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News 1:18 Norev Willys Jeep MB/Ford GPW “D-Day 1944”

Tagesaktuell: Der D-Day-Jeep von Norev

Tagesaktualität ist der Vorteil eines online-Blogs. Am 6. Juni 1944 war der D-Day, am 6. Juni 2024 jährt er sich zum 80sten Mal. Norev bringt anlässlich dieses Jahrestages einen US-Army-Jeep aus dem Zweiten Weltkrieg und Caramini-online stellt ihn am 6. Juni vor. Das ist etwas, was wir in der seligen Print-Caramini nicht geschafft hätten.

Das Jeep-Modell selber ist alles andere als aktuell, eine weitere Neuauflage eben, und die zuvor letzte Neuauflage hatte es Ende 2019 gegeben: ein neutraler, offener Willys Jeep MB ohne jedwede militärische Beschriftung und roter Feuerwehr-Jeep mit Verdeck. Der Norev-Jeep ist lenkbar und hat eine zu öffnende Motorhaube. Etwas anderes geht am Original auch nicht auf, denn etwas anderes hat der Jeep nicht, was aufgehen könnte. Ziemlich einfach nachgebildet ist der Vierzylinder-Reihenmotor mit dem Einfachvergaser, der dank 60 PS aus 2199 cm³ den Jeep auf der Straße 100 km/h schnell macht. Die Windschutzscheibe ist klappbar, das Interieur in seiner ganzen Simplizität wohl nachgebildet. Sitzflächen und Lenkrad aus unlackiertem, schwarzen Plastik, und rundherum ist der Jeep mit all dem behangen, was einen Jeep ausmacht: links am Türschweller Spaten und Axt, hinten Reserverad (die Stiele nicht holzfarben), Jerry Can, Funkantenne (aber keine Maulkupplung, über die das 2019er-Modell verfügte), auf dem linken Vorderkotflügel das Tarnlicht zur abgedunkelten Konvoifahrt (Licht nicht aus der Luft erkennbar, eine müde Funzel, die gerade mal zuließ, das weiße „Leitkreuz“ des voraus fahrenden Fahrzeugs erkennen zu können), zwischen den Sitzen die drei Schalthebel für das Dreiganggetriebe, die Reduktion und zum Einschalten des Allradantriebs. Dahinter befindet sich das Podest, auf dem das Browning-Maschinengewehr M1919A4 cal .30 .30 montiert ist. Das Podest ist nicht sonderlich stabil geraten, der MG-Rückstoß würde es sofort aus seiner Verankerung reißen. Und die Nachbildung des MGs reißt uns wiederum nicht vom Hocker: etwas lieblos, unlackiertes Plastik. Aber Kriegswaffen en miniature gehören auch nicht zur Kernkompetenz von Norev (so wenig wie militärische Fahrzeuge generell).

Von unten macht der Jeep Spaß: schön nachgebildet die beiden archaischen Starrachsen an Blattfedern, das mit einer Stahlplatte geschützte Getriebe mit Kardanwellen nach vorne und hinten. Zu loben ist auch die gute Recherche: Das Modell ist tatsächlich ein Willys MB und nicht die fast identische, französische Lizenz von Hotchkiss, obgleich in Frankreich logischerweise mehr Hotchkiss-Jeeps zu finden sind als originale Willys. Zu erkennen ist dies unter anderem am nicht vorhandenen Startknopf an der Armaturentafel, über den nur der Hotchkiss verfügt. Oder haben wir hier Norev vorschnell gelobt? Haben wir! Denn der Jeep ist keine von Norev geschaffene Form. Das Herstellungswerkzeug stammt von Solido! Solido ging in den Jahren vor 2015 mehrmals Pleite, und bei einer dieser Insolvenzen kaufte Norev vom Insolvenzverwalter ein paar Formen auf (darunter Golf 1, 2CV ’66 und eben auch den Jeep).

Der Kriegs-Jeep als Traktor-Alternative

Der erste, der ursprüngliche, der echte, ja der echteste aller Jeeps ist der Willys Jeep MB. Das ist der Kriegsjeep, der Jeep, mit dem die Alliierten den Krieg gewannen. Nach der US-Invasion, also nach dem D-Day, war er allgegenwärtig, durch den Lend-Lease-Act (eine Art Leasingmodell der Amerikaner zur Unterstützung ihrer Verbündeten mit Kriegsmaterial) auch bei der Anti-Deutschland-Koalition im Einsatz. Er war ein geniales Allzweckfahrzeug, einfach konstruiert, unverwüstlich, leicht und hoch geländegängig dank zuschaltbarem Allradantrieb (Geländereduktion, kein Zentraldifferenzial). Gebaut wurde er von Willys-Overland (370.000 Exemplare bis Kriegsende, Typ Willys Jeep MB) sowie, in unveränderter Lizenz, von Ford (270.000 Stück, Typ Ford GPW). Nach dem Krieg wurden Kriegsjeeps, die in immenser Zahl überlebten, weiterhin militärisch durch die Besatzungsarmeen genutzt, aber auch ausgesondert und gelangten dann an zivile Institutionen wie beispielsweise Feuerwehren. Manche kamen auch in private Hände, wurden teilweise umgebaut und mit einem Hardtop versehen, um allwettertauglich zu sein. Vor allem in der Landwirtschaft waren Kriegsjeeps beliebt, sie waren eine preiswerte Traktor-Alternative und mussten den Pflug ziehen.

Über den D-Day braucht Caramini-online nicht zu dozieren. Das tun heute andere, das Fernsehprogramm ist voll davon, und zahlreiche Feierlichkeiten werden rund um den Jahrestag begangen.

Parallel zum unlimitiert im Fachhandel erhältlichen D-Day-Jeep bringt Norev drei weitere Versionen, jeweils in 200 Exemplaren aufgelegt und nur über den Norev-Onlineshop erhältlich: Jeep mit geschlossenem Verdeck und ohne MG (ebenfalls D-Day), Sanitäts-Jeep mit roten Kreuzen und Follow-Me-Jeep als Einweiser auf dem Flugfeld, oliv lackiert, Verdeck und Motorhaube mit gelb-schwarzen Karos versehen.

afs

Niemand sieht dem Jeep an, ob er ein originaler Willys MB ist oder ein in Lizenz gebauter Ford GPW. Norev dekoriert das D-Day-Fahrzeug mit den korrekten taktischen Zeichen der 1. US-Infanteriedivision („The Big Red One“).
Modellfotos: bat
Den seinerzeit als „Go-Devil“ (Laufteufel) bezeichneten, seitengesteuerten Vierzylinder bildet Norev ordentlich nach, der Block in Oliv lackiert.
Reduktion auf das minimalst Nötige, um im Gelände Auto fahren zu können. Alles weitere mag nett sein, ist aber aus technischer Sicht unnötig. Mit dem Jeep kann man nach dem Kompass fahren. Nur schwimmen kann er nicht.
Ein Kriegs-Jeep, aber keine Kriegs-Szene. Aufnahme in Neu-Ulm 1952, eine Übung der Besatzungssoldaten. Der Jeep ist voll armiert, mit dem Browning-Maschinengewehr. 1952 waren alle US-Soldaten in Alarmbereitschaft, auch die Besatzer in Deutschland, denn der Korea-Krieg war in vollem Gange.
Foto: Stadtarchiv Neu-Ulm

Steckbrief:

Norev 189016 Willys Jeep MB 1942 D-Day oliv mit Maschinengewehr. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 65 Euro.