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News 1:18 AUTOart Aston Martin DB5 Coupé 1963

Formentis Meisterstück

Ein ungeheures Renommee. Ein formidables Reisecoupé. Eine technisch brillante Konstruktion. Eine italienische Karosserieform zum Niederknien. Und „bekannt aus Kino und TV“. Ein Aston Martin DB5 gehört zu den prestigeträchtigsten Klassikern überhaupt. Und zu den am häufigsten Miniaturisierten. Neueste Schöpfung und quasi „Cream of the Crop“ ist die AUTOart-Interpretation. Zunächst ohne James, später mit James.

Es hätte ein englischer Gran Turismos nach englischem Muster werden sollen und können. Die Arbeiten am Nachfolger des seit 1950 angebotenen Aston Martin DB2 begannen 1952, Chefingenieur Harold Beach konstruierte ein Kastenrahmenchassis und eine Vorderradaufhängung, Frank Feeley zeichnete eine Coupékarosserie. Alles nett, aber uninspiriert. Aston-Martin-Geschäftsführer John Wyer entschied, die Karosserie auf die Müllhalde der Geschichte zu werfen und sich an die Milaneser Carrozzeria Touring zu wenden, die 1956 ein entzückendes Cabriolet auf Basis des DB2/4 geschaffen hatte. Harold Beach wurden gen Süden geschickt, Aston Martin entschied sich für eine Karosseriekonstruktion nach dem Superleggera-Prinzip von Touring, also ein leichtes, dreidimensionales Gestänge aus unterschiedlichen Profilen aus Alu, Magnesium oder Stahl, das ganze auf einem Plattformrahmen aufbauend und mit Karosserieblechen verkleidet. In Mailand konstruierte Beach die Aston-Karosserie nach diesem Prinzip unter Aufsicht und mit Hilfe der Touring-Ingenieure innerhalb von nur sechs Wochen. Federico Formenti, angestellter Stardesigner bei Touring, schuf die Karosserielinie, und zwei Prototypen wurden in Mailand gebaut. Dann wurde verhandelt, es ging um Patentrechtliches, und Aston Martin bekam die Lizenz, die DB4-Karosserie nach Touring-Vorgaben im neuen Stammwerk Newport Pagnell (dem vormaligen Karosseriewerk Tickford) zu bauen. Das ist eine so spannende Geschichte, dass dabei fast in Vergessenheit gerät, dass Tadek Marek (ein in Krakau geborener Brite) für den DB4 einen komplett neuen Reihensechszylinder mit 3670 cm³ konstruierte und das Auto eines der schnellsten Fahrzeuge auf dem Asphalt war, vorgestellt auf dem Pariser Salon 1958.

1963 kam die überarbeitete Version, der DB5, 4 statt 3,8 Liter Hubraum, Fünfganggetriebe, die Scheinwerfer nunmehr aerodynamisch hinter einer Glasabdeckung. Der DB5 kam auf 286 PS, seine Vantage-Version auf 318 PS, es gab neben dem Coupé („Saloon“) auch ein Cabriolet („Convertible“) sowie, in Kleinstauflage, zwölf Shooting Brake mit Aufbau von Harold Ratford. Nach zwei Jahren kam der DB6, bis 1970 im Angebot und die letzte Evolutionsstufe des Touring-Modells, nunmehr Abrissheck à la Ferrari GTO, innen noch luxuriöser, der Vantage mit 325 PS etwas stärker, weiterhin Coupé und Cabriolet, Shooting Brake nunmehr von Ratford und von Panelcraft. Danach begann die Ära des Aston Martin DBS, der als Aston Martin V8 bis 1989 leben sollte.

British Racing Green ist nicht unüblich für einen Aston Martin DB5. Regentropfen in England sind auch nicht unüblich bei einem Klassikertreffen: DB5 auf dem Nottingham Auto Karna im Sommer 2013.
Foto: Mattbuck

