Faszination Modellautos

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News 1:87 Artitec

Kleinwagen, Lieferwagen, Lastwagen und Nähmaschinen

Über neue Modelle des niederländischen Kleinserienherstellers Artitec berichten zu dürfen, ist immer eine große Freude für den Verfasser. Stellen dessen Miniaturen doch mit das Beste dar, was auf dem H0-Automarkt zu bekommen ist. Die Filigranität geht zwar zu Lasten der Rollfähigkeit, aber dies ist leicht zu verkraften. Artitec-Modelle betrachtet man mit Genuss, man schiebt sie nicht mit den Fingern auf dem Tisch herum.

Das Modell des Ford Model AA zeigt alle Finessen der Artitec-Preziosen, extrem fein detailliert, super lackiert und authentisch beschriftet. Das ist höchste Modellbaukunst.
Modellfotos: kr

Eines der kleinsten Automobilminiaturen aus dem Hause Artitec stellt der putzige Austin 7 dar, der in Lizenz unter anderem als Dixi und später als BMW 3/15 PS gebaut wurde. Artitec zeichnet die Ausführung von 1922 bis 1932 nach, der sich sehr gut verkaufte und bald als „britisches Model T“ bezeichnet wurde, weil er die Straßen der Insel flutete. Zweck des von Sir Herbert Austin zusammen mit dem Designer Stanley Edge entwickelten, viersitzigen Kleinwagens war es, die Beiwagenmotorräder und Dreiradfahrzeuge zu ersetzen. Der Austin 7 wurde von einem Vierzylindermotor mit zunächst knapp 700, später 750 Kubik Hubraum angetrieben. Wir zeigen die offene Version des Austin 7 von Artitec, es gibt das Modell auch mit geschlossenem Verdeck. Eine tolle Modellvariante stellt der Austin 7 mit Kastenaufbau nach einem Vorbild eines Vertreterfahrzeugs des Nähmaschinenherstellers Singer dar. Das Modell trägt ein Dachschild, vervollständigt wird die Miniatur durch eine Vertreterfigur und eine Singer-Nähmaschine mit abgenommener Abdeckung. Die „Singer Company“ wurde 1851 gegründet und entwickelte sich bald zu einem der weltweit größten Nähmaschinenhersteller mit Niederlassung in vielen Ländern.

Miniaturen mit „Singer“-Beschriftung sind altgedienten Spielzeugautosammlern durchaus bekannt. Man denke nur an den ’55er Ford Thames 300E 5cwt Van von Matchbox, Nr. 59a. Mit der britischen Automarke Singer, 1901 gegründet und ab 1956 im Schoße des Rootes-Konzerns, hat der Nähmaschinenhersteller nichts zu tun. Im Gegensatz zur Automarke existiert die Nähmaschinenmarke noch heute, allerdings als Teil des US-amerikanischen SVP-Worldwide-Konzerns, und baut Nähmaschinen, aber auch Elektronikprodukte und Büromaschinen.

Die Karosserien aus Resine, vervollständigt mit feinen Metallätzteilen. Allein die Speichenräder sind ein wahrer Genuss. Besonders schön ist der Austin 7 als Singer-Vertreterwagen mit einer typisch gestalteten Figur und einer Nähmaschine.
Der Matchbox Ford Thames 300E 5cwt Van von 1955 in seinen beiden Grüntönen mit Singer-Beschriftung. Der Thames war die Lieferwagenversion des in Großbritannien höchst populären Ford Anglia (der, als Modellreihe, der Ahn des Ford Escort und somit Focus ist).
Foto: afs

Steckbrief:

Artitec 387.516 Austin 7, Verdeck offen. Karosserie hellgelb. Kennzeichen „YK 3107“. UVP 38,90 €. 387.531 dito Kastenwagen „Singer“ mit Dachschild, Figur und Nähmaschine, dunkelgrün. Kennzeichen „KM-839“. UVP 49,90 €. Resine-Fertigmodelle.

