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News 1:18 Minichamps Porsche 911 (992/I) GT3 RS mit Weissach-Paket 2022

Der Amethyst und die Statistik

Der Schönste von allen, der Spannendste, der Individuellste? Wer vermag dies schon zu beantworten! Minichamps bringt seinen aktuellen Porsche 911 GT3 RS mit Weissach-Paket in 1:18 nun in Amethyst-Metallic, stellt den Rezensenten vor eine schwierige Aufgabe und motiviert ihn zu allgemeinen Erörterungen. Darin wird sogar die Oma erwähnt.

Der Journalist denkt und Minichamps lenkt. Und danach bringt alles Denken nichts mehr. Minichamps kündigte an, den aktuellen Porsche 911 GT3 RS mit Weissach-Paket in Amethyst-Metallic M4Z gleichzeitig in beiden Maßstäben 1:43 und 1:18 auszuliefern. Doch dann erreichte uns lediglich das 1:43-Modell und bekam selbstverständlich eine Präsentation in Caramini-online (am 8. April 2025) – recht ausführlich, denn die Farbe ließ uns nicht emotionslos zurück. Wir gingen davon aus, dass uns der 18er wohl nicht erreichen würde, vermuteten, dass er „überbestellt“ sei, deshalb werksseitig nicht mehr verfügbar. Weit gefehlt: Einen Monat nach dem 43er erreichte uns der 18er. Natürlich ist er eine mindestens ebenbürtige Vorstellung wert. Aber wir haben unser Pulver beim 43er bereits verschossen: Die Farbe soziologisch aufgearbeitet, den Rockstar Prince in den Zeugenstand gerufen, selbst vor Gott und der Welt nicht Halt gemacht, obendrein den Amethyst als Schmuckstein abgehandelt, den Farbton auf der Porsche-Farbpalette historisch eingeordnet, zudem das Modell gelobt – was bleibt da noch übrig in Bezug auf die konkrete Konfiguration? Und den 911 GT3 in 1:18 im Allgemeinen haben wir ebenfalls schon ausgiebig seziert. Wir geben es zu, am Ende unseres Lateins zu sein in Bezug auf dieses Modell. Mit spirituellen Sprüchen rund um den Amethyst wollen wir unsere Leser nun wirklich nicht langweilen (und mit esoterischen Ratschlägen kennen wir uns ohnehin nicht aus). Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.

Letzter Ausweg Statistik

Wenn man nicht mehr weiter weiß, bildet man einen Arbeitskreis oder wertet die Statistik aus. Ersteres ist in einem so kleinen „Unternehmen“ wie Caramini-online schlecht möglich. Unser Kernteam schafft es rein personell nicht, einen Kreis zu bilden, wir könnten uns allenfalls gegenüber sitzen, und auch das schaffen wir selten, weil die Mitarbeiter an unterschiedlichen Orten leben. Also die Statistik. Zahlen nennen wir nicht, wir verraten nicht unser Betriebsgeheimnis. Die Zahl der jeweiligen Klicks, Besucher, Leser auf Caramini-online erfahren wir tagesaktuell durch den Provider unserer Seite. Die höchsten Zahlen haben wir bei Porsche-Themen. Das deckt sich mit den Aktivitäten der Modellautohersteller. Porsche ist schlichtweg ein Bestseller. Den aktuellen 911 GT3 RS im Trendmaßstab 1:18 machen zwei Platzhirsche, Minichamps und Norev, beide liefern eine Farbvariante nach der anderen ab und beide verkaufen ihre Modelle wie geschnitten Brot. Kaum sind sie am Markt, so sind sie wieder ausverkauft. Es geht eine ungemeine Faszination vom Porsche 911 aus, der Markt scheint unersättlich und saugt auf, was ihm geboten wird. Das Modellauto als Kompensation des unerfüllten Wunsches nach dem Original? Was ist so faszinierend an Porsche und speziell am Elfer?

Vom Haben, Wollen und von meiner Oma

Es gibt nicht die eine Antwort – alleine, weil die Faszination gesellschaftlich sehr breit gestreut ist. Die Alten sind von anderen Parametern begeistert als die Jungen, und generell gibt es den großen Unterschied zwischen denen, die einen Elfer haben und jenen, die einen möchten, aber voraussichtlich nie haben werden.

Die „old Boys“ schätzen die Kontinuität. Den Elfer gibt es länger, als die meisten seiner Bewunderer, nämlich als Porsche-Typ seit 62 Jahren. Natürlich ist mittlerweile die achte Generation am Start, aber der Name blieb stets gleich und der Wiedererkennungseffekt ist gegeben, Evolution statt Revolution. Die älteren Semester, die alle Elfer erlebt haben, sehen eine beständige Linie. Die Tradition wird mit Kompetenz gleichgesetzt, das Unveränderliche gibt Halt in fließenden Zeiten. Es ist schön, wenn man sich als arrivierter, geldiger Mensch mit grauen Schläfen einen 30 oder 40 Jahre alten Jugendtraum erfüllen kann, und dieser kommt fabrikneu vom Fließband.

