Samba macht Laune
Der eine war ein Genannter, der andere hieß wirklich Samba. Der VW Sambabus ist unvergessen und mehr denn je ein hochpreisiger Szene-Klassiker, an den kleinen Talbot Samba erinnert sich kaum mehr jemand. Ottomobile erinnert uns daran, mit einem fetzigen und bunten Gruppe-B-Rallyewagen.
1983 wurde der Talbot Samba, ein Klon des Peugeot 104 ZS und Citroën LN, in einer 200er-Spezialauflage gebaut, um als Gruppe-B-Rallyefahrzeug homologiert werden zu können. Der Peugeot-Talbot-Sportchef Jean Todt wollte ihn Privatfahrern und Amateuren anbieten, und den Peugeot 205 T16 für das Werksteam reservieren. Türen und Hauben beim Talbot aus Polyester, Scheiben bis auf Windschutzscheibe aus Plexiglas, vordere Scheibenbremsen vom Peugeot 205 T16, breitere Spur, Alus mit Michelin-TRX-Reifen, Sperrdifferenzial, der 1219-cm³-Vierzylinder auf 1298 cm³ aufgebohrt und dank drei Weber-Vergasern 136 PS stark bei nur 675 Kilo Leergewicht. So gelangte also der kleine, unschuldige Samba in den Adelsstand, zum Gruppe-B-Rallyewagen aufzusteigen. Niemals konnte er sich mit den Monstren messen, aber er schlug sich wacker und tapfer. Sein bestes Ergebnis in der Rallyeweltmeisterschaft war der siebte Platz bei der Tour de Corse 1985, und es war ebenfalls die beste Platzierung, die sein Dompteur, der lothringische Pilot Jean-Paul Bouquet, je erreichte. Das ist für Ottomobile Grund genug, dem schnuckelige Testosteron-Samba einen Podestplatz im Produktportfolio zu gönnen.
Obgleich der Talbot Samba gut in die Ottomobile-Produktpalette passt, war er dort bisher nicht gut, weil nur ein Mal, vertreten. 2013 erschien ein roter Samba in der Ausstattungsversion Rallye, 2018 wurde er in Weiß neu aufgelegt. Kurioserweise nahm sich Ottomobile nie des Samba Cabriolet an, obgleich es gut ins Programm passen würde – auch niemand anderer widmete dem putzigen Cabriolet eine 1:18-Miniatur. Nun also der Gruppe-B-Rallyewagen mit dicken Backen und Frontspoiler aus neuen Formwerkzeugen. Durch die großflächig verbreiterten Kotflügel kommt der Kleine etwas großspurig daher, die Motorhaube durchlöchert mit zwei Lufteinlässen (Fotoätzteile) und einer mittigen Hutze, die (im Original) Plexiglasseitenscheiben rechts und links mit hübsch gemachtem und geöffnetem Ticketfenster, der Innenraum völlig ausgeräumt mit einem Armaturenbrett, das mit jenem des Serien-Samba nichts mehr zu tun hat, Schalensitze mit knallroten Vierpunktgurten, statt der Rücksitzbank ein Reserverad und ein weiß lackierter Käfig plus Karosserieverstärkungen, dazu etwas Rallyegedöns wie Feuerlöscher.
Schön ist die Dekoration, wie üblich mit Klarlack versiegelte Decals. Die Grundfarbe ist weiß, die Streifen sind in den Peugeot-Talbot-Motorsportfarben blau-rot-gelb gehalten, ein großes Talbot-Logo auf dem Dach, und Jean-Paul Bouquet konnte einige Sponsoren an Bord holen: zunächst Peugeot-Talbot Région Est (also das Vertriebsgebiet im Osten des Landes), Shell, Michelin, Rothmans – somit also alle üblichen Verdächtigen, die wir als Sponsoren auf 80er-Jahre-Rallyeautos mögen. Sehr hübsch und sogar leserlich von Ottomobile umgesetzt ist die typisch französische Eigenheit, eine Art „Ausweis“ des Fahrers und Beifahrers am hinteren Seitenfenster zu befestigen, inklusive Passfoto der beiden, worauf die „technischen Daten“ der Fahrer zu sehen sind. Auf Zusatzscheinwerfer, ja sogar auf Nebellampen, musste Monsieur Bouquet offenkundig verzichten. Hätte er bei einer Sponsorensuche auch Cibié kontaktiert, so hätten die ihm bestimmt einen Christbaum vor dem Kühlergrill spendiert. Statt dessen sehen wir das hübsch verchromte Talbot-„T“ im Grill. Auf das Dach gehört eine Antenne zur Selbstmontage, wir haben sie nicht montiert.
afs



Modellfotos: bat
Steckbrief:
Ottomobile OT1116 Talbot Samba Evolution Tour de Corse 1985. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 2000 Exemplare. Preis ca. 100 Euro.