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News 1:18 Kyosho Lancia Delta HF 4WD Rallye Piancavallo 1987

„In Suchergebnissen nicht prominent vertreten”

Der Lancia Delta wäre ein kantiger 80er-Jahre-Kompaktwagen von vielen, wäre er nicht eine Rallye-Legende. Delta geht in 1:x immer! Kyosho hat sich dem Lancia Delta verschrieben und bringt nach sechsjähriger Pause neue Versionen, lauter Siegerwagen. Wir haben uns für den optisch edelsten entschieden, ein echtes Goldstückchen.

„Die Rallye Piancavallo scheint eine weniger bekannte Rallye zu sein, da sie in den Suchergebnissen zur Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) und anderen bekannten Veranstaltungen nicht prominent vertreten ist.“ Das sagt uns die Künstliche Intelligenz zum Thema Rallye Piancavallo. Damit könnte man sich begnügen. Man könnte aber auch Natürliche Intelligenz einsetzen und in der vorhandenen Literatur blättern. Wir entschieden uns dafür.

Die Rallye hat eine 55jährige Tradition, aber mit Unterbrechungen. Ende der 60er Jahre gründete sich der Automobile Club Pordenone aus der Scuderia Pordenone Corsa. Erklärtes Ziel war, eine Rallye in den malerischen Tälern rund um Pordenone am Fuße der Dolomiten im Friaul zu organisieren. 1970 und 1971 fanden die ersten beiden Rallyes Piancavallo statt, doch Bürokratie und mangelndes Geld ließen die Begeisterung verebben, die dritte Rallye wurde erst 1978 gefahren. Durch die Initiative des Präsidenten des Tourismusverbandes Piancavallo, Giancarlo Predieri, wurde die Rallye revitalisiert, professionalisiert, internationalisiert und in die Umtriebe der Tourismusregion eingebettet. Seit 1980 ist die Rallye Piancavallo also richtig etabliert, zwischen 1993 und 2001 gehörten die Fahrten zur Europameisterschaft. Wegen der Unterbrechungen fand im August 2025 die 38sten Rallye Piancavallo statt, und dann gibt es auch noch die Rallye Piancavallo Storico für historische Fahrzeuge. Der Kyosho-Lancia dürfte heute nicht nur in der historischen Kategorie starten, er wäre sicherlich eines der Highlights derselben! Doch Kyosho macht (zum Glück!) kein Fahrzeug, das heute an historischen Events teilnimmt, sondern reproduziert einen zeitgenössischen Rallyewagen.

Bei der achten Piancavallo vom 27. bis 30. August 1987 startete Fabrizio Tabaton mit seinem Co Luciano Tedeschini auf einem Lancia Delta HF 4WD des Teams Grifone Esso, und ein identischer Wagen wurde mit der # 2 von Giovanni Del Zoppo zusammen mit Pierangelo Scalvini pilotiert. 67 Ausfälle von 99 gemeldeten Wagen, doch die beiden Lancia doppelsiegten, Tabaton auf dem Kyosho-Fahrzeug als Sieger, Del Zappo Range 2, gefolgt von einem Sierra RS Cosworth. Wie „international“ die Piancavallo damals war, belegt, dass von den 32 ins Ziel gekommenen Wagen nur sechs von nichtitalienischen Fahrern gesteuert wurden. Der absolute Außenseiter und Sympathieträger bei dieser Rallye war übrigens der Tscheche Karel Trojan im Werks-Škoda 130 L, immerhin Rang 23.

Tabaton als Star der Scuderia del Grifone

Selten ist ein Rallyeauto so edel lackiert wie dieser Lancia. Grundfarbe Goldmetallic, dazu großflächige Graphiken in glänzendem Schwarz, und außer dem Hauptsponsor Esso verunstaltet kaum ein Aufkleber die Noblesse dieses Wagens. Farbkleckse sind die knallroten Schmutzlappen hinter den vier Rädern, die weißen Felgen und die sonnengelben Sitzschalen mit knallroten Hosenträgergurten. Die brillante Lackierung ist das Erkennungsmerkmal der Scuderia del Grifone, also des Rennstalls im Zeichen des Greif’. Der Greif ist der Hüter aller Reichtümer, und die Mythologie erzählt, dass seine Höhle voller unbezahlbarer Schätze sei, die er mit aller Kraft verteidigt – somit ist die Farbe Gold für einen Rennstall dieses Namens natürlich Pflicht, gegründet 1958 in Genua. Der Greif griff nach den Sternen, fuhr 1963 erfolgreich die Monte Carlo, und dank wohlwollender Unterstützung durch Lancia wurde die Scuderia del Grifone bald in einem Atemzug mit dem Mailänder Jolly Club genannt. In den 80ern, von Esso gesponsert, waren die schwarz/goldenen Grifone-Wagen äußerst erfolgreich, der späte Lancia Stratos, der Lancia Rally 037, der Delta. Fabrizio Tabaton gewann 1982 die Aosta-Rallye auf Lancia 037 und sicherte sich 1985 und 1987 den italienischen Meistertitel, 1986 schaffte das Genueser Team mit Tabaton auf Lancia Delta S4 den europäischen Titel, erneut 1988 auf Delta Integrale. Schon zuvor war Fabrizio Tabaton der Star der Scuderia del Grifone gewesen, noch zu Zeiten des Fluvia HF, Ende der 70er auf dem kleinen Autobianchi A112 Abarth, dann Stratos, und er schaffte bei den italienischen Meisterschaften stets gute Platzierungen, teilweise auch Siege. Ab 1993, als sich Lancia aus dem Motorsport zurückzog, bediente sich das Greifen-Team japanischer Autos, neun Jahre lang Toyota Celica und Corolla, und 2010 war Fabrizio Tabaton auf Peugeot 206 WRC das letzte Mal auf der Piste.

