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News 1:18 MCG Ford Capri II X-Pack 1974

Icks-Päck!

Mit Verzögerung präsentiert Caramini-online den Ford Capri II mit RS-Tuning von MCG. Er ist keine Neuheit mehr, aber auch noch keine Altheit, und er fand eben erst jetzt zu uns. Dafür gleich in drei Farben, die ihm einen sehr unterschiedlichen Charakter verleihen. Und überhaupt: Einen Ford Capri darf man doch nicht übergehen, nur weil er etwas zu spät kam.

Icks-Päck, also X-Pack, klingt natürlich viel besser als RS-Paket. Englisch klingt immer besser als deutsch. Der Inhalt ist derselbe: Ein Ford, in diesem Falle der Capri II, mit Rundum-Karosserieversorgung durch die werksseitige Sportabteilung im Rahmen des Zubehörprogramms. Bei Ford-Großbritannien war das die X-Schiene, Ford-Köln sprach vom RS-Programm. Es handelt sich also nicht um ein werksseitig hergestelltes Sondermodell, sondern um einen Serien-Capri, den sein Käufer als Neu- oder auch als Gebrauchtwagen einem Optik- und Techniktuning bis hin zur Vorbereitung für den Amateur-Rennsport unterziehen kann. Ford gestaltete dies jungmännertauglich: Sie mussten nicht das gesamte Paket kaufen, es gab alles einzeln, wie es der Geldbeutel zuließ. Wer sich für das RS-Komplettpaket für das fabrikneue Auto entschied, bekam es von jenem Ford-Händler montiert und lackiert übergeben, der auch RS-Händler war (also zumeist große Autohäuser). Wer sich seinen Capri II als Alltagsauto peu-à-peu verschönern wollte und die Teile nacheinander kaufte, musste sie selbst montieren und lackieren (lassen).

Das RS-Tuning-Angebot für den Capri II war breit: Fahrwerkstieferlegung, Gasdruckstoßdämpfer, innenbelüftete Scheibenbremsen, Differentialsperre, Stabilisatoren, Ölkühler, dazu Motortuningstufen bis zu 86 PS für den 1600er, 140 PS für den 2,3 Liter und 165 PS für den 3-Liter, innen RS-Lenkrad und Schalensitze, außen den Bodykit mit Front- und Heckspoiler sowie breiten Backen für bis zu 7,5 Zoll breite RS-Felgen von Ronal mit 235/60 HR 13-Reifen. Das war allerhand!

Es war ein breit gefächertes Motorenprogramm, das Ford dem Capri II serienmäßig angedeihen ließ. Da gab es durchaus Maschinen, die der Optik angemessen waren, die Sechszylindervarianten. Das war einmal der „Kölner V6“ mit 2 Litern und 90 PS (klang zwar gut, war aber etwas schwach auf der Brust) oder mit 2,3 Litern und 108 PS (klang genauso gut und zog wenigstens die Wurscht vom Brot), zum anderen der von Ford-Großbritannien konstruierte „Essex-V6“, den es in deutschen Ford nur in der hubraumgrößten Variante mit 3 Litern und 138 PS gab. Das war dann angemessen, passte zur Optik des Capri und verlieh ihm ausreichend Dynamik. Am unteren Ende fungierten Vierzylinderchen. Da war der 1,3 Liter mit 54 PS (ja, wirklich!), auch englischen Ursprungs, der so genannten Kent-Motor, und der 1,6 Liter mit 72 oder, mit Register-Fallstromvergaser, 88 PS. Der 1600er-Reihenvierzylinder war der „Pinto-Motor“. Er heißt so, weil er ursprünglich für den amerikanischen Ford Pinto entwickelt wurde, aber er wurde in Köln hergestellt und auch in deutschen und englischen Ford verbaut, neben dem Capri auch im Taunus/Cortina und im Escort. Die Topspeed der Capris rangierte von fast schon Käfer-mäßigen 140 km/h (nullhundert in 23 Sekunden) bis zu Tempo 190 im Capri 3 Liter, der den klassischen Spurt in 11,2 Sekunden absolvierte. Wem das alles nicht reichte, dem offerierte die Stuttgarter Schwabengarage, nach eigenem Bekunden der damals weltgrößte Ford-Händler, die Turboversion des Schweizers Michael May, auf dem 2,3-Liter basierend und 180 PS stark (dies auch nur wegen des Drehzahlbegrenzers, sonst wären es mehr Pferde gewesen).

