Die Ikone schlechthin: Der James-Bond-Aston Martin
Das berühmteste Auto der Welt? Wahrscheinlich. Welches sollte berühmter sein? AUTOart macht den legendären James-Bond-Aston Martin, das Auto, das für immer mit dem Geheimagenten Ihrer Majestät verbunden wird. (Fast) alles, was Q dem Aston implantiert, setzt AUTOart bravourös um.

Vor über 60 Jahren debütierte der Aston Martin im 1964er James-Bond-Film „Goldfinger“, und der Agent nutze ihn auch im Folgefilm „Thunderball“ von 1965. Eher beiläufig und aus nostalgischen Gründen fuhr James Bond in einigen späteren Filmen wie „Die Welt ist nicht genug“ (1999) oder in „Skyfall“ (2012) erneut einen silbernen DB5. In „Skyfall“ kommen sogar die Waffen wieder zum Einsatz und das Auto wird (im Film!) zerstört, in „Spectre“ (2015) aber von Q restauriert und von Bond gefahren. Der eigentliche, der tatsächliche James-Bond-Aston-Martin ist der zeitgenössische Wagen aus „Goldfinger“ und „Thunderball“, derjenige mit den ganzen Gadgets. In „Thunderball“ wurden sogar einige gegenüber dem ersten Film weiterentwickelt (Wasserkanone). AUTOart miniaturisiert den DB5 auf dem Stand des ersten Filmes „Goldfinger“ von 1964. So hielt er auch Einzug in die Kinderzimmer der Welt.
Wohl das populärste Spielzeugauto aller Zeiten
Unvergessen ist der James-Bond-Aston-Martin von Corgi Toys. Ihn hatte fast jeder Junge in den 60er und frühen 70er Jahren, und wer ihn nicht hatte, wünschte ihn sich sehnlichst und verfluchte jeden, der ihm diesen Traum verweigerte. Corgi Toys machte ihn zeitgenössisch drei Mal. Der erste ist der kleinere. Ihn baute Corgi Toys auf Basis des im Programm existenten DB4 um (letztlich vollzog Corgi Toys also, was Aston Martin auch tat), und aus unerklärlichen Gründen lackierte Corgi den kleinen DB5 in Goldmetallic, obgleich das Original silbern ist. Der Kleine konnte schon so einiges: Er verfügte über den Schleudersitz, hatte eine schusssichere Platte vor dem Rückfenster und vorne fuhren Rammstoßstangenhörner und zwei Maschinengewehre aus. Ihm folgte etwas später die zweite, neu konstruierte Variante, nunmehr silbern lackiert und im exakten Maßstab 1:43. Er konnte mehr, zusätzlich hatte er Reifenschlitzer in den Hinterrädern und drehbare Kennzeichen. Dieser 43er lebte lange im Corgi-Programm, bevor er in den 70ern durch den dritten, noch größeren James-Bond-Aston-Martin in 1:36 abgelöst wurde, den die heutige Firma Corgi im Schoße von Hornby Hobbies immer noch regelmäßig neu auflegt – zusätzlich zu einer größengleichen aber modellhafteren Neukonstruktion, nunmehr natürlich made in China und nicht mehr im walisischen Swansea. Parallel gab es aus dem Hause Corgi Toys auch einen kleinen 007-Dienstwagen in Matchbox-Größe, zunächst unter dem Markennamen Husky, später als Corgi Juniors, auch mit Schleudersitz
Auch etliche andere Spielzeugautohersteller investierten in eine Lizenz, darunter Gama in Fürth, so mancher japanische Blechspielzeughersteller und Anbieter von Bausätzen in 1:32 und 1:24. Die Firma Danjac im Eigentum von Filmproduzent Albert Broccoli ließ (und lässt) sich die Lizenzen teuer bezahlen, aber sie waren, in Anlehnung an Bonds „License to kill“, eine absolute „License to sell“. Es gab auch Bond-Autos ohne Lizenz, die ähnlich aussahen, aber eben nicht mit dem Namen „James Bond“ beworben und verkauft werden durften.
In der jüngeren Zeit, der Zeit der Modellautos für erwachsene Sammler nach 1990, taten sich zwei Hersteller hervor. Zunächst kam Minichamps mit einer James-Bond-Modellautoserie zwischen 2003 und 2009. Zwei DB5 erschienen, die „Goldfinger“- und die „Casino Royale“-Version. Doch dann machte der Partwork-Verlag Fabbri Minichamps einen Strich durch die Rechnung und brachte die James Bond Collection mit insgesamt 135 unterschiedlichen 1:43-Modellen im zwei-Wochen-Rhythmus, die zeitversetzt in der ganzen westlichen Welt zum Discountpreis verkauft wurde, auch in Deutschland. Bis zur Nummer 80 wurden die Modelle von Universal