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News 1:18 Almost Real Mercedes-Maybach S 680 Z223 2022

Der Nachthimmel über Dubai

Das Beige des heißen Sandes, darüber das Schwarz des Nachthimmels. Almost Real gönnt dem Mercedes-Maybach eine für seinen präferierten Exportmarkt symbolische Lackierung, Obsidian Black over Sand Hue. So mag’s der Scheich, so mag’s der Emir. Und so mögen es die Sammler von 1:18-Luxuslimousinen.

Die aktuelle S-Klasse W 223 erschien im September 2020, der Mercedes-Maybach im Mai 2021, denn eine neue S-Klasse bedingt einen neuen Maybach. Das Design stammt vom Ungarn Balázs Filczer und Chefdesigner Gorden Wagener. Das Baumuster lautet nicht, in bisheriger Tradition, X 223, sondern Z 223, und der Maybach misst 5469 mm Länge, 180 mm mehr Radstand und ebenso viel mehr Außenlänge gegenüber der Langversion der S-Klasse (und immerhin 290 mm länger als eine Standard-S-Klasse). Als S 580 und S 680 startete die Produktion im Juli 2021, und weil der Wagen unzeitgemäß, nicht opportun und politisch nicht korrekt ist, macht Daimler-Benz überhaupt kein Tamtam um sein Flaggschiff, zumindest nicht hierzulande. Der Top-Maybach ist nämlich doppelplusungrün, nicht elektrisch, allenfalls Hybrid. Dort, wo der Maybach überwiegend verkauft wird, in Südkorea, China, USA und in Russland, schätzt man das nicht. Die Russen kamen offiziell nur ganz kurz auf den Geschmack des neuen Mercedes-Maybach, der Export dorthin wurde im März 2022 kriegsbedingt eingestellt. Über Umwege, also über Russland freundlich gesonnene Drittstaaten, werden die EU-Exportsanktionen aber erfolgreich umgangen. Wer in Russland einen Mercedes-Maybach möchte, bekommt seinen Mercedes-Maybach. Und auch nach Nord-Korea gelangten trotz UN-Embargos zwei Mercedes-Maybach, in die Hände des Diktators Kim Jong-un, denn die Netzwerke funktionieren und die Sanktionen funktionieren nicht – oder nur eingeschränkt.

Zwei Farben oder doch lieber einen einfarbigen Polo?

Optisch unterscheidet sich der aktuelle Mercedes-Maybach erneut deutlich von der S-Klasse, vor allem von vorne durch eine eigenständige Motorhaube mit verchromter Finne und den Maybach-exklusiven Kühlergrill, auch durch das Dreiecksfenster in der C-Säule. Und natürlich, wie seit jeher bei jedem Maybach, durch das Logo an der C-Säule. Teil der Inszenierung sind natürlich die Felgen, drei Typen stehen zur Wahl, serienmäßig 19-Zoll-Alus, die größten sind 21-Zoll-Schmiederäder mit vielen Speichen. Die Maybach-Varianten sind rund 30.000 Euro teurer als die vergleichbaren S-Klassen. Die Zweifarblackierung kostet 18.445 Euro Aufpreis, was ungefähr dem Neupreis eines VW Polo oder Toyota Yaris entspricht. Überhaupt gibt es für den Maybach so wunderschöne und exquisite Ausstattungsstyles und -pakete, dass wohl kein Wagen ohne Extras geordert wird.

Die Motoren: S 580 4Matic (4-Liter-Biturbo-V8 mit 503 plus 20 PS), S 680 4Matic (6-Liter-Biturbo-V12 mit 612 PS), ergänzt ab Februar 2023 durch den Plug-in-Hybrid S 580 e (3-Liter-Reihensechszylinder mit 367 plus 150 PS). Das Almost-Real-Modell ist qua Heckschriftzug ein S 680.

