Faszination Modellautos

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Norev/Modelissimo Opel Manta B i200 1984

Die Hälfte von 400

Für den Manta-Enthusiasten ist der 400er der Heilige Gral. Doch so mythisch das wundertätige Gefäß aus der Artus-Legende, das ewige Lebenskraft spendet, ist, so selten kommt man an einen Opel Manta 400. Manchmal tut es auch die Hälfte, 200 statt 400: Der Irmscher Manta i200. Den macht nun Norev in einer Sonderserie für Modelissimo.

Ein kleines i. Der Buchstabe im Alphabet, der am wenigstens Substanz besitzt. Ein Strichlein und ein Pünktchen darauf. Und doch so viel versprechend: i für Irmscher. Von Irmscher stammt der Manta 400. Doch nicht nur er. Da gab es so manches Sondermodell aus der schwäbischen Tuningfabrik, entweder nur über die Irmscher-Schiene vertrieben oder via Opel-Händler weithin lieferbar. Fast alle Mantas der letzten Baujahre, die Manta GSi Exclusiv mit dreiteiligem Heckspoiler und Doppelscheinwerfergrill, kamen vom GM-Standort Antwerpen, wo sie hergestellt wurden, zunächst nach Remshalden zu Irmscher, wo aus einem Serien-GSi ein GSi Exclusiv wurde. Und dann die i-Modelle, die speziellen Irmscher-Modelle: Auf Manta schuf Irmscher den Manta Real 1982, i240 mit 2,4 Litern (knapp 600 Stück 1984) und den feudalen i300 mit der Sechszylindermaschine des Senator/Monza, nur 27 Exemplare 1984. Alles stückzahlenmäßig kleine Fische! Ein Erfolg mit 3074 Exemplaren war der Manta i200, lieferbar 1984/85 in Polarweiß oder Astralsilbermetallic, dekoriert im Streifendesign des damaligen Opel-Motorsport-Sponsors Rothmans – ein GT/E mit 2-Liter-Einspritzer, leicht getunt von 110 auf 125 PS. Innen besticht der Manta i200 durch das komplette GT/E-Interieur mit schwarzem Dachhimmel, Besonderheit sind Sitzbezüge und Sportlenkrad. Der i200 trägt vorne Recaro-Schalensitze, und die Bezüge der Sitzflächen sind hier ebenso wie an der Rücksitzbank mit großflächigen Opel-Emblemen versehen. Die Felgen sehen auf den ersten Blick aus wie die Alus vom Senator oder Monza, sind aber 14-Zöller im GT/E-Design (Reifen 195/60 R 14), in Karosseriefarbe lackiert, also weiß oder silbern. Dahinter stecken modifizierte Irmscher-Bremsen, innen belüftete Scheiben vorne, das Ganze gepaart mit dem Irmscher-Sportfahrwerk, obendrein eine mit 3,44 sportlichere Hinterachsübersetzung. Ansonsten sieht der i200 optisch aus wie die letzten Manta GSi Exclusiv: Doppelrundscheinwerfer anstelle der serienmäßigen Breitbandleuchten, GSi-Frontschürze, hinten der dreiteilige Heckspoiler, schwarze Blende zwischen den Rückleuchten, das Kennzeichen sitzt darunter auf der Heckschürze, optional Schiebedach, innen Dreispeichen-Lederlenkrad mit spezifischer Prallplatte. Die Kotflügel sind nicht verbreitert, aber zum i200 gehört ein Schweller-Anbausatz, der sich im hinteren Bereich bis auf halbe Höhe an den Radausschnitt anschmiegt.

Wer Rothmans sieht, denkt an den Walter

Und dann natürlich die Rothmans-Streifensätze rings um die Karosserie im unteren Bereich. Von oben nach unten ein breiter blauer Streifen, dann eine goldene Trennlinie zum nächsten breiten Streifen in Karosseriefarbe, der wiederum mittig von einem roten schmalen Streifen geteilt wird. Dann das Ganze spiegelverkehrt erneut: schmaler goldener Streifen und dann der blaue Bereich bis zum Karosserieabschluss. Diese Streifen sind geklebt. Ebenso geklebt sind die Schriftzüge, das „i200“ beidseits an den Türen und seine Entsprechung auf der linken Seite des Kofferraumdeckels.

Das Kernstück des Opel Manta i200 ist der Motor. Basis ist der 2-Liter-cih-Einspritzer aus dem GT/E, der ab Herbst 1984 GSi hieß. Irmscher wandte klassisches Motortuning an, um dem Manta 15 Mehr-PS zu entlocken, ohne seine Alltagstauglichkeit und Servicefreundlichkeit einzuschränken: scharfe Nockenwelle für das Aggregat, ohne Hydrostößel und mit einem speziellen Zündverteiler, Leichtmetallzylinderkopf statt Graugusskopf, Bosch LE-Jetronic. Der i200 holt seine Leistung über etwas höhere Drehzahlen, 6000 statt 5400 Umdrehungen. Dem normalen GT/E respektive GSi ist der i200 also nur im höheren Drehzahlbereich überlegen, aber er bietet bessere Fahrwerte: Höchstgeschwindigkeit immerhin 198 km/h statt 187 km/h, für den klassischen Spurt auf Tempo 100 braucht der i200 9,3 Sekunden. Serienmäßig trug er ein Fünfganggetriebe, doch es gab optional das Getrag-Sportgetriebe vom Ascona 400.