Hobbies, anschließend von Ixo gefertigt. Der DB5 als populärster Vertreter seines Genres war natürlich ganz früh dran (die Ausgaben 1, 6 und 12), zwei unterschiedliche „Goldfinger“-Wagen (einmal mit offener Dachluke und Gangster, zum anderen geschlossen) sowie der DB5, wie er in „Thunderball“ mitspielte. Ursprünglich war geplant gewesen, dass Norev die James-Bond-Modelle fertigen sollte, weshalb die ersten vier in der Testphase Norev-Erzeugnisse sind. Doch Fabbri und Norev konnten sich wohl nicht einigen, die reguläre Serie machte dann Universal Hobbies. Die Norev-Testmodelle sind schöner als die Universal-Hobbies-Serienmodelle, aber ziemlich selten (weil der Test nur in einer ausgewählten Region Frankreichs stattfand) und unter Norev-Puristen ziemlich gesucht.
Q wäre stolz darauf
AUTOart hat einen prächtigen Aston Martin DB5 geschaffen, den Caramini-online am 5. Januar 2025 ausgiebig präsentierte und den wir nicht nochmals loben müssen. Es ist ein Modell in typischer AUTOart-Machart und erfüllt alle Tugenden, die der Sammler erwartet. Aus ihm schuf AUTOart die James-Bond-Version, und Q, der fiktive Creator spiritualis des James-Bond-Aston-Martin, der Erfinder all der Gadgets, wäre stolz auf sich, dass seinen Ideen ein solch würdiges Erbe widerfährt, und stolz auf AUTOart, dass hier ein derart geniales Modell geschaffen wurde. Aber der damalige Q kann AUTOart nicht mehr rühmen, der Darsteller Desmond Llewelyn starb 1999. Und der erste James-Bond-Darsteller Sean Connery, also der Bond mit dem DB5, folgte ihm 2020. Aber der nutzte ja nur Q’s Innovationen, machte sich darüber lustig und machte sie teilweise auch kaputt. Die verbalen Scharmützel zwischen Q und Bond sind Legende.
Das AUTOart-Modell kann, was jedes AUTOart-Modell kann, nämlich alles aufmachen und lenken, und darüber hinaus kann dieses AUTOart-Modell, was kein anderes Modellauto kann: Es bildet sämtliche technische Spielereien (wie man das schöne Wort „Gadgets“ übersetzt) des Originals nach, die überhaupt en miniature realisierbar sind. Natürlich gibt es Dinge, die in 1:18 nicht zu verwirklichen sind, so das Ölspray nach hinten, die Krähenfüße, die der Aston hinter sich auf dem Asphalt verteilt, die Wasserkanone oder die Rauchwand aus den Auspuffendrohren – wobei dies mit einem Rauchgenerator durchaus technisch machbar wäre, kleine Spur-N-Dampfloks schaffen das schließlich auch, und das schon seit 50 Jahren.
Spielereien für das „Kind im Manne“
Es bedarf eines unspektakulären, zusammengefalteten Zettels, der dem Modell beiliegt, um dem Sammler alle versteckten und offensichtlichen Spielereien zu erläutern, sehr international mit wenigen (englischen) Worten, dafür aussagekräftigen Zeichnungen. Die beiliegende Metallpinzette ist nicht nur Dekoration, sie ist tatsächlich notwendig, wenn man auf die Spurensuche von Qs Innovationen geht.
Die offensichtlichste ist das Loch im Dach. Nichts funktioniert, wie aus dem Corgi-Modell bekannt. Es gibt keinen Knopf und keinen Federmechanismus, der einen an einer Schiene befestigten Beifahrersitz beschleunigt und ein darauf sitzendes, blau gekleidetes Männlein ausspuckt. Das Loch im Dach kann mittels eines passgenauen Gegenstücks geschlossen werden, der Beifahrersitz ist schlichtweg herausnehmbar (am besten von oben, mit den Fingern). Er rastet am Fahrzeugboden ein und hält gut, fällt also nicht heraus, wenn man das Auto in Händen wiegt. Ein Magnet hilft ihm, in Position zu bleiben. Im Auslieferungszustand werden sowohl Sitz als auch Dachluke separat in einem Tütchen geliefert. Vorne am Aston Martin sind die beiden ebenfalls von Corgi bekannten Einrichtungen: ausfahrbare Blinker, die ein Maschinengewehr beinhalten (mit der Pinzette herausziehen) und Rammhörner. Die Stoßstangenhörner können mit den Fingern angefasst werden, und ihre Funktion findet hinten ihr Gegenstück. Beim Anfassen spürt man Kälte. Das rührt daher, dass die Rammhörner wie auch die Gewehrläufe aus Stabilitätsgründen nicht aus Plastik, sondern aus Metall gefertigt sind. Ebenfalls Pinzettenangelegenheit ist, die hinteren Blinkergläser aufzuklappen (im Original spritzt hieraus Öl auf den Asphalt und bringt den verfolgenden Wagen ins Schleudern). Das ist so fein und filigran gearbeitet, dass niemand im „Schlafzustand“ sieht, dass hier Funktionen erwachen können.
