Was Maybach kann, kann BMW schon lange
Eine neue, repräsentative, große BMW-Limousine, der 7er in seiner Elektroversion i7, ist die Minichamps-Neuheit. Zunächst in 1:18, später quer durch die Maßstäbe. BMW macht nun auch in Zweifarbenlack, wie Bentley, Rolls-Royce und Mercedes-Maybach. Gewisse Kreise schätzen dies. Caramini-online hat sich die Zweifarbvariante ausgesucht.
In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ wird einseitig dafür geworben. Eine ganze Seite! BMW wirbt international. Nahezu wortlos: Der Wagen im Profil, oben dunkelgraumetallic und unten dunkelrotmetallic, darunter steht „The 7“. 188.082 Exemplare werden gedruckt, die Reichweite gibt die FAS mit 835.000 Lesern an, knapp zwei Drittel Männer, Durchschnittsalter 55 Jahre. Die FAS dürfte für sich den Anspruch haben, von wirtschaftsliberal denkenden Entscheidungsträgern gelesen zu werden. Genau dies ist die wichtige Zielgruppe für den 7er BMW, „The 7“, und für den Einseiter im wichtigsten Politik-Teil auf Seite 5 verlangt der Verlag pro Ausgabe 87.550 Euro (eventuell abzüglich ausgehandelter Rabatte für mehrere Ausgaben). Ganz schön viel Geld für Werbung! Das Auto, der elektrische i7, kostet je nach Ausführung 115.700 (i7 eDrive50), 139.900 (i7 xDrive60, das Minichamps-Modell) oder 181.800 Euro (i7 M70 xDrive). Serienmäßig ist nur weißer Lack. Farbige Autos kosten Aufpreis, ab 1170 Euro, zweifarbige kosten 12.000 Euro extra, inklusive Coachline. Das Dach ist immer Saphirschwarzmetallic oder Oxidgraumetallic, darunter kann der Käufer unter vier Basislacken auswählen. Die zweifarbige Minichamps-Version ist oben Saphierschwarzmetallic und unten Aventurinrotmetallic. Was Rolls-Royce, was Bentley und was Daimler mit dem Maybach können, kann BMW mit „The 7“ schon längst!
Allerdings, und das getrauen wir uns anzumerken: Zweifarblackierungen haben bei den Luxusbriten und beim Vorkriegs-Maybach Tradition. Bei BMW allerdings nicht. Vor dem Krieg war BMW nicht im High-Class-Sektor unterwegs (sondern nur bis zum 3,5-Liter-Sektor, was damals Mittelklasse war), und den Nachkriegs-Barockengel gab es serienmäßig nicht zweifarbig. Während sich die anderen also auf ihre eigene Tradition berufen können, macht BMW mit dem zweifarbigen Siebener nur eine Mode mit.
Die erste Farbvariante des i7 von Minichamps war weiß, das aufpreislose Weiß, das Firmen jenen von ihren Managern zukommen lassen, die sie nicht leiden können, denen aber ein 7er-BMW zusteht. Weiß versucht Caramini-online zu vermeiden, des standardisierten, weißen Fotohintergrundes wegen. Darum die farblich interessantere und fotogenere zweifarbige Version in Saphirschwarz- und Aventurinrotmetallic. Angekündigt, aber noch nicht ausgeliefert ist Dunkelblaumetallic (BMW Individual Tansanitblaumetallic, einfarbig). Bei BMW gibt es den i7 in anderen Farben, so beispielsweise zweifarbig Oxidgraumetallic/Tansanitblaumetallic (gleicher Preis wie im Fachhandel). Und dann wird der BMW G70 auch noch in 1:43 und 1:87 von Minichamps kommen. Minichamps macht ihn also rauf und runter. Das ist der Idealfall und freut jeden – zumindest jeden, der sich über „The 7“ freut.
Elektriker und Verbrenner aus einem Guss
Bei BMW sieht ein Elektrofahrzeug so aus wie ein Wagen mit Verbrennermotor. BMW ist nicht der Ansicht (im Gegensatz zu Mercedes), dass ein Elektriker anders aussehen müsse als ein konventionell angetriebenes Auto. Das ist eine Firmenphilosophie, für die einiges spricht und gegen die einiges spricht. Immer, wenn man sich für eine Lösung entscheidet, entscheidet man sich gegen eine andere Lösung. Es sei denn, eine Sache sei im Merkel’schen Sinne alternativlos. Dann gibt es nur eine Lösung, und die ist richtig – zumindest aus der Sicht des Entscheidungsträgers.
