Das Logo als Neuheit
Da war ein Modell der Alpine A110 von Solido in 1:43, ein Ewigkeitsmodell. Es erschien, als die Alpine ihren sportlichen Höhepunkt hatte, Anfang der 70er Jahre, und war zehn Jahre lang im normalen Solido-Programm. Danach erschien es weiterhin, mal unter dem Label Verem, mal als Sondermodell für Kioskserien. Diesem Modell lag ein Decalbogen bei. Das große, weiße Logo mit der umrandeten Schrift „Alpine“ und „Renault“ und dazwischen dem Renault-Rhombus, das über den hinteren Radauschnitten angebracht war, war Bestandteil der Decals. Der Junge oder auch schon der Sammer konnte es dort anbringen – oder auch nicht. Es war seine Entscheidung und es kostete ihn einen Aufwand von ein paar Minuten. Und obendrein machte es Spaß, Nassschiebebilder zu platzieren.
Heute, in Zeiten bedruckter Modellautos, hat der Sammler diese Entscheidung, zumindest in 1:43, nicht mehr. Wenn Norev seine Ur-Alpine, die A110 aus den 60er und 70er Jahren, neu auflegt, so entscheidet Norev, ob sich der Arbeitsschritt „Bedruckung mit Alpine-Logo“ rechnet oder nicht und stattet das Modell damit aus oder nicht. Aktuell kommt die A110 als 1973er 1600 S erneut, im typischen, metallisierten Blau. Gab’s schon, aber bei der Neuauflage legt Norev Wert auf die Feststellung „with side logo“, also mit seitlichem Schriftzug. Wer die Alpine im gleichen Blaumetallic bereits hat, aber ohne Logo, und Wert auf selbiges legt, muss sich eine Zweit-Alpine zulegen. Früher, als das Wetter besser war, hätte er nur ein Modell gebraucht und frei entscheiden können. Aber früher war eben nicht nur das Wetter besser. (Darf man das überhaupt noch sagen?)
Die Alpine A110, die originale, nicht der zweite Aufguss, kam 1961 zur Welt und wurde bis 1977 gebaut. Zierlich, elegant, fließend, hübsch, ausgewogen gezeichnet, dabei sportlich und potent. So sehr, dass sie 1971 und 1973 Rallye-Weltmeister wurde. Ein unvergessliches Automobil! Der A110 erfuhr im Laufe seines langen Lebens etliche kleinere optische Modifikationen und wurde immer stärker. Der auf 115 PS getunte 1,6-Liter-Motor aus dem R16 TS hielt 1969 Einzug, 1970 bekam er dank Doppelvergaseranlage 10 Mehr-PS, die Alpine hieß nun A110 1600 S und wies einen negativen Sturz der Hinterräder auf. 1971 wurden die Vorderblinker verlegt und die Lufteinlässe beiderseits des (hinteren) Motordeckels trugen eine Art Spoiler. So steht das Norev-Modell vor uns und ist deswegen ein Modelljahr 1971/72 und kein 1973er, wie uns Norev glauben machen möchte. Denn 1973 gab es keinen Zusatzblinker oberhalb des Schriftzugs auf den Vorderkotflügeln – welchen die Miniatur aber noch aufweist.
Es gibt in 1:43 viele alte A110, nahezu jeder Hersteller hat eine im Programm – alleine wegen der Monte-Siege. Die Norev-Interpretation gehört zu den guten, ist aber nicht die beste. Man sieht dem Formenbau sein Alter an, aber es ist ein Modell, das man sich guten Gewissens in die Vitrine stellen kann.
afs


Modellfotos: bat

Steckbrief:
Norev 517826 Alpine A110 1600 S 1971 blaumetallic mit „Alpine“-Logo. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. UVP 35 Euro.