Der bundesrepublikanische Klassiker
Der Golf I war so gewöhnlich, dass man ihn fast schon vergisst, wenn man über den vergangenen Alltag berichtet. Denn man erinnert sich des Außergewöhnlichen, nicht des Selbstverständlichen. Umso besser, dass uns Maxichamps den Golf I in Erinnerung ruft, in seiner letzten Ausbaustufe und in seiner luxuriösesten Ausstattung GLS. Da trug er sogar Chromradkappen.
Natürlich ist der Golf I alt, ein Klassiker, per Definition ein Oldtimer. Vor über 50 Jahren erschienen! Und irgendwie ist er doch nicht alt. Denn er repräsentiert das damals neue und seither nicht veränderte Layout bei Volkswagen, Frontantrieb, quer eingebaute Motoren, Kompaktklasseformat mit schrägem Heck und großer Klappe – letztlich hat sich in Sachen Golf daran bis heute nichts geändert. Das ist ähnlich wie beim Käfer, damals, als es in Deutschland noch allenthalben käferte. Zu Zeiten des Mexiko-Käfers, also in den 80ern, und noch in den 90ern waren sie auf der Straße, gab es auch rund 50 Jahre alte Käfer. Und die wurden ebenso wenig als „alt“ eingestuft wie heute ein Golf I. Denn ein Brezelkäfer war eben nicht grundsätzlich anders als ein Mexikokäfer.
Als der Golf I auf den Markt kam, war das Genre des detailgetreuen Spielzeugautos im Maßstab 1:43 auf ziemlich absteigendem Ast. Wirklich gute Einser-Gölfe in 1:43 gab es eigentlich nur von Solido (Zweitürer) und Schuco (Viertürer), die Norev-Interpretation aus der Jet-Car-Serie war auch ganz ordentlich, das Gama-Modell war zu groß und Gama-üblich ziemlich grob. Richtig gute Gölfe der ersten Generation kamen erst nach 1990 auf den Markt, als aus dem Spielzeugauto ein Modellauto wurde. Die Platzhirsche widmeten sich seiner, denn niemand kommt an ihm vorbei. Minichamps ließ sich relativ viel Zeit mit dem Einser-Golf, bis 2013, brachte dann aber gleich die (fast) ganze Familie: einen zweitürigen Golf GLS, einen GTI mit Pirelli-Felgen und das Cabriolet. Nur einen Rucksack-Golf, also den Jetta, machte Minichamps nicht. Minichamps setzte auf spätgeborene Gölfe: Sie tragen die Kunststoff-Stoßfänger (ab Modelljahr 1979) sowie die größeren Rückleuchten und das neue Armaturenbrett (ab Modelljahr 1981), und das Pirelli-Sondermodell des GTI war 1983 das Abschiedsgeschenk des Werkes an die GTI-Freunde. Ab 1980 trugen die feiner ausgestatteten Fahrzeuge überdies kleine Chromradkappen in Felgenmitte, der GL und der GLS. Dergestalt miniaturisierte Minichamps also seinen Golf, und der kommt nun in zwei Farben als Maxichamps-Modell wieder. Als Baujahr wird 1980 angegeben, und das stimmt für den GLS, denn die ersten Fahrzeuge des Modelljahrs 1981 wurden schließlich im Herbst/Winter 1980 gebaut. Der Rote trägt das unvermeidliche Marsrot L31B, das zarte Gelb ist Lemongelb LA1D, und als Extra trägt der GLS einen rechten Außenspiegel.
Formal ist das Modell gut gelungen, und die GLS-spezifischen Teile berücksichtigte Maxichamps: Der Golf trägt Radkappen, Chromleisten auf den Kunststoff-Stoßfängern, den korrekten Heckschriftzug, sehr schön gemacht sind die dreifarbigen Heckleuchten, und die Seitenschutzleiste ist nicht nur erhaben geprägt, sondern vorbildgerecht in eine Karosserievertiefung eingebettet. Unter all den modernen Golf-I-Interpretationen (Norev, Ixo, Vanguards, Minichamps) hatte Minichamps eindeutig das beste Händchen und den fähigsten Formenbauer.
afs


Modellfotos: bat

Steckbrief:
Maxichamps 055160 Volkswagen Golf I GLS 1980 gelb und 055161 dito rot. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. UVP je 37,95 Euro.