Das Design ist – man kann schon sagen: wie üblich bei BMW – umstritten. Was Domagoj Đukec und Sebastian Simm unter Josef Kabaň, damals „Head of Design“ bei BMW, geschaffen haben, findet auch Gefallen, vor allem das Scheinwerferdesign, das sich am Facelift-X7 orientiert. Aber natürlich zielt der Wagen auf den chinesischen Geschmack, BMW erwartete anfangs 45 Prozent Verkäufe im Reich der Mitte. Dort mag man auch solche Gimmicks wie den beleuchteten Grill und Swarovski-Kristalle als Scheinwerfer, was der Europäer eher als affig aufnimmt. In Europa startete „The 7“ rein elektrisch mit dem xDrive60, 544 PS aus zwei Elektromotoren, für jede Achse einer. Diesel und Plug-in-Hybride folgten später. Der stärkste 7er ist der i7 M70 xDrive mit sagenhaften 660 PS, und BMW bietet unterschiedliche Motoren je Verkaufsmarkt an. Europa muss sich auf Sechszylinder beschränken, die USA freuen sich über V8. Und sein autonomes Fahren ist bereits auf Level 3 (bis Tempo 135 freihändig, nur die Augen müssen nach vorne gerichtet sein): Brave new World!
Einen Monat Marlboro oder „The 7“
Um einen aktuellen Siebener zu formen, bedarf es heute viel Zinkdruckguss. Der Wagen sieht nicht nur schwer aus, er ist es auch. Fast 1,3 Kilo zeigt Mamas Küchenwaage an. Diese schiere Masse (das Wort sowohl umgangssprachlich als auch physikalisch gemeint) verlieh „The 7“ seine despektierlichen „Kosenamen“ wie „Schrankwand“, „Panzer“, „Brikett“ oder „Koffer“ – die natürlich hauptsächlich von jenen benutzt werden, die wohl niemals in den Genuss kommen, „The 7“ in 1:echt zu besitzen. In 1:18 schon, für rund 250 Euro. Umgerechnet in Raucherwährung: gerade mal 28 Packungen Marlboro, also der Durchschnittsbedarf eines Monats. Minichamps lieferte eine hervorragende Miniatur ab, ein geradezu eindrucksvolles Modellauto in bester Machart, eine Art „zurück zu den Wurzeln“ der Minichamps-Tradition aus den 90er und 2000er Jahren, ein Beweis, nichts verlernt zu haben, zu können, wenn man nur will. Eine Hochglanzlackierung, welche den zuvor teilweise viel zu dicken Lackauftrag vergessen lässt, der Details zuschüttete, Bremsscheiben aus Metall statt Plastik, eine aufwendige Zweifarblackierung mit einer Coachline, die nichts zu wünschen übrig lässt, hübsche Spielereien außen (klappbare Rückspiegel) und im Inneren, So lässt sich der Bildschirm für die Hintensitzenden nach oben wegklappen und in den Türinnenverkleidungen finden sich weitere kleine Bildschirme. Und die Tönung des hinteren Dreiecksfensters hat Minichamps nicht durch eine Plastikverdunkelung wiedergegeben, sondern vorbildlich mit einem Rasterdruck. Wer die „Motor“-Haube öffnet (per Knopfdruck am Fahrzeugboden), sieht nichts außer einer Abdeckung, auf der „BMW i“ steht. Selten so enttäuscht gewesen! Aber dafür kann Minichamps nichts. Als Kompensation, und das wandelt die Enttäuschung in positive Überraschung um, gibt es eine Haube, die nicht nur dröge aufklappt, sondern einer vorbildlichen Kinematik folgt. Dieses Modell kann also alles, was man von einem guten Minichamps erwartet, darüber hinaus sogar noch ein bisschen mehr, und es wendet sich genau an die Zielgruppe, die „The 7“ beeindruckt oder die generell ein Faible für aktuelle Luxuslimousinen auf hohem Qualitätslevel haben. Obgleich der BMW i7 in natura also vorwiegend zwiespältige oder gar antagonistische Gefühle weckt, so erscheint uns klar: Das Minichamps-Modell ist einwandfrei, ist eine Schau und eine Schönheit – als Modell.
afs
Steckbrief:
Minichamps 110023201 BMW i7 xDrive60 (G70) 2023 schwarz-/dunkelrotmetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 249,95 Euro.