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News 1:18 KK-Scale Maserati Ghibli

Schwelle zur Moderne

Ein sechzig Jahre alter Automobilentwurf, der heute noch als aktuell empfunden wird. Geht das? Ja, das geht, und KK-Scale erinnert an den Maserati Ghibli als Coupé und als Spider. Nicht zuletzt mit ihm empfahl sich Giorgetto Giugiaro zum Jahrhundertdesigner.

Maserati hatte den 3500 im Programm, ein 60er-Jahre-Design reinsten Wassers von großer Schönheit und auf absoluter Augenhöhe mit allem, was an Konkurrenten auf den legendären Küstenstraßen Südfrankreichs und der italienischen Riviera von den zeitgenössischen Filmstars und dem internationalen Jetset bewegt wurde. Ferrari, Aston Martin, Facel-Véga und erste Gehversuche von Lamborghini beherrschten die Szene. Aber jede Epoche neigt sich irgendwann ihrem Ende zu. Wie in Kunst und Architektur, erfuhr auch das Autodesign einen Stilwandel.

Eine neue Generation von Autodesignern wächst heran

Die 70er Jahre standen vor der Tür und junge Gestalter revolutionierten den Formenkanon mit neuen Themen, die, an exklusiven Autos erprobt, ihre Wirkung bis in die Niederungen der Massenproduktion entfalteten. Oft kamen sie aus Italien, und an der Schwelle zum neuen Jahrzehnt war Giorgetto Giugiaro neben Marcello Gandini der Mann der Stunde. Er hatte den Ghibli noch während seiner Zeit bei der Carrozzeria Ghia 1966 entworfen und bald darauf sein eigenes Unternehmen Ital Design in Moncalieri, einem Vorort von Turin, gegründet. Der heute 87jährige Giugiaro stammt aus einer Künstlerfamilie und war auch selbst immer als illustrativer Maler tätig.

Da die Geschichte des italienischen Automobildesigns sehr eng mit dem traditionellen Kutschbau in den Regionen des Piemont und der Lombardei zusammenhängt, wurden die Designs zwar auch durch perspektivische Skizzen, den so genannten Bozetti, vor allem aber anhand von maßstäblichen Ansichten entwickelt, die eine spätere Übertragung in original große und für den Modellbau verbindliche Zeichnungen erlaubten. Claymodelle, wie sie im amerikanischen Einflussbereich üblich waren, kamen nicht zum Einsatz. Die Bozetti Giugiaros waren dabei einerseits sehr künstlerisch ausgeführt, bildeten andererseits das angestrebte Design aber immer bereits sehr präzise ab. Die eigentlichen Entwürfe machte er dann in den Ansichten und auf blauem Karton in sehr präziser Linienführung ohne überflüssige Spielerei.

Ein Meilenstein auf dem Weg zum offiziellen Jahrhundertdesigner

Der Ghibli ist eines der reinsten Beispiele für die Formensprache von Giorgetto Giugiaro, die sich bei seinen erfolgreichsten Designs immer durch eine sehr raffinierte, dabei aber einfache und grafische Gestaltung der Grundkörper, Flächen und Details auszeichnet. Selbst vierzig Jahre alte Entwürfe wie der Fiat Uno oder der erste Scirocco und auch Fiat Panda und der Alfasud verweigern sich beharrlich der Wahrnehmung als Oldtimer. Sie wirken oft frisch und stimmig wie am ersten Tag.

Der Maserati Ghibli ist konzeptionell ein eindeutiger Vertreter der 60er Jahre und unterscheidet sich technisch wenig von seinen direkten Vorgängern. Formal ist er aber ein Quantensprung in Richtung Moderne und lässt den Kontakt zu dieser niemals abreißen. Auch deswegen hat der Autor dieser Zeilen das als Schüler erworbene Heft von Auto Motor Sport mit dem Ghibli als Coverstory immer noch in seinem wohl gehüteten Besitz.

Und nun kommt in 1:18 von KK-Scale nach langer Zeit wieder ein angemessenes Modell auf den Markt und zwar gleichzeitig als Coupé und Spider. Beide existieren auch von Minichamps in 1:18, full open, erschienen Ende 2006 und längst hoch bepreiste Klassiker auf dem Modellauto-Secondhand-Markt. Die beiden KK-Scale-Neuheiten gibt es in verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Radsätzen. Neben den originalen Ghibli-Leichtmetallfelgen finden die neuen Standard-Speichenräder von KK-Scale Verwendung, die gegenüber den bisher verwendeten einen deutlichen Fortschritt darstellen. Sie wirken auf dem modern gezeichneten Auto zwar etwas altmodisch, waren seinerzeit aber noch durchaus aktuell und sind auf vielen Abbildungen zu sehen. Der Spider trägt den schönsten aller Grüntöne (objektive Meinung des Autors), Verde Gemma, und das Coupé präsentiert sich in Blaugrün Metallic. Die Linienführung und die Proportionen sind gut getroffen und auch die Lackierung und die Filigranität der Details ist sehr ordentlich. Der übliche, je nach der Geometrie des Karosserieunterteils mal mehr, mal weniger auffällige Kompromiss bezüglich der Entformbarkeit findet sich auch hier. Im Innenraum ist die erreichte Qualität auf KK-Scale-Niveau, also sehr brauchbar. Die im unteren Teil des Armaturenbrettes befindliche, markante Chromleiste ließ sich wohl beim besten Willen nicht bedrucken. Vom Unterboden lässt sich nichts Neues berichten, was kein Nachteil ist, denn hier geht es wie gewohnt detaillierter zu als bei vielen, vor allem Resinemodellen. Die Ghiblis ergänzen die recht umfangreiche Palette seltener und hochkarätiger Italiener bei Kk-Scale und machen Hoffnung auf weitere Kandidaten.

mh

Giorgetto Giugiaro auf dem Weg zu seiner absolut kantigen Designphase. Die im Grunde recht einfach gehaltene Technik der klassischen Maseratis nimmt den Unterhaltskosten eine wenig den Schrecken. Wenn nur die Karosserieteile nicht wären. Wohl dem, der ein Modellauto hat.
Modellfotos: bat
Eleganza in der Linienführung, schöne Details im Inneren. sauber skalierte Armaturen, ein Holzlenkradkranz geht immer, die Interieurfarbe sieht nach Teuerleder aus. Etwas über 1000 Coupés und 125 Spider wurden zwischen 1966 und 1973 gebaut.

Steckbrief:

KK-Scale KKDC181272/181302 Maserati Ghibli Coupé blaugrünmetallic und Spider hellgrünmetallic. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP bei Modelissimo je 79,95 Euro.