Der Maybach war und ist ein herrschaftliches Automobil der Königsklasse, absolut souverän und passt deshalb nicht in den vorherrschenden, europäischen Mainstream. Letztlich ist der Wagen schlecht mit den Ansprüchen des Daimler-Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius zu vereinbaren, der das Unternehmen grüner gestalten will. Aber an Fahrzeugen wie dem Maybach verdient Daimler-Benz eben viel mehr als an einer B-Klasse. Der Mercedes-Maybach passt auch nicht nach Europa. Er passt dort hin, wo er verkauft wird. Aber muss Daimler-Benz den Maybach deswegen fast verschweigen, gerade so, als schäme man sich in Stuttgart seines feinsten Erzeugnisses? Zum 100jährigen Jubiläum der Marke Maybach als Automobilproduzent im Herbst 2021 waren erste Verweise auf einen Elektro-Maybach zu hören. Daraus den Schluss zu ziehen, dass im Z 223 das letzte Mal der Zwölfzylinder arbeitet, ist nicht weit hergeholt.

Heißer Sand und schwarzer Himmel

Den aktuellen Maybach von Almost Real kennen wir seit Herbst 2023, einige einfarbige Lackierungen, jetzt zweifarbig jenseits des üblichen Schwarz mit silbernen Flanken. Richtig farbig, mutig farbig, ungewöhnlich farbig – farbig nach dem Geschmack einer anderen Kultur. Er sieht wirklich aus wie der Nachthimmel über Dubai, dessen Mond den heißen Sand bestrahlt. Unwillkürlich kommt einem der Schlager „Heißer Sand“ aus dem fernen Jahr 1962 in den Sinn, von der Italienerin Mina (Anna Maria Mazzini) mit herrlich italienischem Akzent auf Deutsch gesungen, vier Jahre später von Connie Francis gecovert.

Die Lackierung ist ästhetisch spannend. Konstruktiv spannend ist die Allradlenkung des Mercedes-Maybach, von Almost Real genial umgesetzt. Die Lenkung mit allen Vieren ist eine uralte Erfindung. Man braucht kein Physiker zu sein, um zu begreifen, dass der Wendekreis geringer ist, wenn sich die Hinterräder am Richtungswechsel beteiligen und nicht nur nervös nach vorne schieben. Kurioserweise hat sich die Allradlenkung bei Straßenfahrzeugen kaum durchgesetzt. Denn sie ändert das Fahrverhalten gewaltig, auch die Anforderungen an den Fahrer. In gewisser Weise muss man das Fahren mit einem allradgelenkten Auto neu lernen. Das erste Großserien-Straßenauto mit Allradlenkung (nicht zum Manövrieren, sondern im Sinne der Fahrstabilität in Kurven) war 1987 der Honda Prelude, und speziell den japanischen Herstellern gefiel die Idee. Seit ungefähr 15 Jahren interessieren sich auch die Europäer dafür, BMW, Porsche, Renault, Audi, auch Ferrari und Lamborghini. Die aktuelle Mercedes S-Klasse W 223 und der auf ihr basierende Maybach haben nun ebenfalls Allradlenkung. Bis zu Tempo 60 und einem Winkel bis zu 10 ° (optional 4,5 °) lenken die Hinterräder entgegengesetzt zu den Vorderrädern (das dient dem Rangieren und Manövrieren), darüber hinaus lenken sie in die gleiche Richtung wie die Vorderräder und unterstützen sie dadurch fahraktiv. Weil das Almost-Real-Modell nicht denken kann, kann es die Allradlenkung nicht umschalten. Und weil es in der Vitrine irgendwie krank und kaputt aussehen würde, lenken die hinteren Räder nicht entgegengesetzt zu den vorderen. Am Modell funktioniert die Allradlenkung also so, wie beim echten Maybach bei forschem Fahrtempo, also zur Unterstützung der Kurvenfahrt, nicht zum Manövrieren. Auch das sieht ungewöhnlich und ungewohnt aus. Wer sich damit nicht anfreunden kann, muss die Miniatur mit gerade stehenden Vorderrädern in der Vitrine parken. Denn wie beim Original, lässt sich die Bewegung der Hinterräder nicht von den vorderen entkoppeln.