Durchaus sichtbar ist die Kerbe im Kofferraumdeckel, ihrerseits die Oberkante der schusssicheren Panzerstahlplatte, welche verhindert, dass Verfolger von hinten auf Bond schießen können. Beim Corgi-Modell bedarf es eines Drucks auf den Auspuff, um sie hochschnellen zu lassen. Bei der AUTOart-Interpretation muss der hintere Deckel geöffnet werden, die Prallplatte kann mittels beiliegendem Werkzeug hochgeschoben werden.
Ebenfalls vom Corgi-Modell kennen wir den Reifenschlitzer in den Hinterrädern, also den ausfahrbaren Zentralverschluss, bei Corgi aus knallrotem Plastik. Dem AUTOart-Modell sieht niemand den beweglichen Zentralverschluss an, der mit den Fingern herausgezogen werden kann. Wer sein Augenmerk darauf richtet, darf gleich noch die herrlichen Drahtspeichenräder, silbern lackiert und nicht verchromt, bewundern. Sodann, last but not least in der Außenansicht, die drehbaren Kennzeichen, auch hier ist das Werkzeug gefragt. Es gibt drei Kennzeichen, aus Großbritannien, Frankreich und der Schweiz. Mit der Prallplatte und dem Kasten für die drehbaren Kennzeichen ist der Kofferraum aber noch nicht voll. Es gibt auch einen Kasten im linken Kofferraumteil mit allerlei angedeuteter Technik und vielen kupferfarbenen Kabeln, was das Bond-Fahrzeug erst zu einem solchen macht.
Unbekannt vom Corgi-Modell, aufgrund seiner Größe, weil es ein Spielzeug ist und keine zu öffnenden Türen hat, sind die beiden weiteren Innenraum-Gimmicks, welche den Schleudersitz ergänzen. In der Innenverkleidung der Fahrertüre, also rechts, ist ein herausnehmbares Telefon untergebracht. Hier kamen wir beim Öffnen mit der Pinzette nicht weit und behalfen uns (be careful!) mit einem Bastelmesser. Der Deckel der Mittelkonsole lässt sich seitlich mit der Pinzette öffnen, um Bond die Bedienung seines fahrenden Wunderwerks zu ermöglichen. Dann existieren noch weitere Spezialitäten, die Q dem 007-Aston zukommen ließ, die am Modell keine Funktion haben, die AUTOart aber berücksichtigte: So gibt es neben dem Doppeplauspuff ein weiteres nach außen führendes Röhrchen, aus dem im Original Nebelschwaden austreten, und ein schwarzer Punkt mittig auf dem Glas des rechten Außenrückspiegels (eine Zielvorrichtung oder ein Radarscanner). Ebenfalls funktionslos, aber optisch eindrucksvoll, ist das große Navigationsgerät auf der Mittelkonsole, das im Original grün leuchtet.
Was AUTOart hier abliefert, ist eine Meisterleistung, ist ein konstruktives Wunderwerk, war eine Herausforderung für die Product Manager, die sie mit Bravour gelöst haben. Alles ist solide konstruiert, man hat nicht den Eindruck, dass die Kleinigkeiten nur ein paar Mal funktionieren und dann den Geist aufgeben. Ob der Sammler also selbst ein „Spielkind“ ist oder seinen James-Bond-Aston-Martin seinen Sammlerfreunden präsentieren möchte – er kann sich darauf verlassen, dass er funktioniert. Und wer eine eher nüchterne Natur ist und meint, er sei als ernsthafter Sammler zu alt zum Spielen, der hat auch seine Freude daran. Nach dem Auspacken probiert jeder die Spielereien aus, und wenn es nur aus Neugierde ist, und danach hat man die Gewissheit, ein Funktionsmodell zu haben, dessen Funktionen man nie anrührt. Einem Uhrensammler ist ja auch gleichgültig, ob sein Schmuckstück nun genau tickt oder nicht. AUTOart ist mit diesem Modell ein Highlight der Modellbaukunst gelungen.
afs

Modellfotos: bat




Modellfoto: Reinhard Veit

Modellfoto: Reinhard Veit


Modellfotos: Hans-Joachim Gilbert








Steckbrief:
AUTOart 79296 Aston Martin DB5 „James Bond – Goldfinger“. Fertigmodell Kunststoff, Maßstab 1:18. UVP 334,95 Euro.