Seit wann ist der Ibis blau?
In sportlichem Ibis-Blau präsentiert Norev den Peugeot 104 S, sogar mit Amil-Alufelgen, was 1978 in dieser Klasse alles andere als üblich war. Ein aufgeweckter Kleiner, ein früher Hot Hatch, eine Klasse unter dem üblichen GTI-Niveau.
Einen kompakten „GTI“ strebte auch Peugeot an, ganz nach dem VW-Vorbild. Aber Peugeot ging mit seinem 104 einen anderen, einen differenzierten Weg. Zwei- und Viertürer waren beim Peugeot 104 nicht die gleichen Autos mit unterschiedlicher Türenzahl. Vielmehr schob Sochaux dem ab 1972 gebauten, viertürigen 104 (3,62 Meter Länge) im Folgejahr einen verkürzten Zweitürer nach, den Peugeot 104 Z. Er erstreckte sich nur über 3,29 Meter, viel kürzer ging echt nicht. Der 104 Z war nicht nur kürzer, sondern auch anders positioniert. Er war die absolute „Citadine“, wie die Franzosen ein Stadtautochen nennen, ein Cityflitzer für Paris, und auf seiner Basis gab es auch unter Wegfall der Rücksitzbank einen kleinen Stadt-Transporter. Diesen 104 Z adelte Peugeot zunächst zum Mini-Sportler, das war dann der 104 ZS, und er wurde als Coupé deklariert. Mit 66 PS war er ab 1976 der potenteste der 104-Baureihe, und er trug auch als erster die größeren, trapezförmigen Scheinwerfer, die später auch die gehobenen Versionen des Viertürers aufwerteten. Der ZS wurde immer stärker, bis zu 80 PS aus 1360 cm³ in Serie, und ein Sondermodell, der 104 ZS 2 von 1979, brachte es sogar auf 93 muntere Pferdchen.
Damit waren aber nicht alle 104-Kunden glücklich. Sie wollten Potenz im Kleinen, sich aber nicht auf zwei Türen beschränken – zumal in Frankreich gilt, dass jedes Auto außer absoluten Sportwagen viertürig sein müsse. Also reagierte Peugeot auf dem Pariser Salon 1978 mit dem 104 S. Das war der normalgroße Viertürer, mittlerweile mit großer Heckklappe, mit dem 1124-cm³-Leichtmetall-Vierzylinder mit 66 PS, immerhin 155 km/h schnell, damit also sechs Pferdchen stärker und drei Kilometerchen schneller als der gleichzeitige VW Polo GT, der obendrein ein wenig später erschien. Und der französische Hauptkonkurrent, der Renault 5 TS, war dem Peugeot 104 S um zwei Pferde unterlegen. In seiner Klasse war der 104 S also der Stärkste unter den Platzhirschen.
Aus derselben Hand: Peugeot 104 und Rolls-Royce Camargue
Der 104 S war völlig chromlos, abgesehen vom Heckschriftzug und der Kofferraumklappe. Alle Anbauteile mattschwarz, was damals (wie heute!) den Gipfel der Sportlichkeit darstellte. An den Flanken gab es einen Doppelstreifen und auf der C-Säule türmten sich gar 17 kurze Streifen übereinander, dazu spendierte Peugeot ihm einen stromlinienförmigen Sportaußenspiegel. Innen gab es ein Sportlenkrad und rote oder blaue Sitzbezüge, abhängig von der Außenlackierung, gepaart mit schwarzer Innenausstattung. Gegen Aufpreis von damals 1250 französischen Francs (was rund 450 D-Mark entsprach) offerierte Peugeot einen Satz belgischer Amil-Alufelgen, gepaart mit Michelin-TRX-Reifen, ansonsten die üblichen Stahlfelgen, aber ohne Radkappen. Ein Jahr nach der Präsentation erstarkte der 104 S: Statt des 66 PS starken 1124-cm³-Peugeot-Motors kam nun das 1360-cm³-Aggregat mit 72 PS und elektronischer Zündung zu Einsatz, das aus dem Renault 14 TS bekannt war. Den kleinen Sportler bot Peugeot in speziellen Farben an, die ansonsten nicht Bestandteil der 104-Palette waren: Bleu Ibis (das Norev-Modell), Rouge Persan, Gris Boréal Métallisé und Noir (schwarzer Uni-Lack). 1982 verlor der 104 S seine Streifen an der C-Säule (das war dann wohl etwas zu viel des Guten) und gewann ein Fünfganggetriebe, Halogenscheinwerfer und eine Digitaluhr. 1984 war Schluss mit 104 S, der Nachfolger 205 war am Start und sorgte dafür, dass das 104-Programm peu-à-peu reduziert wurde. Es lief zwar noch bis 1988, war dann aber eine rein französische Angelegenheit. Exportiert wurde der 104 ab 1984 nicht mehr.
Parallel bringt Norev den luxuriösen 104 GR (Caramini-online vom 31. August) und den blauen 104 S. Das Norev-Modell kann nichts öffnen, ist ungefedert und lenkt. Die Form ist einwandfrei wiedergegeben, alles ist äußerst professionell und tadellos konstruiert, alles passt, die Schriftzüge chromgeprägt. Wir wundern uns über Scheinwerfer mit Pins (was eigentlich bei heutigen Neukonstruktionen nicht sein sollte). Innen sehr hübsch gearbeitet: Dachhimmel schwarz (eine Besonderheit des 104 S), die Türinnenverkleidungen decken nur einen Teil ab, oberer Türteil in Karosseriefarbe lackiert, innen alles schwarz, je zwei blaue Streifen auf den Sitzflächen.
afs
Steckbrief:
Norev 184903 Peugeot 104 S 1978 Bleu Ibis. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 65 Euro.