News 1:12 Norev Citroën DS19 1959

La Déesse sur Boules – die DS auf Kugeln

Abgestufte Nuancen des Orange, ein Automobil auf Kugeln. Ein Automobil? Oder fast schon etwas Organisches? Lebt die DS? Norev zeichnet „La Déesse sur Boules“ nach, die DS auf Kugeln. Die Zweitauflage in nicht originalgetreuer Farbe. Aber farblich noch aufregender als das Original.

Ein Schwimmwagen war sie nicht, die ungewöhnliche DS auf dem Citroën-Stand auf dem Pariser Automobilsalon im Jahre 1959, vier Jahre nach der offiziellen Markteinführung. Sie war vielmehr ein weiterer Coup der rührigen Werbeabteilung des französischen Autoherstellers, die es auch schon vermocht hatte, nachts den Eiffelturm mit dem Markennamen zu beleuchten. Damals funktionierte Kommunikation noch über intelligente Bildhaftigkeit und nicht über von einer KI gedichtetes Geschwätz, und jeder Besucher sah schon von weitem, worum es hier ging – nämlich um das revolutionäre Federungssystem des weiterhin am meisten avantgardistischen Serienautos der Welt. Hinter der kreativen Citroën-Werbung steckte ein kreativer Citroën-Kopf, der Werbeleiter Claude Puech. Er ist auch der Schöpfer jenes Motivs, das die DS auf vier Bällen über einer Wasserfläche zeigt. Das Bild ging um die Welt und prägte nachhaltig das Renommee der DS als avantgardistisches und fortschrittliches Automobil. Das originale Fahrzeug in der Citroën-Farbe Ecaille Blonde AC306 ist verschwunden, aber seine Neuerschaffung war einer der Stars der Rétromobile im Februar 2025.

Was den informierten Kenner der Citroën-Historie überraschen wird, ist die ebenso attraktive wie nicht originale Farbgebung des hier vorgestellten Modells im Maßstab 1:12. Es gibt bereits ein Modell in authentischer Farbstellung. Deshalb hat sich Norev für die zweite Auflage eine von gelb nach rot verlaufende Streifenlackierung ausgedacht. Diese nimmt das Motiv der anlässlich des siebzigsten Präsentationstages der Baureihe auf der Pariser Oldtimermesse Rétromobile gezeigten Replika mit einer changierenden Lackierung auf und variiert diese. Das ist kreativ und bildet einen Brückenschlag zur Kreativität von Citroën. Deshalb ist es legitim.

Französisch-extravaganter Dekorationsartikel

Das Modell ist mehr als die meisten anderen 1:12er ein Dekoartikel und weniger eine bis in die Details der Farbgebung hinein authentische Miniatur. Sie wird sich wohl in eleganten Wohnzimmern designaffiner Privatleute ebenso finden wie in stylischen Büros, in denen sie als willkommener Gesprächsopener fungiert, sozusagen eine Ming-Vase der Moderne und unübersehbar den französischen Industriestil der 50er Jahre repräsentierend. Designobjekte von Phillip Starck bis Karl Lagerfeld dürften sich das Ambiente der oft opulent eingerichteten Salons im Pariser Zentrum mit ihr teilen.

Das verhindert aber nicht, dass sich über den dekorativen Effekt hinaus trefflich über die originellen Details dieses immerhin 70 Jahre alten Automobils diskutieren lässt und zum Beispiel dem Innenraum eine interessierte Inaugenscheinnahme zuteil werden kann. Hier lernen junge Franzosen das eigenwillige Modernitätsverständnis ihrer Großelterngeneration kennen. Da dem aus Generationsgründen in zunehmendem Maße unbedarften Betrachter viele Eigenheiten unbekannt sein dürften, kann er hier noch etwas lernen und echte Eindrücke von dieser automobilen Allzeit-Ikone erhalten. Dafür sorgen allein schon die bekannt sorgfältige Ausführung von Norev und der dank großer Scheiben und ebenso großem Maßstab großzügige Einblick in die automobile Wohnwelt der progressiven 50er Jahre.

Es geht nichts auf und auch das dürfte dem Original entsprechen, denn auf einen Motor und Fahrwerksdetails haben Citroën und Norev verzichtet, wie auch der einteilig glatte und die vorderen Radausschnitte mit verschließende Unterboden des Messemodells vermuten lässt. Denken wir uns die orangefarbenen Bälle weg, könnten wir vermuten, dass dieses Auto auch den ein oder anderen Fisch in seinen Genen gehabt haben könnte. Der potentielle Käufer dieser Miniatur wird sicher auch eine „geräderte“ Ausführung sein Eigen nennen und verfügt damit über zwei Exemplare einer äußerst interessanten Epoche der Automobilgeschichte.