Federico Formenti bei Carrozzeria Touring

Federico Formenti, Jahrgang 1925, wurde 1946 als 21jähriger bei der Carrozzeria Touring angestellt, Türöffner war sein dort bereits beschäftigter Schwager. Zusammen mit dem ebenfalls angestellten Stilisten Giuseppe Belli kreierte Formenti den typischen Touring-Nachkriegs-Stil, quasi den optischen Ausdruck der seit 1926 patentierten Touring-Superleggera-Bauweise. Formenti schuf alle frühen Touring-Ferraris, und „sein“ Kühlergrill wurde quasi zum Ferrari-Markenzeichen. Formenti, obgleich ein sehr zurückhaltender, ja fast schon scheuer Mensch, wurde zum Star der italienischen Karosseriebauer-Szene in den 50er Jahren und zur Lichtgestalt bei Touring. Da jeder Entwurf durchnummeriert ist, lässt sich nachzählen, dass er rund 150 Entwürfe pro Jahr zeichnete. Darunter waren so illustre und dramatische Fahrzeuge wie der Pegaso Thrill, der Isotta Fraschini 8C Monterosa, der Maserati 3500 GT und 5000 GT „Schah von Persien“, der Lancia Flaminia GT und das Aston Martin DB2/4 Cabriolet, das den Auftraggeber dermaßen faszinierte, dass Aston Martin bei Touring gleich den Nachfolger DB4 in Auftrag gab. Auch eine lange Reihe Aufsehen erregender Alfa Romeo entsprang seinem Genius, 1900C Sprint, 6C 2500 SS, 2000 Spider und der erschütternde Disco Volante. Anfang der 60er überarbeitete Formenti Scagliones Lamborgini 350 GTV und schuf daraus den produktionstauglichen ersten Lambo, den 350 GT. In dieser Zeit modifizierte er sein eigenes Aston-Martin-Design und evolutionierte den DB4 zum DB5, also den James-Bond-Wagen und die nunmehrige AUTOart-Neuheit. Auch der viertürige Lagonda Rapide aus dem Hause Aston Martin ist eine Formenti-Schöpfung bei Touring. Das Aston-Design beflügelte den britischen Aston-Konkurrenten Jensen, bei Touring anzuklopfen: So zeichnete Formenti auch den bei Vignale entwickelten Jensen Interceptor mit seiner unendlichen Glas-Heckscheibe.

Touring war damals ein so großer Player in der italienischen Karosseriebau-Branche, dass sich die großen Genies hier bewarben, Marcello Gandini, Franco Scaglione und so manch ein anderer. Aber Touring-Chef Cici Bianchi Anderloni (der Sohn des Firmengründers Felice Bianchi Anderloni) gab allen einen Korb: Er hatte ja Federico Formenti. Doch dann ging es rapide bergab, innerhalb kürzester Zeit. Alfa entschied sich, seinen 2600 Spider ohne Nachfolger abzulösen, dasselbe bei Lancia mit dem Flaminia Coupé und Spider, die Hoffnung, Rootes würde seine Spezialkarosserien bei Touring bauen lassen (Sunbeam Venezia), zerschlugen sich. Dabei hatte Touring gerade viel, viel Geld in einen Produktionsneubau in Nova Milanese investiert. Von Entwürfen alleine konnte Touring nicht leben, und binnen kürzester Zeit brachen alle Produktionsaufträge weg. Touring schloss Ende 1966 seine Pforten ein letztes Mal.

Formenti fühlte sich verantwortlich dafür, dass die Karosserieproduktion für den Lamborghini 400 GT nahtlos weiterlief und brachte Ferruccio Lamborghini mit der Carrozzeria Marazzi zusammen. Dies dankte ihm der Commendatore und beauftragte ihn mit dem Entwurf seines neuen Islero, der bei Marazzi gebaut werden sollte, nachdem bereits der Shooting-Brake-Prototyp 400 GT Flying Star II aus Formentis Hand stammte.

Die zweite Hälfte von Formentis beruflichem Leben spielte sich bei Alfa Romeo ab. Das freie, künstlerische Leben bei der Carrozzeria Touring war vorüber, als Alfa-Angestellter musste sich Formenti unterordnen und fügen, er war nun einer von mehreren im Alfa Romeo Centro Stile. Sein Aufgabengebiet wandte sich vom künstlerischen Aspekt ein wenig ab, er war zunehmend auch in die Karosseriekonstruktion involviert. Er war also die Schnittstelle zwischen den Stilisten, Modelleuren und den Karosseriekonstrukteuren. So begleitete er hauptsächlich das Zustandekommen der Alfetta und ihrer Derivate, also des Alfa Sei und des brasilianischen Alfa 2300 Rio. 1980 ging Formenti in Rente, reiste viel, zeichnete nach wie vor, und kochte gerne, vielleicht zu gerne. Jedenfalls nahm sein Umfang kontinuierlich zu, und letztlich starb er 1994 an Diabetes.

