Schön fies
Der Skorpion als Symbol: Man nimmt ihn wahr und assoziiert damit unwillkürlich den Namen Abarth. Einen großen Skorpion mit giftigem Stachel trägt der kleine Fiat 595 Abarth von Solido auf der vorderen Haube, die neueste Farbvariante des Kleinen, in Rosso Maranello besonders italienisch.
Ein E-Klasse-Fahrer wird wohl sarkastisch von einem „übermotorisierten Rollator“ sprechen, ein Porsche-Fahrer dreht sich nur indigniert weg. Ihm ist der Knuffel mit Hyperaktivitätsstörung nicht mal einen Kommentar wert. Für diese beiden passen physische Winzigkeit und ausgeprägte Kraftmeierei nicht zusammen. Sie erinnern sich an der Mutter Worte: „Hüte dich vor kleinen Männern!“ Aber die think-small-Fraktion, die es in allen automobilen Generationen immer gegeben hat, ist fasziniert von knurrendem Röcheln aus dem Auspuff, von dem Understatement, das vom Kleinen ausgeht, dem Gokart-artigen Fahrgefühl, dem Sound. Sie fühlen sich an den „echten“ Fiat 500 mit Abarth-Genen erinnert, an die der Neue optische Anklänge nimmt (und mit ihm so viel zu tun hat wie ein VW New Beetle mit einem echten VW Käfer). Man mag den neuen Fiat 500 und man mag Abarth. Und deshalb mag man das Solido-Modell.
Vor einem Jahr auf der Spielwarenmesse angekündigt, sind die ersten Exemplare des kleinen Abarth von Solido in der 2022er Faceliftversion bereits erschienen: Den Knuffelgiftzwerg macht Solido als mausgrauen 695 Abarth XSR Edition und blauen Tributo 131 Rally, als 595 in Blanco Ghiaccio, nun neu in Rosso Maranello, angekündigt ist er noch in Gelb (Giallo Modena) als 595 des englischen Tuners Reforma. Zwischen dem 595 und 695 gibt es nahezu keine optischen Unterschiede, es sind Variationen in der Ausbaustufe des 1,4-Liter-Turbomotors, Fahrwerks- und Bremsendifferenzen. Aber Solido berücksichtigt auch die kleinen Unterschiede und realisiert verschiedene Endrohrvarianten (Akrapovic bzw. Record-Monza-Sovraposto). Solido hat einen guten Job abgeliefert, der Fiat steht vorbildlich da, gute Qualität und Verarbeitung, wie üblich nur die Türen zu öffnen und lenkbar, aber nette Details und saubere Bedruckung.
Wir sprechen vom ersten Retro-500er ab 2007, nicht vom zweiten seit 2020, den es nur als Elektroauto gibt. Der Erste wurde zwischen 2007 und 2024 in Polen gebaut, zeitweise auch in Mexiko, und die Produktionsanlagen wurden 2024 nach Algerien verbracht, wo die Herstellung weiterläuft. Das Design des Concept Cars (Fiat Trepiùno von 2004) stammt von Roberto Giolito, darauf baute Frank Stephenson die Serienversion auf, beide im Fiat Centro Stile tätig. Technisch teilt sich der 500er viel mit dem Panda, und optisch konkurriert er gegen den New Mini als Lifestyle-Produkt – was besonders für die Abarth-Versionen gilt, derer es ab 2008 etliche gab zwischen 135 und 190 PS. Abarth vermarktete auch etliche, limitierte Sondereditionen, Solido hat also ein großes Potenzial für seine Varianten (ein Sondermodell wurde schon verwirklicht, der 695 XSR Yamaha). Der Autor erinnert sich an einen erleichterten Ausspruch eines zuvor ziemlich frustrierten Fiat-Verkäufers um 2008/09, der sinngemäß lautete: „Endlich haben wir mal ein Auto im Programm, das die Kunden haben wollen und wegen dem sie zu uns kommen.“
afs


Modellfotos: bat


Foto: unbekannter Fotograph via Wikimedia Commons.
Steckbrief:
Solido S1811305 Fiat 595 Abarth 2022 Rosso Maranello. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 44,95 Euro.