Tuček, Jan, Knut Simon: Lada 1970-1990. Geschichte – Modelle – Technik. Salzwedel 2024 (Verlag Oktan 79), 256 Seiten. ISBN 978-3-9823852-9-7. Preis 39,90 Euro.
Ein Buch über Lada. Hat er das verdient? Natürlich. Mit einer Stückzahl, die fast diejenige des VW Käfer erreicht allemal! Das Buch beschreibt die Geschichte von Anfang an, beginnend mit den Verhandlungen der Sowjets mit Renault und Fiat. Fiat war der Sieger. Am Ufer der Wolga wurde eine riesige Fabrik mit der dazugehörigen Stadt aus dem Boden gestampft, italienische Kommunisten fädelten den Deal ein. Der Lada ist nicht nur eine Kopie des Fiat 124. Circa 800 Änderungen machten ihn russlandtauglich, so zum Beispiel anderer Motor und Hinterachse, größere Blechstärke. Zuerst gab es nur die Limousine mir dem 1,2-Liter-Vierzylinder. Am Ende wurde daraus eine ganze Familie mit Kombi, größerem Motor sowie dem eigentlichen Vorläufer heutiger SUV, dem Lada Niva. Viele Geschichten werden erzählt. Über mache kann man lachen, einige sind befremdlich. Das kommt beim Kampf der politischen Systeme vor. Spannend sind die Verbindungen zwischen Lada und Porsche. Da lief auch nicht alles rund. Jedoch sind die Bilder aus der Porsche-Zeit wohl so und in dieser Form noch nicht gezeigt worden
Als der tschechische Autor Jan Tuček im Jahr 2012 sein Lada-Buch beim Prager Verlag Grada publizierte, schloss es schon eine Lücke. Leider eben auf tschechisch. So lag der Gedanke nahe: Wir übersetzen das Buch auf deutsch. Aber Tučeks Buch ist speziell für den tschechischen Markt angelegt. Die Verhandlungen mit Grada zogen sich hin, die Pandemie kam dazwischen. So dauerte es deutlich länger, bis die deutsche Ausgabe fertig gestellt wurde. Der Autor Knut Simon kam mit ins Boot. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. 258 Seiten statt ursprünglich 160, dazu neue Kapitel. So wird der Export in 21 Länder der Welt beschrieben – oft mit Abbildungen der betreffenden Werbemittel. Großes Thema ist auch die Entwicklung des Lada Niva, selbst schwimmfähige Prototypen wurden erstellt. Der Bogen spannt sich weiter über Cabriolet-Umbauten bis zum Bohse Euro Star, einem westdeutschen Kunststoff-Spaßmobil mit Lada-Technik. Behandelt wird auch der Kreiskolbenmotor für Lada, gebaut ohne Lizenz und Erfolg. Ein anderes Thema sind die Lada mit Automatikgetriebe. Lada Samara und Oka finden auch Platz zwischen den Buchdeckeln. Die sportlichen Aktivitäten gehen von VFTS über Metalex bis zum Einsatz der Lada Niva bei der Rallye Paris-Dakar.
Zum Glück schließt das Buch nicht immer im Jahr 1990. Manche Geschichten müssen bis zum Ende erzählt werden. Gut so. Tabellen, Farbtafeln, Prospektreproduktionen runden die vielen Informationen ab. Jan Tuček hatte vor Jahren Glück. Er spricht auch russisch, konnte Zeitzeugen befragen und Dokumente im Original lesen. Leider macht die derzeitige Lage solche Recherchen fast unmöglich. Aber das Buch ist komplett und kann als Standardwerk angesehen werden. Danke an Jan Tuček und Knut Simon. Unterm Strich ein gutes Buch. Leider konnte man es sich nicht verkneifen, schöne, großformatige Bilder über die Mitte zu drucken. Aber das soll niemanden davon abhalten, es sich ins Regal zu stellen. Bestellbar ist es direkt beim Verlag für 39,90 Euro plus Versand.
Das ist nun das zweite Lada-Buch in deutscher Sprache, 2021 erschien eine Niva-Typenchronik beim Stuttgarter Motorbuch-Verlag und der Verfasser wollte eine weitere Chronik über den frühen Lada auf Fiat-124-Basis nachschieben. Ein Krieg kam dazwischen, und Motorbuch scheute sich, eine Hommage an ein sowjetisches Auto zu veröffentlichen. Die moralischen Befürchtungen, die in Stuttgart die Entscheidung forcierten, es nicht zu tun, hatten in Salzwedel keinen Bestand. Salzwedel liegt in Sachsen-Anhalt.
carba