La Giulia che vince
Stilikone, Kultobjekt, magische drei Buchstaben: GTA. GTA steht für den Alfa-Romeo-Motorsport, und die Bertone-GTA-Modelle gehören zu den faszinierendsten Alfas überhaupt. Maxichamps bringt den dickbackigen 1300 GTA Junior in Corsavariante und wird dem kultigen Vorbild voll gerecht.
Er war erst 21 Jahre alt, als ihn Bertone zum Leiter seines Stylingstudios machte: Giorgio Giugiaro war und ist ein Ausnahmetalent in Sachen Karosseriedesign, und zusammen mit dem Simca 1000 Coupé war das Alfa Romeo 2600 Sprint Coupé von 1960 sein erstes Großserienprodukt. Im gleichen Stil, nur eine Nummer kleiner, kreierte er das Coupé auf Basis der Alfa Romeo Giulia, den Giulia GT Sprint ab 1963. Ein Dauerbrenner, heute noch attraktiv, wohl einer der populärsten Alfas aller Zeiten. Die Italiener verehren das Coupé ikonenhaft, und die Europäer lieben es auch – vor allem, weil es Wettbewerbsversionen gibt, die nicht nur gut aussehen, sondern auch erfolgreich waren – und es heute noch sind, im historischen Motorsport.
So rennt Maxichamps mit einem Alfa Romeo 1300 GTA Junior sicherlich offene Türen ein. Das Modell ist eine Wiederauflage, es erschien erstmals im Sommer 2007, damals natürlich in Rot. Die beiden Maxichamps-Reeditionen, ebenfalls Rosso Alfa und auch Silber, sind neutrale, halbwegs zivile Fahrzeuge, eine Autodelta-Version, aber ohne Startnummern. Autodelta war der Haus- und Hoftuner von Alfa Romeo, gegründet 1963 von Carlo Chiti und Lodovico Chizzola im Friaul, 1966 Übernahme durch Alfa als selbständige Tochtergesellschaft. Die Blütezeit von Autodelta waren die 60er und 70er Jahre. Hauptsächlich für Autodelta bestimmt waren die GTA-Versionen der Giulia, also Sprint GTA und GTA 1300 Junior zwischen 1965 und 1975. Das „A“ steht für Allegerita, also erleichtert, denn die GTA waren auf konsequenten Leichtbau getrimmt: innen spartanisch, außen Aluminiumlegierung (Peraluman), Motorsportfahrwerk, Magnesiumfelgen und ein vielfach modifizierter Motor (Doppelvergaser, zwei obenliegende Nockenwellen, Doppelzündung). Waren die erleichterten Karosserieteile anfangs aus Aluminium, so wurden sie ab 1970, als der GTA 1300 Junior so richtig breit wurde, aus Kunststoff gefertigt. Als Hersteller in den Papieren fungiert Autodelta, nicht Alfa Romeo. Der GTA 1300 Junior, die Maxichamps-Neuheit, erschien 1968 als etwas preisgünstigere Version. Statt serienmäßiger 87 PS schöpfte der kleine GTA 96 auf der Straße und 160 bis 180 in der Corsavariante (und das bei 760 Kilo Leergewicht!) aus 1290 Kubik; 493 Fahrzeuge (andere Quelle: 447 Stück), 193 straßenzugelassen, 300 für Rennsporteinsätze. Auch in der 1,3-Liter-Klasse fuhr der erleichterte Alfa zahlreiche Siege heim: Enrico Pinto gewann 1969 den Tourenwagen-Europapokal, 1970 war Carlo Truci der Champion und Karl Wendlinger Senior holte den Titel in der österreichischen Tourenwagen-Meisterschaft. Und 1972 sorgte der GTA Junior sogar für einen weiteren Europameister-Titel, vor Ford und BMW. Solange es den 1300 GTA Junior gab, war er ein siegfähiges Auto in seiner Klasse. Das Kürzel GTA steht bei Alfa Romeo somit für eine imageträchtige Motorsporterfolgsserie und ist so populär, dass es im neuen Jahrtausend wieder abgestaubt wurde (156 GTA, 147 GTA, Giulia GTA).
Formal ist das Maxichamps-Modell erste Sahne, von den Einzelscheinwerfern (typisch für den GT 1300 Junior und GTA Junior) über die „Kante“ und den Licht durchfluteten Pavillon mit den dünnen Fensterstreben bis hin zum sinnlichen Stufenheck. Natürlich keine Stoßstangen, denn der GTA geizte mit jedem Pfund. Trotzdem es keine Startnummern trägt, ist das Maxichamps-Modell keine Straßenversion, sondern ein Motorsportgerät (eben im Auslieferungszustand, ohne Sponsorenaufkleber, ohne Nummern) mit herrlich breiten Kotflügeln (ab 1970 homologiert). Die speziell für den GTA kreierten Campagnolo-Magnesiumfelgen bildet Maxichamps in Silber nach, nicht in Gold. Serienmäßige Lackierungen der schmalen Straßenversion waren Rosso Alfa (AR501) und Biancospino (AR013), und so ist naheliegend, dass die Dickbackigen in denselben Farben erschienen. Der silberne Wagen dürfte also bereits eine individuelle Team-Lackierung haben, ist aber noch nicht mit Rennnummern und Sponsorenklebern zugekleistert. Sehr schön ausgeführt ist die Dekoration: Flankenstreifen ab Türe rückwärts, auf dem Kotflügel das vierblättrige Kleeblatt (Quadrifoglio Verde). Und auf der Motorhaube, groß und prominent, das Alfa-Zeichen, „Il Biscone“, die Drachenschlange mit Krone, das Wappentier der einflussreichen Mailänder Familie Visconti, die ihr Zeichen anno 1111 in das Mailänder Wappen integrierte. Weiß ist die Dekoration beim roten Alfa, grün beim Silbernen. Abschließend ein Wort zum „Macher“ des Modells: Produktmanager und somit Creator Spiritus war Norev-Mann Sascha Voss zu Zeiten, als er noch für Minichamps tätig war.
afs


Modellfotos: bat

Foto: Hans Peters für Anefo
Steckbrief:
Maxichamps 120600 Alfa Romeo 1300 GTA Junior 1970 rot und 120601 dito silber. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. UVP je 37,95 Euro.