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News 1:18 i-Scale Mercedes E-Klasse W214 AMG-Line 2023

Eine neue Limousine mit Stufenheck – wie schön!

Bei der neuen E-Klasse W214 kam i-Scale zum Zuge und gewann die Mercedes-Ausschreibung. Ein beeindruckendes Modellauto, eine klassisch-schöne Limousine, eine solide Umsetzung. Muss sich Norev wegen dieses Konkurrenten Sorgen machen? Nein, denn zum Gesamtbild gehört nicht nur die Konstruktion selbst, sondern auch eine funktionierende Qualitätskontrolle.

Es gab Zeiten, da war eine neue Mercedes E-Klasse Tagesgespräch, nicht nur in autointeressierten Kreisen. Und die autointeressierten Kreise kreisten damals auch noch viel mehr, man las neben der Tageszeitung auch die Auto Motor Sport. Ein paar Beispiele: 1976 der Hype um den W123 wegen seiner mehrjährigen Lieferfrist und den zuteilungsreifen Verträgen, die weit über Listenpreis gehandelt wurden. 1984 der Protest der Taxifahrer, weil sie auf dem Fahrersessel des W124 nicht gut saßen. 1996 die Diskussion um das Vieraugengesicht beim W210 und sein allgemeines Größenwachstum. 2002 die Debatte um die umstrittene, elektrohydraulische SBC-Bremse beim W211. 2009 der Stylinggag der angedeuteten hinteren Kotflügel als Designzitat des alten Ponton-180ers beim W212. Und seither? Nimmt die breite Öffentlichkeit überhaupt eine neue E-Klasse wahr? Und überdies: Die E-Klasse ist ein fossiler Verbrenner, und der Verbrennermotor ist ein Feindbild, das alles in den Schatten stellt, was an Übeltätern in der Menschheitsgeschichte zu finden ist. Ein Monstrum aus vorelektrischer Zeit, das ausgerottet gehört – so die landläufige Meinung bestimmter und bestimmender Kreise. Und die Jungs auf dem Schulhof diskutieren auch nicht mehr die Artikel aus der Auto Motor Sport, die ihre Väter nicht mehr im Abo haben. Die Taxifahrer? Denen ist die E-Klasse gleichgültig, Daimler bietet sie nicht mal mehr als Taxi an.

Wer sich für moderne Autos interessiert, nimmt eine neue E-Klasse natürlich noch wahr. Sie ist und bleibt ein Fels in der Brandung – alleine schon, weil es hier nach wie vor eine klassische Stufenheck-Limousine und einen klassischen Kombi gibt. Modellautosammler nehmen sie ebenfalls wahr, weil Daimler von allen wichtigen Modellreihen Miniaturen herstellen lässt, in 1:18 und in 1:43. Die Ausschreibung für die E-Klasse W214 gewann i-Scale. Die Vorgabe lautete, wie immer, dass die Modelle ziemlich genau gleichzeitig mit den Originalen verfügbar sein sollten. Beim 43er schaffte das i-Scale, er war Ende 2023 verfügbar, als Limousine und T-Modell. Beim 18er hat das nicht geklappt, der war für Frühling angekündigt und ist erst Ende August 2024 fertig geworden. Das missfällt dem Auftraggeber und weckt Erinnerungen an einen früheren Vorfall, nämlich beim Vorgänger W213. Den durfte auch i-Scale machen, in beiden Maßstäben, und lieferte den 43er termingerecht, den 18er aber viel zu spät. Das verärgerte Daimler so sehr, dass i-Scale längere Zeit keinen Mercedes-Auftrag mehr bekam. Zwar erschienen dann noch die G- und GLC-Klasse in 1:18 von i-Scale, aber diese Aufträge waren eben zuvor erteilt worden. Danach war lange Zeit Mercedes-Pause bei i-Scale, und deshalb gibt es auch (bis heute) keinen facegelifteten („gemopften“) W213 von 2020.

Verdesilber erinnert an das legendäre Petrolmetallic

Jedenfalls ist er nun im Mercedes-Accessoireshop verfügbar, der W214 als Limousine in zwei Varianten, und ein T-Modell wird wohl kaum folgen. Eine Fachhandelsversion wahrscheinlich auch nicht, denn i-Scale produziert nur für konkrete Auftraggeber (also die Automobilindustrie oder Großhändler), hat aber keinen Fachhandelsvertrieb. Das heißt, einen W214 in anderen Farben als die von Mercedes bestellten könnte es im Fachhandel nur dann geben, wenn ein Großhändler i-Scale für etwas Derartiges einen Auftrag erteilt.

