Der Liebling der Damen
Auch schon über 40 Jahre alt: der erste Opel Corsa, der Damenliebling, die viel zu späte Reaktion Opels auf den Kleinwagenboom. MCG bringt den Corsa A in zunächst drei Versionen, ein ganz süßer Kerl und rundum gut gemacht.

Minis waren aus Italien oder Frankreich gekommen, bis VW mit dem Polo und Ford mit dem Fiesta den Markt unter sich aufteilten. Als dritter im Bunde kam General Motors mit dem im spanischen Saragossa im eigens für ihn gebauten Werk produzierten Opel Corsa. Er war eine deutsche Konstruktion, aber nicht nur für den deutschen Markt gedacht – zwar kein Welt-Auto, aber ein Europa-Auto.
Als in den frühen 70er Jahren Bilder um die Welt gingen, die Henry Ford II beim ersten Spatenstich zu einem neuen Ford-Werk im spanischen Valencia zeigten, tat GM weiter nichts. Einige Jahre später, Ende 1975, gingen erneut Bilder um die Welt. Sie zeigten Henry Ford II zusammen mit König Juan Carlos von Spanien anlässlich der Fertigstellung der Fabrik. Ford kündigte an, das lange durch die Presse gegeisterte Projekt Bobcat sei zur Serienreife gelangt, 1976 erscheine der in Deutschland entwickelte Wagen als Ford Fiesta und werde in Spanien gebaut. Nun musste GM reagieren. Die Reaktion hieß S-Car. Seine Entwicklung lag vollständig in Rüsselsheimer Händen. Doch nicht nur das. Rüsselsheim erhielt auch den Auftrag, für das S-Car einen neuen Produktionsstandort zu suchen, zu erschließen, zu planen und eine hochmoderne Fabrik aus dem Boden zu stampfen. Eine Herkulesaufgabe, die Opel gut meisterte. Mit dem Siegeszug des Corsa einher ging der Aufstieg der Fabrik. Sie war die erste ihrer Art, die im Dreischichtbetrieb lief. Die Grundsteinlegung erfolgte 1979, seit 1983 Zwei-, seit 1988 Dreischichtbetrieb. Noch heute läuft der Corsa (auch) in Saragossa vom Band.
Im September 1982 wurde der Corsa vorgestellt, Verkauf zunächst in Frankreich und Spanien, in Deutschland ab März 1983. Als grundsolide und bereits bei Serienbeginn ausgereifte Konstruktion ohne technische Glanzleistungen aber auch ohne Schwächen eroberte der Opel Corsa sofort die Herzen, vor allem diejenigen der Damenwelt. Er war ein typisches Frauenauto – als Erstwagen junger Damen und als Zweitwagen älterer Damen. Zunächst gab es zwei Corsa-Karosserien, den hübsch gezeichneten Dreitürer, der stets das Volumenmodell bleiben sollte, und den zweitürigen Stufenheck-Corsa TR. Der Fünftürer mit großer Heckklappe und der viertürige TR bereicherten zwei Jahre später das Programm. Die Motorenpalette bestand aus drei kleinen Vierzylindern, 1,0 S mit 45, 1,2 S (ein neuer Motor) mit 55 und 1,3 S mit 70 PS, letzterer war der einzige Motor für den Corsa SR. Im September 1985 machte der Corsa von sich reden, als er das erste deutsche Auto seiner Klasse mit geregeltem Dreiwege-Katalysator mit Lambda-Sonde wurde: Sein 1,3-Liter-Motor leistete mit Einspritzung 60 PS. Im August 1987 bekam der Kühlergrill ein neues Design. Der 1-Liter-Basismotor wurde durch den 1,2-Liter-EN mit derselben Leistung, aber weniger hoch drehend und mit besserem Drehmoment ersetzt. Im Zuge der Diesel-Euphorie bei Kleinwagen erhielt der Corsa einen Isuzu-1,5-Liter-Diesel. Als Sauger brachte er es auf 50, ein Jahr später als Turbodiesel auf 67 PS. Im Oktober ersetzte der 1.4 i mit 60 PS den gleich starken 1.3 i, wie im Kadett. Viele Freunde fand der Corsa Joy mit elektrischem Stoffschiebedach.
Der September 1990 brachte dem Corsa eine Frischzellenkur, das Interieur erfuhr eine Überarbeitung. Dieses Facelift war eine konstruktive Meisterleistung, die mehr vorgaukelte als sie tatsächlich war. Der Corsa bekam eine neue Frontschürze aus Kunststoff, die den Wagen moderner aussehen ließ und vorgab, den bisherigen unteren Karosserieabschluss aus Blech zu ersetzen. Das tat sie aber nicht, sondern verdeckte ihn nur. Der blecherne Karosserieabschluss blieb erhalten. Die Heckschürze wurde optisch der Front angepasst.
Beim Opel Corsa erhielt jede Variante eine komplett andere Karosserie (Design: Erhard Schnell). Da ist zunächst das Volumenmodell, der Dreitürer, der am meisten verbreitet war. Kurz, knackig und mit einem äußerst pfiffigen Design. Er hob sich ab von der Masse seiner Artgenossen, weil er so charakteristische Kotflügelausbuchtungen vorne und hinten hatte. Das verlieh ihm nicht nur eine Portion Individualität, sondern sogar einen richtig starken Auftritt. Die Kotflügel sahen aus, als seien sie serienmäßig verbreitert. Er war ein Lifestyleauto für junge Menschen und hierbei hauptsächlich für junge Damen, also eine Art automobiles Accessoire für den persönlichen Auftritt. Dann gab es den Fünftürer ohne muskulöse Kotflügelverbreiterungen, ein braves Auto für junge Familien. Eine ganz andere Klientel sprach der TR an, das Limousinchen. In Westeuropa und besonders in Deutschland fand der TR kaum Anhänger, dafür aber in Südeuropa, wo ein „richtiges“ Auto nach dortiger Anschauung einen separaten Kofferraum haben muss.