Federico Formenti war nicht nur im Umgang ein scheues Wesen, er war auch fotoscheu. Offenbar gibt es von ihm kein anderes Bild als diese Aufnahme von 1953, die gesamte Touring-Belegschaft, hier als Ausschnitt wiedergegeben.
Foto: Archiv Carlo Felice Bianchi Anderloni

Der erste zivile Achtzehner ist made in Germany

Die Serie des Touring-Aston-Martin, also die Typen DB4, DB5 und DB6, wurden zeitgenössisch vielfach miniaturisiert – auch, aber nicht nur wegen des James-Bond-Autos. Die Briten und die Italiener waren darin sehr aktiv, denn der Wagen hat schließlich zwei Wurzeln: britische, der Heimat, Technik und Konstruktion wegen, und italienische, des Stylings wegen. Alle großen britischen Player nahmen sich des Wagens an, kurioserweise mit Ausnahme des quantitativ größten Vertreters der Branche: Matchbox machte keinen der Drei. Und in 1:18 ist der Aston Martin DB5 ebenfalls ein vielfach miniaturisiertes Modellauto. Der Jüngste nun kommt von AUTOart und ist aus Kunststoff, der Älteste Achtzehner ist ebenfalls aus Kunststoff, aber made in Western Germany, made in Fürth. Er kommt von Gama, und in den 60ern war 1:18 kein gängiger, sondern eher ein Zufallsmaßstab. Das Gama-Modell resultiert (selbstverständlich!) aus einer James-Bond-Version, von der das zivile Coupé quasi ein Abklatsch war. Es gab das Modell mit Uhrwerkmechanik, Schwungradantrieb und Kabelfernsteuerung sowie einer vierten, fast schon lustigen Version: Das Auto wendet automatisch beim Erreichen der Tischkante, „wobei am Rückfenster ein Stop-Schild aufleuchtet“ (Gama-Katalogtext). Dieses Stoppschild ist freilich nichts anderes, als das kugelsichere Schutzschild der James-Bond-Version.

Die Bodenplatte ist aus Blech, Karosserie und Innenraum sind aus Kunststoff, und Gama legte eine bombastische Reproduktion hin, von der sich so mancher neuzeitliche 1:18-Aston Martin DB5 eine Scheibe abschneiden könnte.

Das zivile Gama-Coupé erbte so einiges von der James-Bond-Version, aus der es entstand, so das große, nach hinten zu öffnende Dach, das Gama kurzerhand zum Schiebedach erklärte, und die Kennzeichen verweisen ebenfalls auf die 007-Version (FÜ-JB 007). Darüber hinaus ist das zivile Coupé entweder orange oder sonnengelb, jeweils durchgefärbter Kunststoff mit einer glänzenden Klarlackschicht darüber. Im Gama-Programm bis 1970, heute ein eher seltenes Modell, ziemlich gesucht. Es ist aufwendig gemacht, viele separate Teile, die in Kinderhand schnell verloren gehen. Vor allem die schön reproduzierten Speicheneinsätze für die Blechfelgen fehlen häufig.

In knalligem Orange, ganz der Mode der späten 60er entsprechend, als der Gama Aston Martin DB5 hergestellt wurde. Eine 1:18-Miniatur aus Kunststoff, aber primär ein Spielzeug, wenngleich formal hervorragend getroffen. Die beiden Passagiere, James Bond himself und der bewaffnete Bösewicht, gehören nicht in den zivilen DB5. Aber wenn man sie schon hat, so sind sie in diesem Modell natürlich am besten aufgehoben.
Modellfoto: bat
Auszug aus dem Gama-Händlerkatalog von 1970, dem letzten Produktionsjahr des Aston Martin DB5.
Reproduktion: Archiv afs

Der zweite DB5 ist aus Kunststoff

AUTOart macht bereits seinen zweiten DB5. Der Erste stammte aus Zinkdruckguss-Zeiten, eines der ganz frühen AUTOart-Modelle, es gab ihn zivil und als Bond-Car. AUTOart legt keine Metallautos erneut auf. Wenn AUTOart meint, ein Modell, das es früher aus Zinkdruckguss bereits gab, müsse wieder ins Portfolio, wird es komplett neu konstruiert. Nicht nur die Karosserie, sondern das ganze Auto. Das ist nun der Fall, der Aston Martin DB5 erscheint als James-Bond-Fahrzeug mit sehr vielen Features, das wir sehr bald in Caramini-online präsentieren werden. Zuvor kommt er als ziviles Coupé in vier Farben: das unvermeidbare Silver Birch, denn ein DB5 muss wegen der 007-Präsenz silbern sein, dazu auch in „richtigen“ Farben, British Racing Green (unser Fotomuster, bereits lieferbar), Rosso Dubonnet (dunkelroter Unilack) und Caribbean Pearl (helles Blaumetallic), letztere Beide für Februar angekündigt.

