen) niederschlug. Während die Corvette weiterhin den Sportwagen gab, mutierte der Thunderbird zu einem eleganten Hardtop-Cabriolet, was seinem Charakter weitaus mehr entsprach und den american way of drive kultivierte. Wie beiden amerikanischen Herstellern üblich, hatte man mit Erreichen des Jahres 1966 bereits drei komplett unterschiedliche Generationen entwickelt!
Die 1965 vorgestellte erste Variante dieser neuen Generation unterschied sich nur in Details von der bereits ein Jahr später wieder routinemäßig facegelifteten Ausführung und diese ist es, die vor uns in 1:18 auf dem Tisch parkt. Sie repräsentiert eine glückliche Phase amerikanischen Auto-Stylings, denn sie ist völlig frei von den übertriebenen formalen Exzessen vergangener Tage und wie wir heute wissen, leider auch einiger der Generationen, die noch kommen sollten. Anders als bei der Corvette, die bis zum heutigen Tage weiter entwickelt wurde und sich mit den üblichen Aufs und Abs immer irgendwie treu blieb, degenerierte die „Idee Thunderbird“ am Ende zu facegelifteten Lincoln-Modellen, die im stilistischen Niemandsland der 70er bis 90er Jahre versandete, Nachweinen überflüssig.
Der ’66er hingegen ist ein richtig schönes, schlankes Auto mit subtilen Stylingideen wie dem horizontal gespiegelten, kantig kleinen Hüftschwung und den zierlich mit Chrom eingefassten, durchgehenden Rückleuchten. Das komplett verschwindende Cabrio-Verdeck betont die badewannenartig integrierten Rücksitze. Mehr Cabrio braucht es nicht und übertrieben schnell gefahren werden muss auch nicht. Der T-Bird ist ein Gleiter im besten Sinne. Heutige Exemplare kultivieren ihr V8-Blubbern mit nachgerüsteten Auspuffanlagen, aber fast geräuschloses Dahingleiten steht ihm viel besser.
KK-Scale hat offenbar auch ein großes Gefallen an diesem Amerikaner, denn nicht weniger als acht Varianten mit und ohne Hardtop und Cabrio-Verdecken stehen zur Auswahl und auch bei den Felgen gibt es Varianten. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der große verchromte Gittergrill tatsächlich durchbrochen ausgeführt wurde, was einen sehr realistischen Eindruck macht. Die Gesamtform wirkt stimmig, und das Modell ruht auf Rädern mit aufwendig mehrfarbig ausgeführten Radkappen. Im Interieur, dessen Inaugenscheinnahme bei einem Cabriolet natürlich keiner Einschränkung ausgesetzt ist, befinden sich ein mehrfach bedrucktes Armaturenbrett mit verchromten Instrumenten und ein sehr filigranes Lenkrad. Verkleidungen und Rückenlehnen sind in Weiß gehalten, die Sitze hinten mit einer zusätzlichen Aluminiumverkleidung versehen, was insofern bemerkenswert ist, als dieser Bereich bei vielen Modellen gern stiefmütterlich behandelt wird.
Das Stahlblaumetallic unseres Modells gehört zu jenem Original, das für das Kult-Roadmovie Thelma & Louise verwendet wurde. KK-Scale setzt ja seit einiger Zeit auf Movieautos aller Art und deshalb bekommt der T-Bird auch Besuch von den beiden Protagonistinnen in Form zweier bemalter sitzender Figurinen, die allerdings gegen eine Extragage engagiert werden wollen. Sie lümmeln auf dem Kofferraumdeckel des offenen Wagens wie auf dem zeitgenössischen Kinoplakat und sind vielleicht etwas zu groß geraten. Es sei ihnen verziehen, denn modelliert und bemalt sind sie recht ordentlich.
mh



Modellfotos: bat


Foto: TaurusEmerald
Steckbrief:
KK-Scale KKDC 181341, Ford Thunderbird 1966 Cabriolet hellblaumetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 79,95 €. Erhältlich auch in goldmetallic, rot, weiß, kupfermetallic, rotmetallic, grünmetallic mit Hardtop oder Cabrioverdeck in Weiß.
KK-Scale KKFIG025, Thelma & Louise, Figurinen, Kunststoff bemalt, Maßstab 1:18, UVP 49,95 €.