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News 1:18 Minichamps Porsche 718 Spyder RS (Typ 982) 2024

Der Straßenfeger

Nun auch Minichamps, wie angekündigt, wie erwartet. Dem Cayman GT4 RS von Minichamps folgt mit Konsequenz der Spyder RS. Das macht den Minichamps-Porsche-Sammler froh. Seine lange Reihe bekommt Zuwachs, und eines passt zum anderen.

„Straßenfeger“ ist ein uraltes Wort, das heute niemand mehr gebraucht. Ein Modewort aus den 60er und frühen 70er Jahren. Die Älteren erinnern sich, die Jüngeren kennen es nicht. Und es hat mit Autos gar nicht mal viel zu tun. Verwendet wurde es für Fernsehfilme. Wenn ein Film so spannend und angesagt war, dass alle Besitzer eines Fernsehers auf dem Sofa saßen und guckten, ja sogar jene zu sich einluden, die keinen Fernseher besaßen (das gab’s damals noch zu Hauf!) – dann waren die Straßen leergefegt, kein Mensch auf der Straße. Und deshalb nannte man derartige Filme „Straßenfeger“. Die Francis-Durbridge-Filme damals waren beispielsweise Straßenfeger, die Einschaltquote lag bei rund 90 Prozent. Heute können die Live-Übertragungen wichtiger Fußballspiele noch als Straßenfeger gelten.

Wir verwenden das Wort aber anders, automobil. Die Straße zu fegen bedeutet ja nicht nur, sie mit einem Besen zu reinigen. Es bedeutet, vor allem im Norddeutschen, auch, sich besonders flink über die Straße zu bewegen: Ein Porsche fegt über die Straße. Und dieser, unser Gegenstand der Begierde, der Cayman GT4, tut dies in besonderem Maße. Denn im Gegensatz zu seinem durchaus verwandten größeren Bruder, dem Elfer, hat er bekanntlich seinen Motor nicht im Heck, sondern im hinteren Bereich zwischen den Achsen, hat also ein Mittelmotorlayout. Dadurch ist sein Gewichtsausgleich zwischen vorne und hinten ausgewogener, er liegt besser auf der Straße, hat noch mehr Handling als der Elfer – ja, es gibt Menschen, die einen Cayman dem Elfer vorziehen, weil er fahraktiver ist. Ein Straßenfeger eben.

Zwei gleiche Porsche statt ein Porsche und ein Morris Marina

Das alte Wort, so alt, das es fast schon in der Bibel stehen könnte: Porsche ist Minichamps. Und dann heftete vor einiger Zeit einer seine Thesen an eine Holztüre, auf denen stand: „Das muss nicht sein. Wir können es auch.“ Das war Norev, und Norev forderte Minichamps heraus – zunächst mit dem aktuellen GT3 RS, danach mit Ableitungen desselben wie dem 911 Dakar, jüngst mit dem 718-Brüderpaar. Damit, mit dem Baureihentyp 982, war Norev sogar etwas schneller als Minichamps, deren Modelle Spyder RS und Cayman GT4 RS erst jetzt im Fachhandel erscheinen. Den Minichamps-Cayman präsentierte Caramini-online am 13. September 2025, nun steht der Spyder RS in seiner ersten Farbe auf dem schwarzen Schreibtisch. Unserem Arktisgrauen folgten Modelle in Weiß und Racinggelb, alle mit Weissach-Paket und alle zum selben Preis bereits verfügbar. Weiß und Gelb sind aufpreisfreie Serienfarben, Arktisgrau ist Sonderwunsch und dieser kostet 3213 Euro Aufpreis. Weit teurer ist das Weissachpaket mit 12.000 Euro.

Man mag ob dieser Doppelentwicklungen beklagen, dass Ressourcen verschwendet wurde, was natürlich stimmt. Einer der beiden hätte anstelle des doppelten Porsche auch einen Morris Marina entwickeln können. Aber darüber zu räsonieren, ist müßig. Fakt ist: Die identischen Vorbilder werden von Minichamps und Norev gemacht und der Sammler kann auswählen, welcher Porsche 718 ihm am besten gefällt. Marktwirtschaft von ihrer besten Seite! Wir geben keine Empfehlung ab. Wir beschreiben nur. Die Entscheidung liegt beim Käufer, denn nur er kennt seine persönlichen Parameter. Da spielen nämlich nicht nur objektive Kriterien eine Rolle. Da geht es um Sympathie für den einen oder anderen Hersteller, um die jeweils lieferbare Farbe, um die Machart kleinster Details, oftmals auch um den Preis. Das alles sind keine Dinge, die ein Außenstehender für den jeweiligen Sammler entscheiden kann.

