Attraktive Zweifarbenlackierung
Nach Taxi und Polizei-Streifenwagen bringt Norev seinen schönen W123er als drittes Sonderfahrzeug: Das Notarzt-Einsatzfahrzeug aus Mülheim an der Ruhr besticht durch eine auffällige Lackierung und seine Blaulichter, aber auch durch allerlei spezifisches Zubehör.
Von Daimler-Benz bekommt der Kunde nicht nur zivile Limousinen, er bekommt, was er will und was er braucht. Auch Spezialfahrzeuge, mit und ohne Blaulicht, mit Taxischild auf dem Dach, mit speziellen Ein- und Umbauten. Einsatzfahrzeuge werden von der öffentlichen Hand finanziert, und damals kaufte selbige nicht unbedingt nach EU-Ausschreibungen das Billigste, sondern nach eigenem Ermessen und aus eigener Erfahrung des Beste. Einen Mercedes zum Beispiel. Gerade Einsatzfahrzeuge haben es oft schwer, müssen unter Belastungen überleben, die ein Privatmann seinem geliebten Mercedes nie antun würde. Ein Notarzt- oder Polizeistreifenwagen beispielsweise, die in Slalomfahrt durch fließenden Feierabendverkehr preschen, bremsen, beschleunigen, manchmal über unausgebaute Strecken rasen und dabei auch noch beladen sind. Und dabei sitzen der Notarzt oder die Polizeibeamten auch noch komfortabel im W123, ebenso wie der Taxichauffeur, der den größten Teil seines Lebens auf dem Fahrersitz verbringt. Daimler-Benz arbeitet mit den Behörden, Institutionen, Berufsgenossenschaften und Ausrüstungsliefanten eng zusammen. So wird der „Arbeitsplatz Auto“ geschaffen, dessen Sonderausrüstungen keine Fremdkörper sind, sondern integrierter Bestandteil. Dabei wird auch die Rückrüstung berücksichtigt, die notwendig ist, wenn der W123 aus seinem aktiven Dienst ausgemustert wird und zum Verkauf steht. Für die Blaulichtklientel und die Taxifahrer bot Daimler-Benz schon damals einen Rund-um-die-Uhr-Reparaturservice an, und späte W123 profitierten davon, nur noch alle 20.000 Kilometer zum Regelservice zu müssen.
Neben dem wohl populärsten Blaulicht-Mercedes, dem Polizei-Streifenwagen, bot Daimler-Benz weitere Spezial-123er an, so den Feuerwehr-Einsatzleitwagen, den ähnlich gestalteten Notarzt-Einsatzwagen und auch einen Krankentransportwagen. All diese Versionen waren mit allen Motoren und sowohl als Limousine wie auch als T-Modell verfügbar. Es gab dafür sogar einen Extra-Prospekt namens „Mercedes-Benz Sonderfahrzeuge“, den aber der gemeine Prospektsammler, also üblicherweise der 13- bis 16jährige Junge, nur selten vom freundlichen Mercedes-Verkäufer bekam. Auch Taxi-Prospekte waren schwierig zu ergattern. Aber am schwierigsten war es stets, einen 600er-Prospekt zu bekommen. In den meisten Niederlassungen war schlichtweg keiner vorrätig.
Den Notfall-Einsatzwagen, die Norev-Neuheit, gab es in unterschiedlichen Lackierungen, je nach Anforderung (und Vorschrift) in Cremeweiß mit orangerotem Streifen und „Notarzt“-Beschriftung oberhalb der Flankenschutzleiste oder, wie von Norev realisiert, in Weiß mit Türen und Hauben in Leuchtorange.
Erste Hilfe vor dem Rettungswagen
Im Notarzt-Einsatzfahrzeug kommt der Notarzt zu Unfällen mit Verletzten zur Erste-Hilfe-Versorgung, bevor der Rettungswagen eintrifft. Der W123-Notarzt-Einsatzwagen teilt viel mit anderen Blaulichtfahrzeugen: das spezielle Armaturenbrett mit Gerätegehäusen und Sprechgarnitureinheit, das Funkgerät im Handschuhfach mit Lautsprechern, dazu mehrere Leseleuchten innen, verstärkter Fahrersitz, eine zweite Steckdose auf der Hutablage, rechts eine abschließbare Türtasche, Gummimatten statt Teppichboden, Aluverkleidung an den Fondtüren, er trägt zwei Blaulichter (von Bosch oder Hella) auf dem Dach, auf Wunsch ein „Notarzt“-Dachschild, hat ein Überholhorn, auf Wunsch Niveauregelung, Fahrtenschreiber, Standheizung, Ölwannenschutz, Haft-Suchscheinwerfer, Warnanlage und werksseitig gab es auch Rotkreuz-Symbole. Die eigentliche Notarzt-Ausstattung im Kofferraum war natürlich nicht werksseitig, sondern stammte individuell von Spezialgeräte- und Ausstattungsherstellern. Norev macht den Wagen im unbeladenen Neuzustand – das heißt, der Kofferraum ist leer. Einen Heckschriftzug trugen die Blaulichtfahrzeuge serienmäßig nicht, und die normalen Pkw-Sonderausstattungen wie beispielsweise Automatik waren natürlich lieferbar.
Das konkrete Norev-Modell stellt einen Notarzt-Einsatzwagen der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr dar, Grundfarbe weiß mit tagesleuchtorangefarbenen Türen und Hauben, „Notarzt“-Beschriftung auf der Motorhaube, Hubschrauber-Kennung auf dem Dach, vorderes Abschlussblech und Unterkante der hinteren Kotflügel mit mattschwarzem Teroson lackiert, Stahlfelgen, korrekte Kennzeichen, Antenne auf dem hinteren Kotflügel, zwei Rundumleuchten auf dem Dach. So weit ist der Notarzt-Mercedes „nur“ eine attraktive Farbvariante des bekannten, zivilen W123ers. Aber Norev tat mehr, ging in die Tiefe. Auf den Teppichboden wollte Norev nicht verzichten, wohl aus der Befürchtung heraus, die Sammler könnten das als Einsparung interpretieren – obgleich es vorbildkonform wäre. Aber das Armaturenbrett wurde modifiziert und trägt gut sichtbar auf seiner Oberseite einen Telefonhörer, an der Beifahrertür-Innenseite ist eine Kelle befestigt. Darüber hinaus entspricht der Notarzt-Mercedes seinen zivilen Brüdern, die nicht genug gelobt werden können und schlichtweg wunderschön sind. Es handelt sich um einen W123 nach der 1982er Überarbeitung. also mit den doppelten Rechteckscheinwerfern, die zuvor dem 280/280E vorbehalten waren, unter der Haube ein Vierzylinder-Vergaser-Motor, was nach Mai 1982 nur ein 200er sein konnte. Das konkrete Fahrzeug aus Mülheim an der Ruhr war ein Mercedes 230, der vor Mai 1980 gebaut wurde. Aber das sind Petitessen, an denen wir uns nicht aufhalten wollen – das Modell ist herrlich!.
afs




Modellfotos: bat



Foto: Archiv afs

Foto: Archiv afs
Steckbrief:
Norev 183834 Mercedes 200 W123 Notarzt-Einsatzfahrzeug 1982. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 99,95 Euro.