Schmaler Delta, glänzender Delta

Den dickbauchigen Delta HF Integrale Evolutione hat Kyosho schon seit Unzeiten im Programm. Ende 2018 erschien bei Kyosho ein zweiter Delta mit völlig neuer Karosserie, der schmale Motorsport-Delta. Die Motorhaube hat feiner gestaltete Scharniere, eine Haltestange und durchbrochene Luftöffnungen mit Ätzgrill. Der Motor darunter, basierend auf dem bisherigen, bekam einen neuen Zylinderkopf. Innen ein neues Armaturenbrett mit analogen Instrumenten und veränderten Türverkleidungen. Ebenfalls neu ist der separat eingesetzte Tankeinfüllstutzen in der rechten C-Säule. Obendrein modellierte Kyosho eine Abgrenzung zwischen Innen- und Kofferraum aus transparentem Plastik, das Chassis verfügt über einen Motor-Unterfahrschutz. In der vorderen Stoßstange trägt der Rallye-Delta zwei Luftöffnungen, ihm liegt eine Antenne zur Selbstmontage bei, die wir unserem Fotomodell verweigern (damit es später wieder Platz in seiner Schachtel findet) und es besitzt zwei Lufteinlässe auf dem Dach. Nicht zuletzt erwähnenswert ist, dass Kyosho dem Modell nach der Dekoration eine Klarlackschicht verpasst. Das heißt, die Decals sind nicht nur versiegelt und gesichert, es ist auch ein durchgängiger Glanzgrat gewährleistet. Und das Goldstückchen glänzt wirklich super! Der Rallye-Innenraum ist furios mit seinen Schalensitzen, den roten Sabelt-Sechspunkt-Stoffgurten mit Fotoätzschnallen, dem Reserverad und dem Rohrgewirr des Überrollbügels.

Kyosho-Modelle haben ihre eigene Machart, die wir sehr schätzen. Sie sind stabil genug gemacht, um sie gefahrlos in die Hand nehmen zu können (wozu die Klarlackversiegelung als letztem Arbeitsschritt maßgeblich beiträgt) und dabei filigran und ästhetisch umgesetzt mit fein ziselierten Scharnieren und Haubenschnellverschlüssen in Uhrmacherqualität. Das Feine und das Solide in einem Modell vereint – das ist der typische Kyosho-Charme. Neben dem Piancavallo-Auto importiert Minichamps aktuell zwei weitere schmale Kyosho-Deltas, den Sieger der Monte Carlo 1988 (# 3, Bruno Saby) und Juha Kankkunens Siegerfahrzeug der Rallye Olympus 1987 (# 3), beide im Martini-Livrée, gleicher Verkaufspreis.

afs

Ein Kyosho-Delta ist heute ein ziemlich teures Modellauto. Aber dieser ist golden. Und der Goldpreis ist derzeit auf einem Allzeithoch, fast 3700 Dollar für die Feinunze. Logisch, dass dies nicht spurlos an Kyosho und Minichamps als Importeur vorübergeht.
Modellfotos: bat
Farbe im Inneren, als Sitzschalen noch nicht aus schwarzem Carbon waren: gelbe Sitzschalen mit schwarzem Bezug, knallrote Stoffgurte mit glänzenden Ätzschnallen, Hersteller beider ist Sabelt.
Der 2-Liter-Turbomotor mit 165 PS in der Stradale-Version und deren 100 mehr im Rallyeauto stammt aus dem Lancia Thema. Kyosho spendierte dem aktuellen Modell einen neuen Zylinderkopf und andere Anbauteile, die Haube nunmehr mit Haltestange und Fotoätzgittern.
Durchsichtige Abdeckung als Trennung zwischen Innen- und Logistikraum, und ein Rohrknie vom Einfüllstützen in der C-Säule direkt in den Tank.

Steckbrief:

Kyosho KYO8960D0 Lancia Delta HF 4WD Rallye Piancavallo 1987 (# 1, Tabaton/Tedeschini, Sieg). Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP des Importeurs Minichamps 345 Euro.