Was sonst nur Spark macht….
Diesmal sind es Einzelstücke: Die jüngsten beiden 911 GT3 RS-Versionen von Minichamps zeichnen zwei konkrete Fahrzeuge nach, die es jeweils nur ein Mal gibt. Der Eine ist hoch seriös, der andere ist wild, erinnert an Le Mans und hat fast schon psychedelische Allüren.

Wir kennen mittlerweile viele Porsche 911 GT3 RS des eben ausgelaufenen Typs 992/I von Minichamps in 1:18, und alle waren nach dem offiziellen Porsche-Werkskonfigurator konfektioniert. Das heißt, es sind zwar teilweise seltene Farb- und Ausstattungszusammenstellungen, aber es sind Fließbandfahrzeuge – soweit man bei einem GT3 RS vom „Fließbandfahrzeug“ sprechen kann. Die ganz besonderen Porsche, die Einzelstücke, die für VIPs und Promis gefertigten Wunsch-Porsche – die zu fertigen, ist normalerweise Spark vorbehalten. Jetzt hat auch Minichamps diese Zuffenhausener Weihen erhalten. Denn ohne Absegnung aus Zuffenhausen produziert niemand ungestraft einen High-Class-Porsche. Das geschieht stets in Absprache, und Porsche behält sich sogar vor, dass einige Farben/Farbkombinationen gar nicht oder nur von einem dafür lizenzierten Modellhersteller verwirklicht werden dürfen. Minichamps bringt nun zwei Versionen seines feinen GT3 RS, die es jeweils nur ein Mal gibt. Uns ist das recht. Wir müssen nicht das x-te Mal die Charakteristika des Modells anlässlich einer neuen Farbe wiederholen, sondern können auf die beiden Vorbilder eingehen.
Jassirs Silberfisch
Der Silberfisch: Der GT3 RS in der Exterieursfarbe Fischsilbergrau Metallic 505 aus dem Programm „Farbe nach Wunsch“ mit zahlreichen Sonderwunsch-Individualisierungen wurde von einem Katari (so heißen Menschen aus Katar) mit Vornamen Jassim geordert und vom Porsche-Zentrum in Doha ausgeliefert. Jassim ist im Netz unter „Flatsixaddict“ unterwegs und zeigt eine bemerkenswerte 1:18-Sammlung. Das Original trägt die katarische Zulassung 39113; das Modell, wie bei Minichamps üblich, ist zulassungsbefreit. Natürlich Weissach-Paket und 56R 20/21-Zoll-GT3 RS Magnesium-Leichtbau-Schmiederäder, lackiert in Silber statt in Neodyme, die Bremssättel in Hochglanzschwarz lackiert statt in Gelb (Keramikbremse). Der seitliche Schriftzug ist schwarz, jener am Heckflügel, ansonsten ebenfalls schwarz und schier unsichtbar, harmoniert mit der Außenlackierung und erstrahlt in Avery 918 SVC (silbergrau). Auch das seitliche „Weissach RS“-Logo am Flügel ist farbig. Sodann erfreut sich der Katari Jassim über Exterieursfarbe, wo sonst Schwarz oder Carbon vorherrschen: Frontstange, Lufteinlässe an den hinteren Kotflügeln, seitliche Endplatten des Heckflügels. Innen ist der Wagen nach Jassirs Wünschen äußerst personalisiert (oder: individualisiert), Grundfarbe Schwarz mit Agavengrün, Islandgrün und Kreide auf den Sitzflächen. Genau das realisierte auch Minichamps, und es dürfte das bunteste GT3 RS-Interieur sein, das wir je sahen. Minichamps hat ganze Arbeit geleistet, und auf Instagram, wo Jassir seinen Porsche thematisiert, finden ihn die Kommentatoren „sexy“ oder „respektvoll“, „probably the best spec I’ve seen“, und einer schreibt bezüglich des Interieurs von „peace of art“ und meint wohl eher „piece of art“, was man gleich ausspricht, was aber eine eher sinnstiftende Bedeutung hat. Jedenfalls liken 13.000 User Jassirs Porsche. Wenn die alle ein Minichamps-Exemplar kaufen wollten… Sie gingen leer aus. Minichamps macht nur 400. Und etliche davon dürfte Jassir für sich reservieren.
Der Porsche im Le-Mans-Design
Beim ersten Betrachten des 911 GT3 RS im Design des 1998er 911 GT1 aus Le Mans denkt man zunächst an einen potenten und solventen Kunden, der sich das hat maßschneidern lassen, womöglich ein ex-Rennfahrer. 1998 gingen in Le Mans zwei 911 GT1/98 an den Start, identisches Design, Akzentfarbe rotorange beim Einen und gelb beim Anderen, um die beiden unterscheiden zu können. Als optisch gleiches Duo traten zwei 911 RSR zwanzig Jahre später beim IMSA Petit Le Mans in den USA an, Stichwort „Tribut“. Und jetzt wieder ein Duo, straßentaugliche 911 GT3 RS Typ 992/1. Es sind tatsächlich wieder zwei, einer mit rotorangefarbenen Akzenten, der andere mit gelben. Minichamps macht sie beide, unser Fotomuster ist jener, der Rotorange trägt. Das sieht rattenscharf aus und ist bestens umgesetzt. Von jedem gibt es nur 150 Stück. Einen kleinen Kritikpunkt haben wir. Der Wagen trägt offensichtlich kein Weissach-Paket, und dennoch ist die Oberfläche des Daches ein wenig angeraut, als ob sie dafür vorbereitet sei, eine Carbon-Dekoration zu bekommen. Bleibt zum Abschluss noch, den ex-Rennfahrer oder sonstigen VIP zu outen, dem die beiden aktuellen 911 GT3 RS im Le-Mans-Look gehören. Es steht sogar auf den Modellautos selbst, auf der winzigen Plakette an den hinteren Seitenfenstern. Der Text, mit Lupe, zu lesen, lautet: „Le Mans Collection – Personally built for Piëch Family”. Es handelt sich also um durchaus solvente Kunden, in Porsche-Kreisen sogar auf höchster Ebene. Interessant im Rahmen unserer Recherche: Außer einer Insta-Story ist über diese beiden Autos nahezu nichts zu finden. Alles sehr diskret… afs mit Dank an Günter Weirich für Recherchehilfe



Modellfotos: bat




Steckbrief:
Minichamps 110062041 Porsche 911 GT3 RS Coupé (Typ 992/I) 2023 weiß/Dekoration orange und 110062044 dito Fischsilbergrau Metallic. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 400 Exemplare (Jassirs Auto) bzw. 150 Exemplare (Le-Mans-Design). UVP je 209,95 Euro.