Hack, Joachim: Mazda MX-5. Ein Roadster schreibt Geschichte. Stuttgart (Motorbuch-Verlag) 2023. 224 Seiten. ISBN 978-3-613-04141-7. Preis 39,90 Euro.
Als das Leben noch jünger war, hatten Cabriolets ein Stoffdach. Dann kamen emotionslose Gebilde mit zusammenfaltbarem Stahldach, die Coupé-Cabriolets, die so vernünftig waren, dass sie dem Mythos Cabriolet die Luft wegnahmen. Seither rutscht der offene Wagen in der Zulassungsstatistik so weit nach unten, dass sich Traditionscabriobauer wie Peugeot oder Volkswagen dazu entschieden, ihren Laden künftig geschlossen zu halten. Ein Leuchtfeuer ist und bleibt der Mazda MX-5, sturmfest und erdverbunden. Ihm widmet Joachim Hack eine Monographie: 224 Seiten ausschließlich MX-5 in vier Generationen seit 1989. Gibt es so viel darüber zu sagen? Ja, offenbar schon. Dabei sagt Joachim Hack über so manches sehr viel und über anderes eher wenig. Letzteres ist der Themenbereich Design und Ästhetik. Das ist offenbar nicht so sein Ding, er berichtet technisch, manchmal technokratisch (was er durch seinen Schreibstil unterstreicht). Den Namen eines Designers erfahren wir nirgends und dessen Tun wird nur wischiwaschi beschrieben. Dafür die technischen Einzelheiten umso mehr, die Weiterentwicklung des kleinen Roadsters mit Kontinuitäten und Brüchen zwischen den Generationen NA, NB, NC und ND, von letzterem auch der zweite Aufguss des Fiat 124 Spider abgeleitet war. Hack ordnet den kleinen Mazda soziologisch ein und sieht in ihm zu recht die Initiative zum temporären, weltweiten Roadster-Revival, und Mazda war selbst erschrocken vom eigenen Mut und vom Erfolg. Diesen versuchte Mazda durch unzählige Sondermodelle und länderspezifische Versionen am Köcheln zu halten (Hack berichtet natürlich in erster Linie aus deutscher Perspektive, betrachtet aber auch ausgiebig den US-Markt, für den der Wagen hauptsächlich bestimmt ist), und all diese „Editions“ werden minutiös aufgelistet und mit ihren „Features“ beschrieben. Für den MX-5-Liebhaber und -Kenner ist dies das Grundnahrungsmittel. Für jenen, der dem MX-5 gewogen ist, der aber keine Dissertation lesen möchte, ist es eher zu viel, also Nahrungsergänzungsmittel. Natürlich sind die jährlichen Verkaufszahlen, wechselnd und schwankend, interessant, und Hack interpretiert sie, ordnet sie ins Große Ganze des europäischen Automobilmarktes, und er sortiert den MX-5 auch ins Umfeld seiner durch ihn initiierten Konkurrenz. Diese wurde im Laufe der Zeit zumeist nachfolgerlos beerdigt (inklusive seines Klons Fiat 124 Spider), aber der MX-5 feiert fröhliche Urständ – er ist übrigens genauso alt wie die Welt seit dem Systemwandel, wurde 1989 geboren, mithin also ein Kind der „neuen Weltordnung“, die er bis heute begleitet. Alleine das schon rechtfertigt seine Biographie. Vielmehr aber noch die unumstrittene Feststellung, dass der Mazda MX-5 ganz einfach ein supersympathisches Autochen und somit auf jeden Fall ein Buch wert ist.
afs