„Dürfen die das überhaupt?“
Die Wiking-Neuheiten des Monats Juni beinhalten die sehr überraschende Neuauflage von alten Zubehörteilen, wahrlich sehr alten. Das schöne Wetter lockt nicht nur Radfahrer und Radfahrerinnen auf die Modellstraßen, sondern auch Motorradfahrer mit und ohne Beiwagen. Auch der Handwagenfahrer schiebt wieder seine mit Gepäck beladene Handkarre durch die Gegend. Back to the Roots.
Kaum war die Ankündigung der Juni-Neuheiten von Wiking online, gab es schon emotional geführte Diskussionen über die beiden Zubehörpackungen mit Zweiradfahrern. Zum einen kritisierten einige Sammler die Farbwahl der Wiederauflagen, über die man geteilter Meinung sein kann. Vor allem das Gelb ist schon heftig. Aber das ist Geschmackssache. Viel heftiger war die Diskussion darüber, ob es grundsätzlich statthaft sei, dass Wiking sich des geistigen Eigentums der damaligen Modellkonstrukteure bediene, um Geld zu verdienen. Diese Hardcore-Wiking-Altsammler vergessen dabei, dass die Firma Sieper die Firma Wiking gekauft hatte und damit auch alle Rechte an den Formen besitzt und diese verwenden darf, wie sich möchte. Der Verfasser freut sich jedenfalls über die beiden Zubehörpackungen, denn in seiner Sammlung ist dieser Bereich eher schwach bestückt, und er war auch nie gewillt, Unsummen dafür auszugeben.
Die Radfahrer und Radfahrerinnen kamen schon 1948 ins Wiking-Sortiment und verblieben dort bis 1955. Zwei Jahre später folgten Motorradfahrer mit und ohne Beiwagen (1950 bis 1961). Letztere wurden in Zusammenhang mit Themen-Sets ein paar Mal neu aufgelegt, den Cyclisten blieb dies verwehrt.
Steckbrief:
Wiking 0018 29 Zubehörpackung Radfahrende. Jeweils zwei weibliche und zwei männliche Radfahrer in Mahagonibraun, Himmelblau und Rapsgelb. UVP 8,99 €. 0018 30 Zubehörpackung Motorräder /Handwagen. Jeweils ein Motorrad mit Fahrer, ein Motorrad mit Fahrer und Beiwagen mit Beifahrerin sowie ein Handwagenfahrer in den Farben wie oben. UVP 10,99 €.
Das Mehrzweckboot MZB 72 stellt eine komplette Eigenentwicklung der Firma Lehmar aus Rechlin dar. Konzipiert ist es vorwiegend für den Einsatz im Rettungsdienst und bei Polizeibehörden. Nach einigen Einsatz-Varianten folgt bei Wiking nun die Ausführung als Vorführboot zur Präsentation vor potentiellen Kunden. Das von den Lüdenscheider Modellbauern miniaturisierte Vorbild mit 7,20 Meter Länge bietet Platz für 15 Personen und weist genügend Stauraum. Zudem können drei Personen liegend transportiert werden. Der Steuerstand bietet viel Platz für die notwendige Elektrik und Elektronik. Die zwei von Wiking sehr detailliert nachgebildeten Außenbordmotoren leisten im Original 350 PS. Es ist positiv zu bewerten, dass sich Wiking nicht nur um die Landfahrzeuge kümmert, sondern sich auch aufs Wasser begibt.
Steckbrief:
Wiking 0095 44 Lehmar Mehrzweckboot MZB 72 „Lehmar“. Bootsrumpf weiß mit schwarzem Streifen. Inneneinrichtung hellgrau. Führerstand, Steuerrad, Sitze und Außenbordmotoren schwarz. Dach weiß. Signalhorn chromsilbern. Trailer und Felgen silbern. Beiliegende Anhängekupplungen. UVP 25,49 €.
Der Lada Niva erscheint in der neuen Farbgebung Schwarz. Bis auf die Stoßstangen und die Felgen ist alles schwarz. Wiking zeichnet die Version des offiziell als WAS-21213 bezeichneten Geländefahrzeugs ab 1994 nach, mit schmalen Rückleuchten und der bis zu den Stoßstangen reichenden, großen Heckklappe. Das mit einem Fünfganggetriebe ausgestattete Fahrzeug wurde von einem 1,7-Liter-Vergasermotor angetrieben.
Steckbrief:
Wiking 0208 04 Lada Niva 1994. Karosserie, IA und Fahrgestell mit Anhängekupplung schwarz. Felgen graualuminium. UVP 23,49 €.