Zunächst gibt es die Limousine in zwei Farben bei Mercedes, Verdesilber 6188 (das ist ein metallisierter Türkiston und erinnert an das legendäre Petrol 877, aufpreisfrei), innen Nevagrau/schwarz, und Manufaktur Alpingrau Uni 7956 (das übliche „Wehrmachtgrau“, 3690 Euro Aufpreis), innen Tonkabraun/schwarz. Im Original gibt es drei Ausstattungslinien, Avantgarde und AMG Line mit Mercedes-Stern im Kühlergrill sowie Exclusive mit Stern auf der Haube. i-Scale macht die AMG-Line, Stern im Grill und drum herum viele kleine Mercedes-Sternchen, Front- und Heckschürze im AMG-Stil, trapezförmige Endrohr-Blenden, dazu beim Modell in Verdesilber das Night-Paket mit glänzend schwarzen Außenspiegelgehäusen, Fensterlinienzierstäben und Bordkantenzierleisten (der Graue hat den Spiegel in Karosseriefarbe und die Zierleisten verchromt), obendrein trägt er komplett schwarze 20-Zoll-AMG-Alus für 1666 Euro Aufpreis und ein 2100 Euro teures Panorama-Schiebedach. Innen schließen wir auf eine Nappalederausstattung, denn den Innenfarbton Nevagrau gibt es nur in Nappa, während Tonkabraun sowohl in Nappa als auch in Echtleder und in Ledernachbildung erhältlich ist.

i-Scale hat solide Arbeit abgeliefert. Der Abstand zur Norev-Qualität bleibt bestehen, aber i-Scale beweist, mithilfe von werkszugelieferten CAD-Daten gute Modelle bauen und die Anforderungen, die Mercedes stellt, erfüllen zu können. Der W214 ist all open, er lenkt, er federt, und dass uns beim ersten Schließen der Beifahrertüre (mit sattem Klang, Lob!) das Glas des Beifahrer-Außenrückspiegels entgegen fiel, ist wohl ein Einzelfall. Wir klebten es wieder an. Die Lackierung unseres Musters in Verdesilber ist ausgezeichnet, störend im Detail ist ein Streifen in Karosseriefarbe zwischen der schwarzen Grillumrandung und dem Scheinwerferglas, der offenbar allen Modellen innewohnt, also kein Einzelfall ist. i-Scale gab sich mit den Rücklichtgläsern die Mühe, die integrierten Mercedes-Sterne nachzubilden, was gut gelang (diese Idee hatte übrigens der Mercedes-Designer Torben Ewe). Die Motorhaube wird mit einem Nippel am Fahrzeugboden angehoben und lässt sich mühelos öffnen, doch was man sieht, entlockt dem Betrachter allenfalls bemühtes Lächeln: eine Plastikwüste, für die i-Scale nichts kann, Mercedes aber sehr wohl. Nicht eine farbliche Hervorhebung, nicht ein Wartungskleber, rein gar nichts, nur schwarzes Plastik, verbunden mit Scharnieren, wie wir sie von Norev kennen und uns gebetsmühlenartig besser wünschen. Zumindest die Dome hätte i-Scale in Karosseriefarbe nachbilden können. Dafür ist, entgegen der ersten Vorschaufotos auf der Mercedes-Website, die Kühlergrillumrandung an den Serienmodellen vorbildgerecht geschwärzt. So öde der Motorraum ist, so abwechslungsreich ist das Interieur mit vielen bunten (und nervigen) Bildschirmen – derjenige vor dem Beifahrer ist optional -, einem unrunden Lenkrad und einem sehr hohen Bedruckungskomfort. Teppichboden ist Standard, nette und beschriftete Einstiegsleisten sind es auch, die unser Exemplar an drei Einstiegen vorzuweisen hat – ausgerechnet an der Fahrertüre fehlt die Leiste. Das ist es, was wir mit dem Unterschied zu Norev meinen: Natürlich ist auch das ein Einzelfall, aber nun haben wir schon zwei Einzelfälle und einen generellen Fall. Es ist für den Nicht-Intimus nicht mehr klar, was für ein Motor unter der Haube steckt. Einen Heckschriftzug tragen die Modelle nicht, die Verpackung gibt keinen Aufschluss. Offenbar ist das heute unwichtig.

i-Scale hat eine schöne E-Klasse geliefert und sollte seine Qualitätskontrolle optimieren. Mercedes hat diese E-Klasse interessant konfiguriert und glücklicherweise für die Erstlinge interessante Farben mit kontrastreichen Interieurs gewählt, kein Standard-Silber-Weiß-Anthrazit-Schwarz. Der neue Mercedes-Farbton Verdesilber zitiert das legendäre Petrol, sieht genauso gut aus, ist individuell. Eine neue Stufenheck-Limousine, klassisch, gefällig, gelassen – da wird’s dem Verfasser ganz warm ums Herz. afs

i-Scale lieferte eine solide Rundumleistung ab. Solange die Qualitätskontrolle aber suboptimal ist, hat Norev in Sachen moderne Mercedes keinen Konkurrenten auf Augenhöhe.
Modellfotos: bat
Viel Geblinke, viel Display im E-Klasse-Innenraum, sauber dargestellt in 1:18. Sinnfragen sollte man nicht stellen. Es geht um 1:18, nicht um 1:echt.
Öde, dröge Plastikwüste. Man kann die Vorderhaube aufmachen. Man kann den Motor anschauen. Bereitet dieser Anblick Freude?
Vielleicht nur ein Styling-Gag, vielleicht ein neuer Designtrend und Merkmal künftiger Mercedes-Generationen: Kommt darauf an, wie die Kundschaft auf die rücklichtintegrierten Mercedes-Sterne reagiert. i-Scale jedenfalls hat sie prima reproduziert.

Steckbrief:

i-Scale B6 696 1118 (Mercedes-Bestellnummer) Mercedes E-Klasse W214 AMG-Line 2023 Verdesilber und B6 696 1119 dito Manufaktur Alpingrau Uni. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP im Mercedes-Accessoireshop je 110 Euro.