Von blauen und silbernen Wundern
Caramini-online proudly presents… – Wir freuen uns, die schönen und detaillierten Miniaturen von LeGrand, einer Marke von Lemke-Collection, präsentieren zu dürfen. LeGrand hat sich auf die Verkleinerung von Mercedes-Rennsportfahrzeugen im Maßstab 1:87 spezialisiert (neben den Großmodellen in 1:8). Jetzt gibt es die bereits bekannten Modelle in unveränderten Neuauflagen, aber auch in neuen Versionen. Besonders wunderbar ist das Blaue Wunder. Wen wundert’s?

Bei den Modellen handelt es sich um das Mercedes 300 SLR „Uhlenhaut Coupé“ (W196S), den 300 SL Roadster (W196S) in zwei Ausführungen und das „Blaue Wunder“, den legendären Mercedes-Renntransporter. Das Uhlenhaut-Coupé ist nach dem Leiter der Mercedes-Renn- und Versuchsabteilung Rudolf Uhlenhaut benannt und wurde in nur zwei Exemplaren gebaut. Eigentlich waren die Fahrzeuge für Rennzwecke vorgesehen. Da sich Mercedes aber nach dem fatalen Unfall von Pierre Levegh in Le Mans 1955 mit 84 Toten aus dem Rennsport zurück zog, fuhren die beiden Coupés auf keiner Rennstrecke. Uhlenhaut nutzte daraufhin ein Coupé als Dienstfahrzeug. Erst 1987 kehrte Mercedes zum Rundstreckenmotorsport als Motorenlieferant des Sauber-Teams zurück. Das Fahrzeug mit roter Inneneinrichtung gab es schon von LeGrand, jetzt ist die zweite Variante mit blauen Sitzen an der Reihe. Das Original des „Roten“ wurde im Mai 2022 von Mercedes für die Wahnsinnssumme von 135 Millionen Euro versteigert. Das Auktionsergebnis bildete das Grundkapital für den „Mercedes-Benz Fund“ zur Förderung von Nachhaltigkeitsprojekten.Als Wiederauflage bringt LeGrand den Mercedes 300 SLR (W196S) Rennwagen mit zwei Sitzen mit der Startnummer 722, der von den Engländern Stirling Moss und Denis Jenkinson bei der Mille Miglia 1955 pilotiert wurde und auch den Sieg nach 1600 Kilometern erringen konnte. Besonders erwähnenswert ist der Union Jack, die britische Nationalflagge, auf den Kopfstützen. Sehr schön sind zudem die filigranen Speichenfelgen nachgebildet. Ein Holzlenkrad und die vorbildgerechte Gestaltung der Sitze tragen außerdem zum gelungenen Gesamteindruck bei.
Der schnellste Renntransporter der Welt
Irgendwie müssen die Rennwagen zur Rennstrecke transportiert werden. Der erfolgreiche Rennleiter Alfred Neubauer dachte auch an die Randerscheinungen seines Metiers, an Renntransporter und Werkstattwagen. Die Idee selber kam vom Meister Nägele. Er leitete versuchsweise eine Abteilung, in der Chassis- und Fahrwerksmonteure, Motorenspezialisten und Karosseriebauer Prototypen bauten. Die Vorgaben waren klar: Der Transporter musste einen Grand-Prix- oder SLR-Rennwagen möglichst schnell transportieren können, brauchte also eine starke Maschine und entsprechend dimensionierte Bremsen. Und gut aussehen sollte er auch.
Mehrere Mercedes standen Pate für das Einzelstück: Der vorne und hinten verlängerte X-Rohrrahmen des 300 S bildete das Rückgrat, der Motor des 300SL (von 215 auf 192 PS gedrosselt) sorgte für Vortrieb, Teile des Interieurs und des Fahrerhauses wie die Türen stammten vom 180. Vorne wurde eine Doppel-Querlenkerachse mit Schraubenfedern, hinten eine Mercedes-typische Pendelachse montiert. Zuständig für die Verzögerung waren vier hydraulische Verbund-Trommelbremsen, eine Scheibenbremse zwischen Kardanwelle und Differenzial sowie – ein Novum bei einem Pkw-Motor – eine Motorbremse. So sportlich war kein Lastwagen. Je nach Beladung rannte der Renntransporter 160 bis 170 Kilometer pro Stunde, und das bei einem Gewicht von 2100 Kilo ohne Rennwagen.