Optisch: Döner mit allem

Zu derartigen Kalibern wie dem 3-Liter-Capri oder dem 2,3-Liter-Turbo passte das RS-Programm mit allem, wie es MCG an seinem Capri verwirklicht. MCG variiert das Armaturenbrett, Links- oder Rechtslenker. Beim Rechtslenker lassen wir uns die Bezeichnung „X-Pack“ eingehen, beim Kontinentaleuropäer mit Linkslenkung, somit also aus Kölner Fertigung, läge die Bezeichnung „Capri RS“ oder „Capri mit RS-Paket“ schon näher. Was dem 1:18-Capri im Rahmen des RS-Tunings technisch angediehen war, sehen wir an einem rundum geschlossenen Modellauto nicht (es wird schon nicht die 54-PS-Variante sein…). Wir sehen die Karosserie und die Felgen. Die Karosserieform ist gut getroffen. An den Capri-Linien haben sich schon so manche Formenbauer verschluckt, vor allem der Fluss der Dachlinien in Richtung Kofferraum scheint ein Stolperstein zu sein. Nicht bei MCG, alles prima. Überhaupt ist es eine Freude, endlich mal einen Capri II in 1:18 aus Zinkdruckguss zu haben. Bislang gab es lediglich den mittlerweile teuer gehandelten Capri II Ghia als Resinemodell von Ottomobile (Erstling im Herbst 2012, Zweitling im Februar 2020). Nun einen dickbauchigen, breitbackigen von MCG. Er trägt die Kotflügelverbreiterungen und die RS-Felgen (der Rote hat BBS-artige Alus) mit den breitest eingetragenen Reifen, einen Frontspoiler, auf dem Kofferraumdeckel eine Gummilippe, innen RS-Sitze und RS-Lenkrad. Das Interieur ist bei allen schwarz, aber die Sitze variieren: Manche haben farbig lackierte Sitzflächen, andere ein mittels Decal realisiertes Stoffmuster, jedenfalls ist stets Farbe im Inneren, und die Armaturen sind ebenfalls bedruckt. Kritikpunkt: natürlich, denn wer sucht, der findet: MCG hat unter der Heckscheibe eine Kerbe eingekerbt, die wohl als Abschluss für das Vinyldach bei jenen dienen soll, die ein Kunstlederdach tragen. Aber sie ist eben auch bei allen anderen da.

MCG hat vier Versionen herausgebracht, drei für den allgemeinen Fachhandel, eine exklusiv für Model Car World, die „Mutter“ des Labels MCG. Der farbigste ist der Rote mit Felgen à la BBS, Speichen golden, polierter Außenkranz. Jeweils mit den originalen RS-Felgen ausgestattet sind die übrigen Drei: Weiß mit blauen Streifen, was der damaligen Ford-Motorsport-Farbgebung entspricht, so ist der Wagen auch im 1977 Ford-RS-Prospekt abgebildet. Der Schwarze ist ein Sondermodell im John-Players-Stil, das sich ein Sportsmann mit RS-Anbauteilen aufrüsten ließ, und MCG gibt die feinen, goldenen Doppellinien hervorragend wieder, zudem trägt dieser Capri die Felgensterne in Gold. Der vierte Capri ist ein Rechtslenker, also ein Brite, und trägt entsprechende Kennzeichen, auch die Scheibenwischer sind vorbildgerecht rechts angeschlagen. Er ist in Silbermetallic lackiert, schwarzes Dach, und S00 636R bedeutet den Wagen von Ray Doyle (Martin Shaw) aus der englischen Kult-Serie „The Professionals“, die im westdeutschen Fernsehen als „Die Profis“ von 1977 bis 1981 lief. In den frühen Folgen fuhr Doyle den dickbackigen Capri II, später einen serienmäßigen Capri III mit 3-Liter-Motor. Ford sponserte die Serie. Für einen kontinentaleuropäischen Betrachter mag die Kombination aus Tuning und Vinyldach seltsam erscheinen, für einen Briten sicherlich nicht.

Manch ein Sammler hätte vielleicht lieber einen schmalen Capri II (dann muss er sich das Otto-Mobil besorgen). Aber ein Vorstadt-Sportler wie der Capri sieht mit dicken Backen schon verteufelt gut aus. Und MCG hat seine Sache auch verteufelt gut gemacht – vor allem im Hinblick auf das Preis-Leistungsverhältnis. Während der ungefähr gleichzeitig entwickelte Granada I formale Schwächen erdulden muss, darf sich der Capri II über seinen „perfect Body“ freuen.

afs

Ray Doyles Filmauto aus „Die Profis“ mit britischen Spezifikationen (Rechtslenkung, rechts angeschlagene Scheibenwischer). Filmautos erreichen stets zusätzliche Sammler, eben die Fans des Films oder der TV-Serie.
Modellfotos: bat
Lotus war angesagt in der Formel 1, John Players Special sponserte Lotus, und Ford war der Motorenlieferant für Lotus. So lag das JPS-Sondermodell auf Capri-Basis 1974 nahe – das wohl spektakulärste Capri-Sondermodell überhaupt.
In den Ford-Motorsport-Farben: Weiß mit blauen Streifen waren die RS-Capris der Generation II und III, aber die Streifen waren unterschiedlich positioniert. Schön ist, dass sich die Farbe weiß mit blauen Streifen auch auf den Sitzflächen wieder findet.

Steckbrief:

MCG 18397MCW Ford Capri II mit RS-Paket 1974 rot (exklusiv bei Model Car World), 18349 dito silbern mit Vinyldach, 18347 dito weiß mit blauen Streifen, 18349 dito schwarz mit goldenem Dekor. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 64,95 Euro.