Die Dame Dyane: Ente im Abendkleid
Wenn die Ente ihr feinstes Gewand anlegt, nennt sie sich Dyane. Und die (wenigen) Panhard-Liebhaber und -Kenner sehen sie als letzten Panhard an. Norev bringt seine Dyane wieder, nunmehr als Spätgeborene des Modelljahrs 1983.
Anfangs hatte die Dyane die Aufgabe, den 2CV nach oben zu ergänzen, langfristig zu ersetzen. Ersteres gelang ihr, letzteres nicht. Die Ente überlebte die Dyane. Sie stammt aus einer Zeit, da der Chefdesigner ihres Mutterhauses anderweitig beschäftigt war. Flaminio Bertoni, der legendäre Schöpfer des Traction Avant, der Ente und der DS, verstarb unerwartet mit nur 61 Jahren. Sein Stellvertreter und designierter Nachfolger Robert Opron hatte die dringende Aufgabe, die DS zu modifizieren und den Ami 8 zu schaffen. In dieser Zeit kaufte Citroën die Konkurrenzfirma Panhard auf, und deren Chefdesigner Louis Bionier zeichnete im Auftrag seines neuen Arbeitgebers die Dyane. Nicht frankophone Menschen halten den Namen Dyane für die französische Version von Diana, der römischen Jagdgöttin. Das stimmt nicht. Dyane belegt die Panhard-Abstammung und steht in einer Linie mit typischen Panhard-Typbezeichnungen wie Dyna, Dynavia und Dynamic.
Die Dyane lebte von 1967 bis 1983 und wurde in dieser Zeit nur marginal überarbeitet (drittes Seitenfester 1969, ansonsten nur Kleinigkeiten), technische Verbesserungen folgen denjenigen des 2CV, denn beide teilten ebenso die Plattform wie die Mechanik. Zuletzt gab es nur noch die Dyane 6 mit dem luftgekühlten 602-cm³-Motor mit 32 PS aus dem Ami 8. In den frühen 80ern bescherte Citroën seiner Dyane eine neue Farbpalette. Ihrer Stellung als eleganter Schwester des 2CV entsprechend, hatten die poppigen 70er-Jahre-Farben ausgedient, die Dyane wurde, als sie schon eine reifere Dame war, seriös, was sich in zurückhaltenden Farben wie dem Beige Colorado AC069 der Norev-Neuheit manifestiert, es gab sogar Metallictöne (was der Ente nie zuteil wurde). Dennoch war sie damals auf dem absteigenden Ast, gerade die populären 2CV-Sondermodelle à la Charleston machten ihr schwer zu schaffen. Obendrein gab es damals im Citroën-Programm noch den heute fast vergessenen LN, welcher die moderne Karosserie des Peugeot 104 Coupé mit den luftgekühlten Citroën-Motoren verband. Citroën-intern sprach man davon, die Ente habe zunächst die Dyane und danach den LN gemobbt (obgleich der Begriff damals noch gar nicht zum Sprachschatz gehörte!).
Das Modell gehört zu den älteren Norev-Modellen und kann, was ältere Norev-Modelle können: Sie öffnet sich hinten und vorne, die Vordertüren gehen auf, das Modell lenkt und federt schön weich. Obendrein legt ihm Norev das Faltdach in zwei Ausführungen bei, geschlossen und komplett aufgerollt. Es braucht lediglich eines kleinen Austauschteils für Norev, die wenigen Jahrgangsunterschiede kenntlich zu machen, nämlich den Kühlergrill bis und ab 1975, und dann deckt Norev die Drei-Seitenfenster-Periode der Dyane (1969 bis 1983) komplett ab. Das aktuelle Modell in Beige Colorado mit ebenfalls beigefarbenen Jersey-Sitzbezügen im Targa-Muster (dunkelbraune Streifen auf den Sitzflächen) ist tatsächlich die Abschieds-Dyane: In ihrem letzten Modelljahr änderte Citroën die Heckschriftzüge bei allen Modellen und schuf ein einheitliches Erscheinungsbild: erhabene, glänzende Schrift auf mattschwarzem Grund, Aluminiumplaketten. Genau dies ziert die Heckklappe des ’83er Norev-Modells.
afs




Modellfotos: bat

Steckbrief:
Norev 181617 Citroën Dyane 6 1983 beige. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 65 Euro.