Für die jüngeren Elfer-Fahrer, die unergrauten Aufstrebenden, ist der Wagen ein Statussymbol. Man muss, um in gewissen Kreisen dazuzugehören, weit mehr als einen Elfer haben, aber der Porsche gehört zu jenen „must haves“, die am meisten Spaß machen. Für diese Klientel ist schön, dass man heute auch teure Sportwagen ganz einfach leasen kann. Man muss sie sich nicht leisten können, um sie zu besitzen. Man leistet sie sich ganz einfach. Niemand sieht dem Porsche an, ob er im Eigentum oder nur im Besitz seines Fahrers ist. Aber der Fahrer schmückt sich mit dem Porsche. Er ist ein Attribut seiner wirtschaftlichen Potenz (vielleicht sogar auch einer anders gearteten Potenz), er symbolisiert Zugehörigkeit zu bestimmten Kreisen, Macht, Geld, Sportlichkeit, die ihrerseits mit Jugendlichkeit gleichgesetzt wird. Darüber hinaus kann er, durch die werksseitige Möglichkeit absoluter Individualisierung, eben jene des Fahrers unterstreichen. Ein jämmerliches Bürschchen im GT3 RS in Ametyhst-Metallic ist nicht mehr jämmerlich – zumindest nicht in der Eigenwahrnehmung. Ein weiteres, für den Elfer sprechendes Attribut ist seine Weltläufigkeit. Ihn kennt und erkennt man rund um die Welt – im Gegensatz zu so manch anderem (Super-) Sportwagen, den der automobil Minderbedarfte nicht erkennt. Meine Oma, so sie noch lebte, würde einen Porsche 911 sofort erkennen (denn sie kennt ihn seit 1963), einen Pagani Zonda oder Lamborghini Gallardo aber nicht (denn sie hat Boden-Boden-Raketen auf der Straße noch nie gesehen). Sie würde mit dem Porsche und somit seinem Fahrer etwas verbinden, über den Pagani oder Lambo und seinen Fahrer wohl nur den Kopf schütteln.

Und dann sind da die Träumer vom Elfer, die die Unerreichbarkeit des Originals mit Modellen kompensieren – was nicht nur legitim ist, sondern äußerst gewollt, vor allem seitens der Modellautohersteller. Sie kennen alle Tests und alle technischen Daten, sind mit dem Konfigurator fast mehr vertraut als der Porsche-Verkäufer. Sie sehen die Modelle viel kritischer als die Fahrer eines echten Porsche, der sich freut, seinen Wagen en minature in die Vitrine stellen zu können. Für sie ist das Modell keine Abstraktion des Echten. Für sie ist es das einzig Echte, das sie in best möglicher Qualität haben wollen – das Modell kostet sie schließlich „einen Haufen Geld“ – vor allem, wenn eine Farbvariante schöner ist als die andere und geradezu ein Zwang herrscht, den GT3 RS mehrfach haben zu müssen. Es sind eher sie, die jeden neuen Porsche-Typ hypen. Für sie müssen die Modellhersteller den jeweils neuesten Typ in möglichst rascher Folge in möglichst vielen Farben bringen und dabei die schwierige Balance schaffen, einerseits nicht zu wenig Varianten zu liefern (um kein Käuferpotenzial zu vergeuden), andererseits die finanzielle Potenz der Sammler nicht zu überfordern.

Ärgerlich, wenn dann zwei Hersteller auf den Zug aufgesprungen sind und das gleiche Modell bringen – im Falle des aktuellen GT3 RS eben Minichamps und Norev, und bei weiteren Typen ist schon ausgemacht, dass der Modellautokunde wieder die Wahl unter diesen beiden Herstellern hat. Der eine ist arriviert, der andere engagiert. Wer den besseren GT3 fertigt, ist eine Glaubensfrage, fast schon eine Ideologie. Dabei geht es fast nicht um objektive Kriterien, zumal Objektivität bei der Betrachtung einer Sache ohnehin relativ ist. Es gibt schlichtweg Fraktionen. Die einen sind in Sachen Porsche Minichamps gewöhnt, ihre (teils riesige) Sammlung besteht ausschließlich aus Minichamps-Modellen, sie setzen die beiden Begriffe „Porsche im Modell“ und „Minichamps“ gleich und befürchten, ein Modell eines anderen Herstellers würde in der langen Reihe negativ auffallen. Sie würden nie einen GT3 von Norev kaufen. Andere sind pragmatischer. Sie wägen ab, welcher der beiden Hersteller mehr bietet, mehr Detailtreue, mehr Funktionen, mehr Finesse. Sie wägen auch ab, wer mehr fürs Geld bietet (was anderen wiederum völlig gleichgültig ist). Bei ihnen hat Norev eine Chance. Minichamps spürt, dass sich Norev engagiert. Und Norev spürt, dass man sich weiterhin sehr anstrengen muss, um die Statue auf ihrem Sockel aus der Ruhe zu bringen. Es ist ein interessanter Prozess, ein Rennen mit offenem Ausgang, bei dem auch Porsche selbst als Lizenzvergeber und als Auftraggeber für Industriemodelle eine Rolle spielt.

afs

Das 1:18-Modell als Kompensation des unstillbaren und unerfüllbaren Wunsches nach dem Original. Und weil mehrere Achtzehner leistbar sind, darf die ganze Palette in die Vitrine – auch in die Vitrine jenes Glücklichen, der ein Original besitzt. Denn er besitzt (im Normalfall) ein einziges Original. Dennoch gefällt ihm sein Traumwagen durchaus in mehreren Farben.
Modellfotos: bat
Das Schöne ist die farbliche Fortsetzung von außen nach innen, das Stitching, die Applikationen, die Dekorationen, die Akzente (wie auch immer man es nennen mag), welche die Außenfarbe nach innen oder umgekehrt tragen.

Steckbrief:

Minichamps 110062029 Porsche 911 (Typ 992/I) GT3 RS mit Weissach-Paket 2022 dunkelviolettmetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 400 Exemplare. UVP 209,95.