Das AUTOart-Modell ist ein AUTOart-Modell. Es erfüllt alle Tugendansprüche. Es ist formal einwandfrei gelungen, die Spaltmaße der zu öffnenden Partien sind nahezu unsichtbar (vor allem bei einem so dunklen Modell wie dem DB5 in British Racing Green), die Lackoberfläche ist tadellos, Passgenauigkeit und Montage ebenso. Anfangs, als Prototypenfotos zirkulierten, waren die Chromspeichenfelgen ein Stein des Anstoßes. Kein Grund zur Sorge: AUTOart überarbeitete die Felgen bis zur Serienreife dergestalt, dass nun kein Grund zur Kritik mehr besteht, sondern nur noch zu Lob: wunderschöne Felgen, zahlreiche (und somit unzählige) Speichen, hochglanzverchromt, perfekt nachgebildet, Rudge-Zentralverschluss. Wenn man im Netz nach Speichenrädern für diesen Wagen recherchiert, erfährt man, dass es sich um 15×5,5-Borrani-Räder mit 72 Speichen handeln muss, und vorbildgerecht tragen die Reifenflanken des Modells die „Avon“-Beschriftung. Bis ins kleinste Detail ist dies eine wundervolle Miniatur: Logos, Zierteile, meshed grill, aufrecht stehende Scheinwerfer hinter Glasabdeckung, innen Lederinterieur, völlig holzlos bis auf den (herrlichen!) Lenkradkranz, satt verchromte Sitzbeschläge, klasse Uhren mit Chromumrandung, Teppichboden im Inneren und im Kofferraum, die Hauben natürlich ohne Lifter, denn so etwas gab es damals noch nicht, dafür eine klappbare Haltestange für die Motorhaube. Ob die Kennzeichenbeschriftung (AM DB 5) nun phantasielos, steril oder für ein Museumsstück passend ist, muss jeder für sich entscheiden. Jedenfalls hätten wir uns hierbei wenigstens erhabene Buchstaben gewünscht, wie sie im Hochpreissegment britischer Fahrzeuge damals üblich waren (in GB konnte sich der Käufer aussuchen, ob er geprägte Kennzeichen haben mochte oder welche mit einzeln angebrachten, erhabenen Buchstaben und Ziffern). Der separat eingesetzte Reihensechszylinder ist mit gelben Zündkabeln ausgestattet. Wieder die Netzrecherche: Auf Fotos sieht man meist grüne, oft auch schwarze Zündkabel. Das Modell von Amalgam in 1:8 hingegen trägt auch gelbe Kabel. Und das kostet immerhin 23.000 Euro. Ob es überhaupt eine „richtige“ Farbe für Zündkabel gibt? Nun haben wir den AUTOart Aston Martin über weite Strecken sehr gelobt. Als kleine Einschränkung vermerken wir, dass das Chassis etwas besser detailliert sein könnte. Aber das relativieren wir mit dem berechtigten Einwand, dass man Modellautos im Normalfall auf den Rädern stehend und nicht auf dem Dach liegend in der Vitrine ausstellt.

Die AUTOart-Qualität schätzt jeder Sammler. Die Vorbild-Auswahl hingegen ist Geschmackssache. Nicht jeder liebt aktuelle Supersportwagen. Umso erfreulicher, dass AUTOart sich zunehmend wieder auf alte Werte besinnt und sich auch wieder Klassikern wie dem DB5 widmet, der auch noch als verkürzter DB4 GT erscheinen wird. Ein Porsche 911 Carrera RS 2.7 von 1973 ist kurz vor Vollendung, einige japanische Klassiker werden kommen und bald werden wir einen heiß gemachten Nissan Skyline 2000 GT-R aus den frühen 70ern und einen Nissan Fairlady Z präsentieren können, der Lamborghini Jota steht ebenfalls kurz vor der Auslieferung. Gute Zeiten also für die Freunde klassischer Fahrzeuge in AUTOart-Qualität. Und dann natürlich die James-Bond-Version des Aston Martin. Wir sind bereits am Schütteln, nicht am Rühren, und machen uns mit den ganzen Gadgets und Gimmicks vertraut.

afs

Ob ein DB5-Eigenümer es schafft, auch nur ein Klassikertreffen zu absolvieren, auf dem er nicht auf James Bond angesprochen wird? Kein anderes Auto ist so sehr mit einer Kinorolle verbunden wie dieser Aston Martin. Es ist vorstellbar, dass es DB5-Eigentümer gibt, die James Bond hassen.
Modellfotos: Hans-Joachim Gilbert
Die Instrumente! Der Sitzbeschlag! Das Steuerrad! Wer meint, das könne nur italienisch sein und von Nardi stammen, irrt. Es ist made in England und made by Aston Martin.
Von Tadek Marek konstruierter Sechszylinder-Reihenmotor aus Leichtmetall, zwei obenliegende Nockenwellen, drei SU-Vergaser.
So sehen Spaltmaße an einem AUTOart-Kunststoffmodell aus. Es sind nahezu keine Spaltmaße zu sehen. Da hat so manches Original größere aufzuweisen.

Steckbrief:

AUTOart 70286 Aston Martin DB5 Coupé 1963 dunkelgrün. Fertigmodell Kunststoff, Maßstab 1:18. UVP 269,95 Euro.