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News 1:18 Norev Renault Dauphine 1958

Echt gefährlich für den Käfer

Knuffig, rundlich, ein wenig pummelig: Die Renault Dauphine hat ein sympathisches Äußeres, weckt bei ihrem Anblick positive Gefühle. Norev bringt seine Dauphine nun im Milchkaffee-Look, cremiges Beige, innen zweifarbig grau und mit Weißwandreifen geschmückt.

1956 war für Renault ein aufreibendes Jahr: Nach dem Tod des Präsidenten Pierre Lefaucheux – gestorben bei einem Autounfall in einer Renault Frégate – wurde Pierre Dreyfus neuer PDG (Président-Directeur Général) des verstaatlichten Autokonzerns. Nach dem Krieg hatte die vorläufige französische Regierung unter Charles de Gaulle dem Eigentümer Louis Renault sein Werk per Dekret weggenommen und ihn wegen Kollaboration mit Deutschland in Haft genommen, wo er wenige Monate später starb. Und 1956 erschien die Renault Dauphine als Nachfolger des 4CV und Vorgänger des R4, für Jahre das Volumenauto des Staatskonzerns. In mehreren Versionen (Normale, Ondine, Export, Gordini et cetera) blieb sie bis Dezember 1967 im Programm.

Am 6. März 1956 präsentierte Renault vor 20.000 Gästen im neoklassizistischen Pariser Palais de Chaillot die Dauphine, und gleichzeitig drehte sie sich auf dem Genfer Salon im Rampenlicht. Geladene Fachjournalisten durften den Wagen bereits im Januar 1956 auf einem abgesperrten Terrain auf der Insel Korsika testen. Konzeptionell blieb die Dauphine dem 4CV treu: wassergekühlter Vierzylinder-Heckmotor mit 845 cm³, 30 PS, Dreigang-Getriebe, vorne doppelte Dreiecks-Querlenker, hinten die angetriebene Pendelachse. Das knuffig-rundliche Styling verantwortete der Renault-Designer Robert Barthaud unter Mithilfe von Jacques Ousset, und ein nettes Detail ist die Unterbringung des Reserverades hinter einer Klappe unterhalb der vorderen Stoßstange. Innen war die Dauphine, ausschließlich als Viertürer lieferbar, viel größer als der 4CV, ein richtiges kleines Familienauto, und auch der Kofferraum entsprach dem Einsatzzweck, weil Renault das Reserverad ja wegzauberte. Nur die vorderen Seitenscheiben konnten heruntergekurbelt werden, hinten gab es Schiebefenster.

Weltweit auf Käfer-Fang

Pierre Dreyfus hatte vor, mit der Dauphine die USA zu erobern und dem VW Käfer Paroli zu bieten. Er schaffte zwar einen (unzureichenden) Renault-Vertrieb in Nordamerika, aber die Dauphine blieb dort eine marginale Randerscheinung. Dafür war sie in Europa durchaus ein ernst zu nehmender Käfer-Konkurrent, auch in dessen Heimatland, denn serienmäßige vier Türen sind eben doch ein gewichtiges (Familien-) Argument. Zudem ging die Dauphine mit 6,5 Litern auf 100 Kilometer mit dem Sprit weit sparsamer um als der VW. Und sie kostete wegen des geringeren Hubraums (850 statt 1200 cm³) weniger Steuern. In Westdeutschland, Österreich und der Schweiz war die Dauphine sehr erfolgreich. In Italien wurde sie bei Alfa Romeo in Lizenz gebaut, in Argentinien bei Kaiser-Argentina, in Spanien unterhielt Renault seit 1951 ein eigenes Werk (FASA-Renault in Valladolid). Die Dauphine war also ein richtiges Weltauto.

Das Norev-Modell ist Jahrgang 1958. 1957 wurden die 4CV-Felgen gegen neue Scheibenräder, cremefarben lackiert, ersetzt, 1958 fiel die Zierleiste auf der vorderen Haube weg. Die nächste optische Veränderung kam 1961, weil dann die Seitenblinker alleine nicht mehr den französischen Vorschriften genügten. Die Dauphine bekam Blinker unter den Scheinwerfern. Also entspricht das Norev-Modell den Jahrgängen 1958 bis 1960. Es ist ein Norev-Modell der alten Schule mit zu öffnenden Teilen. Alles geht auf bis auf die hinteren Türen. Wirklich alles? Ja, auch die Klappe unter der vorderen Stoßstange, hinter der das Reserverad sitzt. Die vordere Haube ist vorne angeschlagen, der Kofferraum beinhaltet auch die Batterie. Hinten sitzt der „Moteur Billancourt“, sehr sauber gearbeitet, grasgrüner Ventildeckel. Sehr schön gestaltet ist das zweifarbig graue Interieur, die unterschiedlichen Stoffraffungen an den Türinnenverkleidungen bildete Norev nach, die Innengriffe ebenso wie das komplette Armaturenbrett und das Lenkrad samt -säule in Cremeweiß. Formal ist die Dauphine hundertprozentig gelungen, viel Chrom, einfach ein edles Ensemble in Beige, mit Weißwandreifen geschmückt. Auch bei den Kleinigkeiten gab sich Norev viel Mühe, so die goldfarbenen Mittelteile der Radzierkappen oder das mehrfarbig ausgelegte „Dauphine“-Ornament auf der Vorderhaube.

afs

Zehn Jahre lang das Renault-Volumenmodell, zwischen Cremeschnittchen und R4: Die Dauphine. Das Wort steht im Französischen (in Abwandlungen) für so manches, und egal, welche Bedeutung man der Autobezeichnung zubilligt – alle Worte sind positiv besetzt. Dauphine ist ein Adelstitel (Kronprinzessin), der Name einer Pariser Universität, auch eine Feigensorte heißt Dauphine. Mit Akzent auf dem hinteren „e“, also „Dauphiné“, benamt es eine südostfranzösische Landschaft, eine Skisprungschanze und ein Fahrradrennen. Und ohne Endungs-e heißt Dauphin schlichtweg Delphin.
Modellfotos: bat
Die Klappe auf: Unter der Stoßstange, hinter der Klappe mit dem Kennzeichen, verbirgt sich das Reserverad, und auch diesen Gag berücksichtigt Norev.
Sehr dynamisch und sehr im Osten: Im vollen Einsatz ist K. Stäcker auf Dauphine auf der Autobahn-Spinne Dresden im Jahre 1971.
Foto: Matthias Schmidt

Steckbrief:

Norev 185258 Renault Dauphine 1958. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 69,90 Euro.