Nie war Liegenbleiben geschmackvoller
Der XJ ist eines der wichtigsten Modelle der Jaguar-Typengeschichte. Nie war Liegenbleiben geschmackvoller. Die Individualalternative zur hyperzuverlässigen und hyperteutonischen S-Klasse war lange ein Stiefkind in 1:18. MCG bringt nun ein Metallmodell der ultimativen Serie III in sealed-Bauweise.
Der Lineup der Jaguar-Berühmtheiten bei den Sport- und Rennwagen ist eine umfangreiche Ahnengalerie, dem gleichwohl eine durchaus übersichtliche Reihenfolge innewohnt. Die baut sich logisch von der technischen Weiterentwicklung her auf und beinhaltet auch die verschiedenen Designgenerationen, bis nach längerer Namenssuche der Name Jaguar für das von William Lyons gegründete Unternehmen feststand. Lyons hatte immer versucht, mit für größere Bevölkerungsschichten erschwinglichen Autos in wirtschaftlicher Stückzahl den Traum vom schnellen, sportlichen und imageträchtigen Automobil zu verwirklichen. Dies gelang immer wieder, ohne die Kassen nachhaltig zu füllen, und blieb über viele Jahre hinweg ein entscheidendes Markenzeichen des Herstellers. Nach vielen Typen, die auf zeitgenössischen Konkurrenzprodukten basierten, darf der Typ SS von 1935 als erster Serien-Jaguar der Automobilgeschichte gelten.
Diesem noch stark klassischer Vorkriegsarchitektur verpflichteten Baumuster (was auch für die entsprechenden Limousinen gilt) folgten in den 50er Jahren fließender gestaltete Fahrzeuge wie der XK 120 Sportwagen in Anlehnung an die von der italienischen Carrozzeria Touring berückend schön eingekleideten Mille-Miglia-Rennwagen auf Basis des BMW 328. Deren Designsprache wurde auch auf die Limousinen jener Zeit angewandt, die, ungeachtet ihrer teils üppigen Dimensionen, wie ihre sportlichen Geschwister im Rennsport eingesetzt wurden. Wie das aussah, lässt sich bei der Berichterstattung über den heutigen historischen Rennsport in England in seiner ganzen Dynamik bewundern. Der sensationelle E-Type basierte schließlich auf der unter anderem in Le Mans erfolgreichen Rennsportbaureihe D-Type und katapultierte Jaguar in die erste Startreihe der Hochleistungssportwagen.
Auch er zog seine Limousinen-Kollegen mit, die Linie der Mark-Modelle von 1 bis 10. Während die Modelle 1, 2 und S kompakte Sportlimousinen im später von BMW eroberten Marktsegment der gehobenen Mittelklasse waren, zeichnete den Mark 10 eine sehr elegante Karosserie von nahezu zwei Metern Breite aus. Auch damit wurden Rennen gefahren, vielleicht auch, um die nachfolgenden Konkurrenten am Überholen zu hindern. 1968 erschien die dann langjährige Baureihe der XJ-Modelle, dessen letzte Evolutionsstufe das hier beschriebene Modell von MCG ist. Der zunächst mit zwei verschieden großen Sechszylinder-Motoren erhältliche XJ 6 war ein außergewöhnlich gut proportioniertes Auto und stammte aus der Feder des Firmenchefs höchstpersönlich, Sir William Lyons. Er verband klassische englische Ästhetik mit einer modernen, niedrigen Linienführung und erstaunlich großen Rädern, was wiederum sehr modern daher kam. Das Fahrzeug war elegant und sportlich zugleich und vermittelte optisch das, was die Tester ihm in ihren Berichten konstatierten, eine sanft präzise Katzenhaftigkeit.
Nach zwei nennenswerten Facelifts löste ihn erst 1992 der bereits seit 1986 gebaute Nachfolger, die Baureihe XJ 40, endgültig ab. Ein Langläufer also, dessen letztes großes Facelift Vorbild für den XJ 6 von MCG ist. Dieses stammt von Pininfarina und umfasst neben zeitgenössisch vergrößerten Stoßfängern vor allem ein erhöhtes Dach mit vergrößerten Scheibenflächen und mehr hinterem Kopfraum sowie größere Rückleuchten, ein für die 70er Jahre nicht unübliches Maßnahmenpaket, wie wir es vom VW Käfer, dem ebenfalls von Pininfarina stammenden Alfa Spider mit der Gummilippe oder dem Wechsel von Chrom auf Lack beim Porsche 911 zum sogenannten G-Modell kennen. Maßnahmen, die, mal geglückt und mal umstritten, immer heiß diskutiert wurden. Beim Jaguar waren sie dezent, aber nicht unaufwendig und trugen zu einer Verlängerung der Bauzeit um immerhin dreizehn Jahre bei.
Erst das vierte Modell zu diesem Thema
Nachdem vor ein paar Jahren Paragon ein sehr aufwendiges Modell der ersten Serie all open und von hoher Qualität produziert hat und BOS aus dem gleichen Hause wie MCG zeitweise das zweitürige Coupé im Programm hatte, ergänzte Cult Scale die Serie um eine Serie-III-Limousine aus Resine. Diese kommt nun von MCG ebenfalls all closed, aber aus Zinkdruckguss und für recht schmales Geld auf den Markt. Drei Farbvarianten in Dunkelrotmetallic, Dunkelgrün und Blausilbermetallic mit jeweils anderen, immer authentischen Felgen stehen zur Auswahl. In der Regel bekommt der Käufer ein sauber gefertigtes Modell mit ordentlichen Details in die Vitrine gestellt, wobei der Unterboden doch recht einfach gehalten ist und ein wenig an ein großes Corgi Toys-Modell erinnert. Dafür sind Lackierung und Karosseriedetails filigran und stimmig, yougetwhatyoupayfor. Diverse Modelle von MCG zeichnen sich innerhalb des finanziellen Rahmens durch eine erfreulich hohe formale Authentizität aus und genau da patzt der große Engländer – nach dem Motto kleine Ursache – große Wirkung. Während der Karosseriekörper bis hinauf zur Gürtellinie keine Wünsche offen lässt, sorgt die Kontur der Seitenscheiben für Irritationen. Die jeweiligen Übergangsradien zwischen A- und C-Säule zum waagerechten Mittelteil der Chromumrandung sind zu klein und auch die Überwölbung des Mittelteils fällt leider etwas zu gering aus. Daher wirkt das Dach eckiger, als es eigentlich ist und nimmt dem Gesamtbild ein wenig seiner im Original vorhandenen Eleganz. Schade eigentlich, denn im Großen und Ganzen ist das Modell ein würdiger Vertreter im MCG-Portfolio. Was lernen wir daraus? Bei aller Professionalität der Modellentwickler lohnt es sich immer, noch einmal mit etwas Abstand auf das fertige Ergebnis zu schauen und sich mit kritischem Blick der Richtigkeit des Ergebnisses zu versichern. Sehr schön ist, dass MCG die Felgen differenziert: Es gibt die klassische Stahlfelge mit Chromzier auf dem grünen Modell, die schönen Lattice-Felgen auf dem Blausilbernen, und der Rote trägt die Pfefferstreuer-Felgen. Allen gemein ist eine Coach Line, also ein hauchzarter, farbiger Seitenstreifen.
mh




Modellfotos: bat


Foto: Matthias Schmidt
Steckbrief:
MCG 246806 Jaguar XJ Serie III 1979 dunkelrotmetallic, 246805 dito dunkelgrün, 246807 dito anthrazitmetallic. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 64,95 €.