1984 stand der Manta i200 in den Opel-Ausstellungsräumen der Republik. Die meisten waren weiß lackiert, und automatisch summte der Betrachter den damaligen Tophit von Madonna vor sich hin, „Like a Virgin“. Denn in der ersten Hälfte der 80er Jahre war die Optik-Tuningwelle auf ihrem Höhepunkt, der Betrachter war anderes gewöhnt als das, was Irmscher mit dem i200 bot. Mit seinem optischen Soft-Tuning mutete er im Jahrzehnt des Tuning-Wahns fast schon diskret  an. Aber er war attraktiv, und die Streifen im Rothmans-Design gaben sich als Markenbotschafter und als Erinnerung an Walter Röhrls Fahrermeisterschaftstitel auf Rothmans-Ascona 400 im Jahre 1982. Wer den i200 fuhr, fühlte sich wie ein kleiner Walter. Wer diskret und scheu war, für den taugte der i200 nicht. Wer es krachen lassen wollte, benötigte mindestens den Manta 400 (oder im besten Fall den Manta Extrem vom Tuner Mattig). Und die 3074 Kunden dazwischen, für die war der i200 richtig: Ein in höchstem Maße ausgereifter Wagen mit einer dezenten Leistungssteigerung und einem Look, mit dem man nicht in die Ecke des Tuning-Proleten gesteckt wurde, aber dennoch vor der Disco am Samstagabend vorfahren konnte und sich nicht zu schämen brauchte. Man(n) kam alleine, aber man(n) fuhr nicht mehr alleine von dannen.

Reinweiß like a virgin: Das Jahr wird mantös

Norev hielt sich an fast alle Vorgaben und miniaturisiert den i200 im Rothmans-Design prima. Jedoch fehlt die schwarze Blende zwischen den Rückleuchten, und deswegen sitzt das hintere Kennzeichen auch nicht dort, wo es sein sollte, nämlich unten auf der Heckschürze. Darüber hinaus ein einwandfreier und hervorragend geformter Opel Manta B in Facelift-Version, einer von deren vielen, die da kommen werden. Modellissimo hat schon einige Sondermodelle erhalten (denn die Initiative zum Bau dieses Models geht von Modelissimo aus), Norev selbst wird mit gebührendem Abstand die Fachhandelsmodelle lancieren. 2024/25 wird ziemlich mantös. Und nach Madonna wollen wir noch Marlene Dietrich in Erinnerung rufen, leicht abgewandelt: „Ich bin der fesche Manta, der Liebling der Saison…“.

afs

Auf die Frage, ob es genügend Manta-B-Versionen geben könne, wird ein Enthusiast ein entschiedenes Nein antworten. Norev ist noch in der Frühphase. Da kommt so einiges auf uns und die Manta-Jünger zu, mit Stufenheck ebenso wie mit Schrägheck.
Modellfotos: bat
„Like a Virgin“: Jungfräulich weißer i200 mit Rothmans-Streifendekor und Felgen in Wagenfarbe. Ansonsten optisch wie ein GSi Exclusiv.
Foto: Archiv afs
Nicht nur für den deutschen Markt: Der i200 wurde auch exportiert, dieses Exemplar trägt eine britische Zulassung und das Lenkrad auf der rechten Seite. Und er trägt ganz offensichtlich die schwarze Heckblende und das Kennzeichen auf der Heckschürze.
Foto: Archiv afs
Die großen Opel-Signets auf den Sitzflächen zeichnete Norev gut nach. Warum die durchgehenden gelben Streifen an deren seitlicher Begrenzung bei Norev ein Reißverschlussmuster erhielten, bleibt deren Geheimnis.
Serienmäßiges GT/E- respektive GSi-Interieur, aber speziell gestaltete Sitzflächenbezüge mit Opel-Logos auf den Recaros und durchgehenden gelben Streifen an der Sitzflächenbegrenzung.
Foto: Archiv afs
Seltenes Stück Altpapier: Steve Thompson Cars war der britische Importeur für Irmscher und gab ein eigenes Prospektblatt für den i200 und i240 heraus. Der i240 trägt, wie zu sehen ist, keine Heckblende.
Foto: Archiv afs

Steckbrief:

Norev 183300 Opel Manta B i200 (Irmscher) 1984 weiß. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 750 Exemplare exklusiv für Modelissimo. UVP 69,95 Euro.