Das Wiking-Modell des Ford FK 1000 Panoramabusses in Weiß und Saphirblau hat ein reales Vorbild, das auf Oldtimerveranstaltungen den Besuchern präsentiert wird. Die Bezeichnung „FK“ für den seit 1953 gebauten Kleinbus und Transporter ist die Abkürzung für „Ford Köln“, die „1000“ steht für die Nutzlast in Kilo. Von der Größe her entsprach der Ford FK 1000 dem VW T1. Der Ford besaß allerdings im Gegensatz zum T1 einen Frontmotor zwischen den Sitzen, wobei die Hinterräder angetrieben wurden. Ab 1961 bürgerte sich der Name „Taunus Transit“ für das bis 1965 gebaute Fahrzeug ein. Auf der Basis des Kleinbusses entstand auch ein Panoramabus mit vergrößerten Seitenscheiben und einer Dachrandverglasung. Das Dachfenster aus Plexiglas sorgte für eine zugfreie Lüftung des Innenraums, der für neun Personen Platz bot. Wiking hat es zum Glück nicht bei der Miniaturisierung des Ford FK 1000 Kleinbusses und Kastenwagens belassen, sondern sein Sortiment mit dem Panoramabus um eine weitere attraktive Variante ergänzt.
Nachdem der Post Museums Shop keine Wiking-Sonderserien mehr in Auftrag gibt (zumindest hat es so den Anschein), erscheinen im Wiking-Katalog wieder Modellautos nach Vorbildern der Deutschen Bundespost. Neues Ergebnis dieser Modellpolitik ist eine VW T2a Doppelkabine mit Plane des Fernmeldedienstes der Post. Besonders erwähnenswert ist die komplette Detailbedruckung des in Signalgelb gehaltenen Modells.
Steckbrief:
Wiking 0289 97 Ford FK 1000 Panoramabus. Karosserie weiß mit saphirbauen Kontrastflächen. IA hellgrau. Stoßstangen und Felgen silbern. Beiliegende Seitenspiegel. UVP 19,49 €. 0314 07 VW T2a Doppelkabine „DBP Fernmeldedienst“. Karosserie und Radkappen signalgelb. IA, FG und Felgen schwarz. Plane basaltgrau. UVP 18,49 €.
Es müssen nicht immer umfangreiche und mehrfarbige Beschriftungen sein, um ein attraktives Modell auf die Räder zustellen. Das geht auch ganz ohne Bedruckung, wenn die Farbgebung passt. Und die passt beim neuen Miniaturfahrzeug des Hanomag L28 Pritschenlastwagen bestens. Ein klasse Modell! Der Hanomag L28, der Sparte Leichtlastwagen zuzuordnen, stellte die erste Neuentwicklung von Hanomag nach dem Zweiten Weltkrieg dar.
Das Vorbild des letzten Modells unserer Präsentation der Wiking-Juni-Neuheiten stammt dagegen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Opel Blitz mit drei Tonnen Nutzlast war in großen Stückzahlen bei der Reichswehr im Einsatz. Es wurde aber auch eine leichtere Version mit eineinhalb Tonnen Nutzlast gebaut. Nach dem Krieg wurden aus vorhandenen Teilen noch 476 Fahrzeuge des Dreitonners von Opel hergestellt, denn das Produktionswerk Brandenburg/Havel lag in der sowjetisch besetzten Zone und war völlig ruiniert. Opel hatte nach dem Krieg also nur noch den 1 ½-Tonner im Angebot, denn der wurde in Rüsselsheim produziert. Wiking zeichnet diese leichte Version des Opel Blitz nach, indem die Pritsche des Modells des Schräghauber-Fahrzeugs (Vorbild: 1960-1965) auf das Fahrgestell des 1939er-Dreitonners gesetzt wird. Diese ist nur unwesentlich länger und passt sehr gut. Die Verwendung von kleineren Rädern lassen das Modell deutlich zierlicher als den historischen Dreitonner erscheinen. Die seitlichen Brackenscharniere bedruckte Wiking schwarz. Warum dies nicht bei denen am Heck geschah, ist nicht nachvollziehbar. Es hätte dem ansonsten positiven Gesamteindruck noch die Kirsche auf die Sahne gesetzt.
kr
Steckbrief:
Wiking 0345 04 Hanomag L 28 Pritschen-Lkw. FH und Pritsche fenstergrau. IA staubgrau. FG, Kotflügel, Kühlergrillmaske und Felgen purpurrot. Plane quarzgrau. 0840 07 Opel Blitz Pritschen-Lkw. FH und Pritsche fernblau. FG, Kotflügel und Felgen schwarzblau. Pritscheneinlage silbern. Verglasung getönt, UVP jeweils 17,99 €.