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News 1:18 Minichamps BMW M3 (E30) Guia Race Macao 1987

Auch Nieren können blau sein

Knallroter Schnitzer-M3, die Hotelkette Hilton als Hauptsponsor: Ravaglia, Quester und Giroix schafften in identischen Autos die ersten drei Plätze beim Tourenwagenrennen auf dem Guia Circuit in Macao 1987. Minichamps setzt dem außergewöhnlich lackierten M3 E30 ein schönes 1:18-Denkmal.

Der BMW M3 E30 in 1:18 gehört zu den Minichamps-Urgesteinen und war schon im vergangenen Jahrtausend Bestandteil des Programms, damals natürlich mit allem zum Öffnen. Im aktuellen Programm hat Minichamps den E30 in zwei Versionen: das bekannte all-open-Modell in neuer Auflage für rund 200 Euro und seit 2020 eine rundum geschlossene Neuentwicklung für rund 130 Euro. Die dekorierten Rennsportversionen sind derzeit alle sealed. Farblich reizvoll in knalligem Rot mit goldenen Streifen und „Hilton“-Beschriftung ist der Wagen von Dieter Quester, auf dem er beim Guia Race in Macao 1987 den zweiten Platz einfuhr. Minichamps macht auch das Siegerfahrzeug, absolut identisch bis auf die Startnummer, von Roberto Ravaglia, beide in 300er-Auflage. (Für die 1:43-Fraktion: Das Modell gibt es auch als Resine-Miniatur von Spark.) Wir haben uns für den zweitplatzierten Dieter Quester entschieden, weil sich jeder andere wahrscheinlich für den Sieger Roberto Ravaglia entschieden hätte. Denn der war 1987 auf seinem Karrierehöhepunkt und gewann die Tourenwagen-Weltmeisterschaft auf BMW M3, und überhaupt gewann er in fast jeder Disziplin, in der er antrat, nahezu alles, auch Langstreckenrennen. Daraus folgt: Ravaglia ist langweilig.

Wer ist spannender: Ravaglia oder Quester?

Da ist der Österreicher Dieter Quester doch viel spannender! Den kennt man zwar auch, aber er ist nicht in aller Munde. Und außerdem schaffte er etwas, das kein anderer schaffte: Bei der DTM 1990 überquerte er auf der Avus die Ziellinie in seinemZakspeed-M3 auf dem Dach rutschend, was ihm noch den dritten Platz einbrachte. Das war äußerst spektakulär, und spätesten danach kannte man Dieter Quester. Heute ist er 85, und diese Episode muss er bis heute immer wieder erzählen. Quester startete als Motorbootrennfahrer, wechselte (eher erfolglos) zum Motorradsport und fand 1965 zu den vier Rädern im Zeichen des weiß-blauen Propellers. Auf BMW wurde er mehrmals Tourenwagen-Europameister (2002 ti, 3,5 CSL, 635 CSi), war Werksfahrer, war in der Formel 2 auf BMW erfolgreich (in der Formel 1 im Team Surtees hingegen nicht so sehr). Er blieb Tourenwagenfahrer, ab 1989 DTM, ab Mitte der 90er Jahre vor allem in den USA aktiv. Im neuen Jahrtausend konnte er es auch nicht lassen und noch bis vor zehn Jahren beteiligte er sich am historischen Motorsport.

Und das Guia-Rennen ist natürlich auch eine Erwähnung wert. Guia in Macao ist ein Stadtkurs, also eine temporäre Rennstrecke, wenige Überholmöglichkeiten, Ähnlichkeiten zu Monte Carlo sind nicht von der Hand zu weisen. Es gibt auf dem Guia Circuit sogar eine Passage mit Überholverbot. Am 29. November 1987 maßen sich also die Tourenwagenkämpfer auf dem gut sechs Kilometer langen Stadtkurs, drei Schnitzer-M3 auf den ersten drei Plätzen (Ravaglia, Quester, Dritter wurde der Franzose Fabien Giroix). Die BMWs starteten trotz nasser Fahrbahn auf Slicks, anfangs waren die Volvo 240 und Toyota Supra mit Regenreifen schneller, aber die Strecke trocknete bald und der Reifenwechsel kostete die Bedenkenträger Zeit. Die Schnitzer-BMW setzten aufs richtige Pferd und den richtigen Reifen und sich selbst an die Spitze des Feldes. Und sie gaben sie nicht mehr her. Übrigens war Macao damals noch eine portugiesische Kolonie und gehörte nicht zu China.

Blaue Niere und blaue B-Säule – aber nur rechts

Formal ist der rundum geschlossene Rennsport-M3 E30 von Minichamps so gut wie derjenige, an dem sich alles öffnen lässt. Lediglich die Rückleuchten sind etwas nonchalant umgesetzt, und die beiden Schnelltankverschlüsse auf dem Heckblech (wo beim Straßenauto das Kennzeichen befestigt ist) sind lediglich Druckwerke. Von diesen beiden Defiziten abgesehen, ein klasse Modell. Die Dekoration ist eine Kombination aus Druckwerken und Decals, die Lackierung nicht so hochglänzend, wie von Minichamps gewohnt, aber ausreichend glänzend. Schön gemacht sind die Felgen mit goldenen Kreuzspeichen (sogar mit Luftventil), Reifen mit roter „Yokohama“-Flankenbeschriftung, ein ungewohntes, aber vorbildgetreues Detail ist die blau lackierte BMW-Niere. Blau ist auch die B-Säulenverkleidung, aber nur rechts (links ist sie schwarz). Wir vertrauen der Minichamps-Recherche, dass dies so stimmt. Wir haben nirgends ein Foto gefunden, dass diesen Wagen von der Beifahrerseite zeigt. Der Innenraum ist komplett ausgeräumt und in roter Wagenfarbe lackiert, inklusive des Überrollkäfigs. Lediglich Armaturenbrett, Türverkleidungen und der einzelnen Schalensitz sind schwarz, dieser mit heller Rückseite und mit roten Renngurten, auch die skalierten Armaturen sind rot eingefasst.

afs

Raser quer durch die Stadt: Mit drei identischen M3 E30 räumte das Schnitzer-Team 1987 die ersten drei Plätze auf dem Guia Circuit ab. Farblich eindrucksvolles Minichamps-Modell.
Modellfotos: bat
Die blaue Niere am roten Schnitzer-BMW mit „Hilton“-Beschriftung und goldenem Rundumstreifen. Das BMW-Zeichen ist formintegriert und lediglich ein Druckwerk. Früher hätte Minichamps dafür ein extra Formteil geschaffen.
Da war er noch jung: Dieter Quester im Gespräch mit dem BMW-Entwicklungsingenieur und Technischen Vorstand Helmut Werner Bönsch im Fahrerlager beim Rheinpokal-Rennen am 15. Juli 1969.
Foto: Archiv afs

Steckbrief:

Minichamps 872007 BMW M3 (E30) Schnitzer Guia Race Macao 1987 (# 7, Dieter Quester, 2. Platz). Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 300 Exemplare. UVP 129,95 Euro.