Das Blechkleid war ein futuristischer Traum, an dem sich Stilisten mit all ihrer Phantasie und Kreativität austoben durften. Das Mittelteil des Führerhauses stammt vom 180, ist aber verbreitert, den kurzen Bug ziert ein 300SL-ähnlicher Chromkühlergrill mit großem Stern. Die Kotflügelstummel und Scheinwerfer entstammen vom Ponton-180. Richtig genial ist der hintere Kabinenabschluss mit seiner nach außen gekehrten „Nase“, in deren Mündung genau das Vorderteil eines Rennwagens passt. Der hintere Transportteil schließt stilistisch an die Fahrerkabine an und das Ganze wirkt wie aus einem Guss. Der komplette Wagen ist verkleidet, rund, stromlinienförmig.
Mitte des Jahres 1954 war das Unikat fertig, strahlend blau lackiert und mit imposanten Maßen: zwei Meter breit, 6,75 Meter lang mit einem Radstand von 3,05 Metern, dabei nur 1,75 Meter hoch. Ein Ausbund an Sportlichkeit und Dynamik. Bald wurde ihm – aus welchem Munde auch immer – der Übername „Das blaue Wunder“ zuteil. Seine aktive Zeit war kurz, denn im Herbst 1955 zog sich Daimler-Benz aus dem Rennsport zurück. In dieser Zeit war der Mercedes-Renntransporter ein Star im Fahrerlager und auf den Autobahnen Europas. Die Neugierde war so groß, dass den Wagen bald der aufgepinselte Schriftzug „max. speed 105 mph“ (Höchstgeschwindigkeit 170 km/h) zierte.
Eigentlich war seine Zukunft sicher: Zusammen mit einem 300SLR Huckepack sollte der Transporter im Daimler-Benz-Museum ausgestellt werden. Doch dessen Statik ließ das schwere Ensemble nicht zu, und der Transporter fand keine Ruhe. Er musste Frondienste leisten im Fahrversuch, wurde herunter geritten und vernachlässigt, und zwölf Jahre später lohnte sich seine Reparatur nicht mehr. Im Dezember 1967 wurde der legendäre Mercedes-Renntransporter von 1954 verschrottet. Der heute existente Renntransporter ist ein Nachbau aus den Händen des Restaurierungsspezialisten Mika des Tim Kampschulte in Mölln (6000 Arbeitsstunden zwischen 1993 und 2000) und im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart zu bewundern. Im Gegensatz zur Ankündigung liefert LeGrand unter der Artikelnummer LE87311 ein unbeladenes Modell des Blauen Wunders. Als neue Version kommt der Renntransporter mit einem Mercedes 300SLR mit der Startnummer 658 und nur einem Sitz, denn der Argentinier Juan Manuel Fangio ging ohne Beifahrer an den Start zur Mille Miglia 1955. Seine Startnummer entsprach der Startzeit, 6:58 Uhr. Fangio kam auf den zweiten Gesamtplatz. Das authentisch bedruckte Modell trägt natürlich die argentinische Flagge auf der Kopfstütze.
kr/afs


Modellfotos: kr






Fotos: Archiv Daimler-Benz
Steckbrief:
LeGrand LE87301 Mercedes 300 SLR Uhlenhaut-Coupé W196S „Der Blaue“ 1955. Karosserie silbermetallic. IA blau. LE87302 dito Roadster zweisitzig, Sieger Mille Miglia 1955. Sitze blau. Lenkrad holzfarben. Startnummer 722. Fahrer Stirling Moss und Denis Jenkinson. Kunstoffmodelle. UVP jeweils 32,90 €.
LeGrand LE87311 Mercedes Rennwagentransporter „Blaues Wunder“ 1954. FH und Aufbau blau. Ladefläche silbermetallic. Kennzeichen „W21-6568“. UVP noch nicht bekannt. LE87312 dito mit aufgeladenem Mercedes 300 SLR W196S, Mille Miglia 1955. Startnummer 658. Fahrer J. M. Fangio. UVP 76,90 €.