Der Kat vernichtet die magische Zahl
Die Reihe der Corsa-Sport-Derivate begann mit dem Corsa SR mit härterem Fahrwerk, Stahlsportfelgen, vorne und hinten spoilerbewehrt und in mattem, sehr dunklem Anthrazit lackiertem, unterem Karosseriebereich. Mit weitgehend denselben Attributen, aber neuem Grill löste der Corsa GT im August 1986 den SR ab. Auf der IAA im Herbst 1987 erlebte der Corsa GSi mit 1,6-Liter-Einspritzer und satten 100 PS sein Debüt und beendete das Leben des GT. Ab Mai 1988 war er lieferbar und eroberte sich im Flug eine große Fangemeinde. Etwas kastriert wurde er im Oktober 1989, damit sein Motor kat-verträglich wurde. Die Leistung schrumpfte zwar nur um 2 PS, die magische Zahl 100 war aber weg. Der Opel Corsa GSi war ein unheimlich fahraktives Auto. Seine 100 Pferde hatten gerade mal 870 Kilo Lebendgewicht zu beschleunigen. Dieser Giftzwerg, eine Klasse kleiner als der legendäre Golf GTI, wurde stets von anderen Autofahrern unterschätzt. Wenn man mit ihm mit 190 Sachen über die Autobahn donnert, erntet man verdutzte Gesichter. Ein Landstraßentrip gestaltet sich zum Ereignis. Der Kleine ist agil, liegt auf der Straße wie ein Gocart und umgibt den Piloten wie ein Neoprenanzug. Das Fünfganggetriebe mit kurzen Schaltwegen lässt sich knackig bedienen, in zehn Sekunden ist der Winzling auf Tempo 100, und dank vorderer Scheibenbremsen ist er auch schnell wieder langsamer.
Das Opel-Zeichen als Fotoätzteil
Das MCG-Modell ist eine Ixo-Konstruktion und -Produktion und rundum gut gelungen. Das Facelift, das Opel dem Corsa A 1990 zukommen ließ, ist modellautoproductmanagerfreundlich. Es ist nämlich möglich, Varianten aus allen Baujahren zu realisieren, ohne die Grundkarosserie ändern zu müssen. Die Modellautokonstrukteure machen einfach dasselbe, was seinerzeit auch Opel tat: Die Frontschürze ab 1990 ist einfach angefügt, suggeriert Modernität, aber kaschiert dabei nur das Alte, und ein neuer Kühlergrill für Modelle ab 1987 dürfte auch kein Problem sein. Doch zunächst baut MCG ausschließlich Ur-Corsas von 1983 bis 1986. Variationen des Lenkrads und der Felgen sind obligatorisch. Sehr nett ist die in Wagenfarbe lackierte Abschleppöse, die aus dem hinteren Stoßfänger lugt. Die Vordere ist hinter einer Klappe im Frontspoiler verborgen. Der Dachhimmel ist weder gemattweißt noch in irgendeiner Form strukturiert, was schade, aber wohl dem Rotstift geschuldet ist. Dafür wird die Innenausstattung durch schön bunt bedruckte Sitzflächen aufgelockert und spannend gehalten. Die Außendekoration ist vorbildlich und professionell, die Scheinwerfer präsentieren sich schön dreidimensional, das Opel-Zeichen im Grill ist ein Fotoätzteil und verstrahlt Wertigkeit. Diese Anmutung teilt das ganze Auto, es wirkt recht wertig. Natürlich sealed, natürlich ungefedert und ungelenkt. Das ist die Produktphilosophie bei MCG und die ist offenbar nicht diskutabel.
Drei Corsas bringt MCG als Erstling, alle sportlich. Den SR kaufte der Kunde ab Fließband, der flinkste Serien-Corsa mit 70 PS. Der Corsa Sprint war auch via Opel-Händler zu haben, entstand aber auf der Irmscher-Schiene. Er basierte auf dem SR, war mit 83 PS die Basis für den Breiten-Motorsport, erhältlich mit Serienkarosserie oder mit Irmscher-Anbauteilen als Breitbau. Für die ganzen Corsa-Spezialmodelle baute Irmscher damals sogar ein Zweigwerk im spanischen Saragossa, wo die Umbauten gleich vor Ort entstanden. Der dritte MCG Corsa ist ein nicht zeitgenössisch, sondern eher modern getunter Wagen in dunklem Rotmetallic mit in Wagenfarbe lackierten Anbauteilen und Felgensternen der Alus im AMG-Penta-Stil, die hinteren Seitenscheiben schwarz getönt – was heute Mode ist und zeitgenössisch nicht Mode war und den Autos obendrein Lieferwagencharakter verleiht. Der modern Getunte ist bezüglich seiner Ausgestaltung der Schwächste des Trios, die formale Gestaltung des Corsa gelang MCG wieder mal sehr gut dank Auftragserteilung an Sonic/Ixo, und wichtig für die Opelaner ist der Corsa A obendrein.
afs



Modellfotos: bat

Foto: Archiv afs

Foto: Opel-Classic
Steckbrief:
MCG 18431 Opel Corsa A SR 1983 gelb, 18432 Corsa A Sprint 1983 weiß, 18433 Corsa A Custom dunkelrotmetallic. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 64,95 Euro.