Carbon statt Blech

Das Modell ist, wie üblich, mit höchster Professionalität konstruiert. Minichamps hat Porsche-Routine und spielt sie voll aus. Formal ist der Spyder einwandfrei, keine Schwächen, qualitativ ebenfalls. Konstruktive Neuerungen, quasi eine Weiterentwicklung des Minichamps-Standards, entdecken wir keine. All open, lenkbar, gefedert, rollt gut. Eine eindrucksvolle Erscheinung! Was wir vermissen, ist die genaue Farbbezeichnung, deren Angabe früher bei Minichamps üblich war. Das Modell ist in Arktisgrau lackiert, was aber im Netzauftritt, im Katalog und auf der Verpackung nur als „Grau“ kommuniziert wird. Gerade bei Porsche, auf deren Palette es unzählige Nuancen der gleichen Farbgruppe gibt, die alle einen speziellen Farbnamen tragen, ist das für den Sammler schon wichtig.

Wer keinen Porsche fährt, sondern ihn „nur“ anschaut, erlebt das Weissach-Paket ausschließlich optisch. Also Carbon statt Blech (oder sonstigem Material) respektive Carbondekoration auf Zinkdruckguss (oder sonstigem Material). Das kann Minichamps gut, hochglänzend versiegeltes Carbon auf Flächen, über Kanten, an Rundungen, auf Metall und auf Plastik, außen wie innen – überall dort, wo es hingehört. In Kombination mit Wehrmachtsgrau kein optischer Brüller, sondern halbwegs dezent – wer es anders möchte, möge den Racinggelben kaufen. An der vorderen Haube mit willkommenem Knopf am Fahrgestell als Aufmachhilfe ist gut zu sehen, dass das Carbon auch die Kanten bedeckt. Von innen ist die Haube mattgeschwärzt, und ist sie schon mal offen, so erwähnen wir saubere Haubenlifter und ein mit einer Art Filz ausgelegetes Kofferabteil. Hinten gibt es keinen Knopf zum Öffnen, dafür vorbildliche Haubenkinematik bis zu ungefähr 45 Grad Öffnungswinkel sowie, sehr nett und einzigartig, einem Haubenschloss an der Innenseite des Deckels. Das hintere Kofferabteil ist, ebenso wie der Teppichboden, mit weicherem Material ausgelegt als das vordere. Ob das so sein muss, wissen wir nicht. Womöglich muss es so sein. Die Hitzeschutzschlaufen sind bei Minichamps nicht rot, sondern schwarz und somit unauffällig, aber vorhanden.

Innen: Minichamps setzt ebenfalls auf die Darstellung von Stitching, und weil das Display gerade eine Landkarte anzeigt, ist es ein schöner, heller Farbfleck im zwar zweifarbigen, aber doch dunklen Interieur, schwarz mit Sitzflächen und Nähten in dunklem Karminrot (plus 1755 Euro). Ein Schaltschema auf dem Schaltknüppel gibt es nicht, auch kein Fensterchen zwischen den „Überroll-Höckern“ hinter den Kopfstützen. Sicherheitsgurte hat der Porsche, aber ziemlich versteckt und obendrein schwarz, also kaum wahrnehmbar. Wie üblich, verzichtet Minichamps auf ein Kennzeichen. Das Modell trägt die aufpreispflichtigen Magnesium-Schmiederäder (plus 14.875 Euro), in seidenmattem Indigoblau lackiert (nochmals plus 550 Euro), dahinter rote Sättel.

Bei Porsche ist der 718 RS Spyder ausverkauft, somit nicht mehr individuell konfigurierbar, Bestandsfahrzeuge sind jedoch noch neu verfügbar. Bei Minichamps geht es mit dem 718 RS Spyder nun so richtig los. Feuer frei!

afs

Graues Auto mit Akzenten: Außen Carbon, innen ein wenig Dunkelrot, außen blaue Felgen und knallrote Bremssättel und unter der Vorderhaube an der Kofferraumrückseite ein rotes Warndreieck.
Modellfotos: bat
Bei der Minichamps-Interpretation sind die „Stitches“, also die einzelnen Stickungen, rechteckig ausgeführt und erscheinen uns, einzeln betrachtet, als etwas zu lang gegenüber dem Original.
Detailarbeit: Vorbildliche Haubenkinematik hinten bis zum 45-°-Winkel, schöne Haubenlifter vorne, das Carbon der Vorderhaube auch an den Kanten vorhanden.

Steckbrief:

Minichamps 110063130 Porsche 718 Spyder RS (Typ 982) mit Weissach-Paket 2024 Arktisgrau. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 209,95 Euro.