Vom Ford Lastwagen Model AA sind weitere Versionen erschienen. Ford bot das Fahrzeug als Fahrgestell mit Fahrerhaus, die Aufbauten wurden meist von externen Herstellern zugeliefert. Zwei unterschiedliche Radstände waren verfügbar, auch als Sattelzugmaschine war der Ford Model AA einsetzbar. Artitec realisiert einen kurzen Kipper, dessen Pritsche sogar beweglich ist. Mit einem solchen Fahrzeug konnten nicht nur Bauunternehmer, sondern auch Landwirte Schüttguter transportieren. Der Ford Model AA Sattelzug hat sein Vorbild in den Niederlanden, mit dem die Seifenfabrik Het Bleekertje aus Rotterdam ihre Produkte transportierte. Seit 1921 stellte das Unternehmen Seife und Seifenpulver industriell her, im Gegensatz zu den kleinen Seifenfabriken, die noch sehr handwerklich arbeiteten. Zudem wurde ein Großhandel mit Wasch- und Reinigungsmitteln betrieben. Die erstarkende Konkurrenz durch Unilever und Henkel zwang Het Bleekertje dazu, den Betrieb im Jahr 1968 endgültig zu schließen, nachdem zuvor schon Teile des Unternehmens verkauft wurden.

Das Kennzeichen des Ford Model AA Kippers identifiziert den Standort des Vorbilds im Bundesstaat Alabama. Aber ohne signifikatne Unterschiede wurde der AA weltweit gebaut, auch in Deutschland wurde er aus importierten Teilen montiert. Um den Einsatz auf Dioramen zu ermöglichen, hat Artitec die Kipppritsche beweglich ausgeführt.
Het Bleekertje transportierte mit dem Ford Model AA Sattelzug seine Seifen- und Waschmittelprodukte. Um die Waren vor Witterungseinflüssen zu schützen, gab es am Auflieger seitliche Planen, die bei Bedarf zugezogen werden konnten. Artitec hat den Faltenwurf der Planen sehr vorbildgerecht nachgezeichnet.

Steckbrief:

Artitec 387.503 Ford Model AA Muldenkipper. FH rot, Pritsche grau. Kennzeichen „Alabama 11-698“. UVP 44,50 €. 387.504 dito mit Sattelauflieger „Bleekertje“, grün. Kennzeichen „L 15862“. UVP 58,20 €. Resine-Fertigmodelle.

Militärische Versionen des Austin K2 gibt es bei Artitec schon seit dem vergangenen Jahr, nun folgen zivile Ausführungen. Diese sind im Original nach dem Ende des Krieges sicher zum Teil aus nicht mehr benötigten Krankenwagen entstanden, die je nach Verwendungszweck umgebaut wurden. Allerdings wurden von 1939 bis 1945 neben den Militärfahrzeugen auch zivile Lastwagen hergestellt.

Das Modell in Hellblau mit hellgrauem Oberteil findet sein Vorbild bei der N.V. Rotterdamsche Tramweg Maatschappij (RTM), die über viele Jahre als wichtigstes regionales Verkehrsunternehmen den Personenverkehr auf den niederländischen Inseln Südholland und Schouwen-Duiveland betrieb. Um 1966 wurde das Unternehmen in ein reines Busunternehmen umgewandelt. Nach einer Fusion Ende der 70er Jahre hörte die RTM auf zu existieren, genau hundert Jahre nach ihrer Gründung. Das zweite, grüne Modell gehörte der niederländischen Spedition Bode Ruijgrok mit Standorten in Wassenar und Den Haag. Der Dachbeladung des Austin K2 nach zu urteilen wurden auch Umzüge durchgeführt.

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Aus den ehemaligen Militärfahrzeugen des Austin K2 entstanden auch in den Niederlanden nach dem Krieg umgebaute zivile Nutzfahrzeuge, so ein Bus für das Verkehrsunternehmen RTM aus Rotterdam. Dazu wurden in den Aufbau einfach Fenster eingebaut. Der grüne Kastenwagen gehörte einer kleinen Spedition, die damit Transporte und auch Umzüge durchführte.
Ein Blick auf die Dachfläche des Speditionsfahrzeugs zeigt, dass man es damals mit der Ladungssicherung nicht so ernst nahm, das „Fiets“, wie die Niederländer sagen, wurde nur auf das Dach geworfen. Der Austin ist klasse, aber das „Fiets“, das Hollandfahrrad, ist eine modellbauerische Offenbarung.

Steckbrief:

Artitec 387.560 Austin K2 Omnibus „N.V. Rotterdamsche Tramweg Maatschappij (RTM)“. Aufbau grau/hellblau. Wagennummer 147. Kennzeichen „N-52844“. UVP 45,50 €. 387.576 dito Lieferwagen „Bode Ruijgrok“, grün. Kennzeichen „H-56527“. UVP 48,80 €. Resine-Fertigmodelle.