Für manche gratis, für andere nicht

Der neue Mercedes-Maybach besticht aber in erster Linie durch die mutige Farbkombination. Interessanterweise treffen hier ein Uni-Lack auf einen Metalliclack, also nicht Pearl, nicht Magno oder Designo, allerdings Manufaktur. Diese Zweifarblackierungen werden im Bereich Sonderlackierungen im Werk von Hand gespritzt – ein Vorgang, der bis zu einer Woche dauern kann. Der Basislack ist derjenige im unteren Karosseriebereich, hier also Sand. In dieser Farbe wird die Rohkarosserie komplett gespritzt. Dann kommt sie in die Sonderlack-Manufaktur, wird vollständig matt geschliffen, die Grenze zwischen Ober- und Unterlack wird abgeklebt. Dann kommt in Handarbeit der Oberlack, hier also Obsidianschwarz, anschließend erhält die nunmehr zweifarbige Karosserie ihre Klarlackschichten.

Der konkrete Wagen in dieser Farbe entstammt der Kooperation zwischen Mercedes-Maybach und dem Ende 2021 gestorbenen Louis-Vuitton-Chefdesigner Virgil Abloh, mit dem die Daimler-Benz-Abteilung Maybach jahrelang zusammenarbeitete. 150 „limited edition Maybach by Virgil Abloh“ entstanden 2022, voll ausgestattete Fahrzeuge, oben Osidian Black 197U, unten Sand Hue (deutsch: Wüstensand Uni 464U), innen farblich abgestimmt, ebenfalls schwarz und sandfarben, selbst die Bodenmatten. Der Clou: Auch die Felgen sind in Sand Hue lackiert, und, damit auch jeder Passagier weiß, worin er mitgenommen wird, sind an unterschiedlichen Stellen Logos von Mercedes-Maybach und Virgil Abloh platziert. Jeder Kunde bekam als Geschenk eine mit Nappaleder bezogene Holzkiste. Darin: Die Fahrzeugschlüssel mit speziellen Schlüsselanhängern, ein Abdecktuch für den Wagen (natürlich mit den entsprechenden Logos) und… das Almost-Real-Modell in 1:18 natürlich!

afs

Wer einen der 150 „limited edition Maybach by Virgil Abloh“ erwarb, bekam das Almost-Real-Modell in Obsidian Black over Sand Hue gratis. Wer kein Original kaufte, kann das Modell ebenfalls in die Sammlung stellen, muss es aber bezahlen.
Modellfotos: bat
Mehr kann man nicht herausholen. Denn mehr gibt das Vorbild nicht her. Die Scharniere sind hervorragend, die Haubeninnenseite ist schön dekoriert, es finden sich Wartungsaufkleber. Und irgendwo unter der Plastikmondlandschaft ist ein V12-Motor.
Die Zeiten sind vorüber, als der Fahrer das ornamentierte „M“ sah. Nun muss er sich mit dem Mercedes-Stern begnügen. Den machte Almost Real sehr schön, nicht nur ein zweidimensionales Fotoätzteil, sondern ein gegossener und verchromter Stern.
Limitierte Edition MAYBACH by Virgil Abloh
Er zelebriert die absolute Opulenz und nimmt auf den Geschmack der Europäer wenig Rücksicht. Die Menge an Chrom repräsentiert den Grad des Luxus’. Besonders flamboyant und glamurös ist der „Maybach by Abloh“ in Obsidianschwarz/Wüstensand.
Foto: Daimler-Benz
Die Luxusfeatures und die Pracht der Ausführung übersteigen jene, die so mancher Maybach-Eigentümer in seiner Wohnung hat.
Foto: Daimler-Benz

Steckbrief:

Almost Real ALM820124 Mercedes-Maybach S 680 4MATIC Z223 “limited edition Maybach by Virgil Abloh” 2022 Obsidianschwarz/Wüstensand. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 1008 Exemplare. UVP des Importeurs Minichamps 265 Euro.