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News 1:18 MCG Ford Granada GL und GLS 1975

Granada als Hanns Guck-in-die-Luft

Der Chronistenpflicht wollen wir nachkommen und den für den Sammlermarkt wichtigen Ford Granada der ersten Generation von MCG nicht übergehen. Wir wissen, dass wir damit spät dran sind. Aber besser spät als gar nicht.

Seit bald einem Jahr gibt es ihn. Und als Vorserienmodell hatten wir den ’75er Ford Granada Viertürer von MCG bereits im Sommer 2023 in Händen, damals das „fahndergrüne“ Exemplar, das an den Filmwagen erinnert. Der hatte einige formale Defizite, die wir schon damals feststellten. Aber auch etliche schöne Vorzüge, die uns ebenso wenig entgingen. Wir hofften, die Form werde nachgearbeitet. Dann hatte das Mutterhaus des Labels MCG, der Großhändler Model Car World, einige interne Umstrukturierungen, was zur Verzögerung der Besprechung führte. Jetzt hat jeder einen MCG-Granada, der einen möchte, und wir fassen uns kurz (denn der ebenfalls nicht mehr taufrische MCG Ford Capri II mit breiten Kotflügeln ist ebenso gut abgehangen und dennoch ebenfalls auf unserer to-do-Liste).

MCG macht die Viertürer-Limousine und variiert die Ausstattungen dank unterschiedlicher Anbauteile: Stahlsportfelgen und Ronal-Kleeblatt-Alus, Halogen-Weitstrahler im Kühlergrill für den Wagen mit S-Paket, Armaturenbrett mit Steuerrad links oder rechts. Bislang sind vier Farben erschienen, von denen aktuell zwei lieferbar sind. Ausverkauft sind Signalgrün und Diamantweiß, jeweils in L-Ausstattung, mit Stahlsportfelgen und ohne Vinyldach (den Weißen gab es auch mit britischer Rechtslenkung, aber die Pedale bleiben stets auf der linken Seite), erhältlich sind ein Granada GL in Blaumetallic (Saturnblaumetallic) und ein GLS in Dunkelrot (Jupiterrot), jeweils mit Vinyldach, der GLS mit Halos im Grill, jeweils passende Heckschriftzüge.

Generell ist der Wagen formal gut getroffen und gibt die Wucht, Fülle und Schwere sowie die Rundungen des Ford Granada gut wieder. Die Dimensionen und die Proportionen stimmen. Ein paar Details sind nicht korrekt recherchiert, die Heckzierleisten beispielsweise haben nur für die Topausstattung Ghia Gültigkeit, nicht aber für die von MCG ausgewählten Versionen, aber das sind Kleinigkeiten, die nur dem absoluten Granada-Adepten auffallen.

Ein Knick in der Optik

Das Modell hat aber zwei (oder besser: drei) grundsätzliche formale Schwächen. Schwäche Nummer Eins ist uns absolut unverständlich. Die Frontpartie hat ab Höhe des vorderen Radausschnitts einen Knick in der Optik: Sie steigt an, sie schaut in die Luft. Die gravierte vordere Zierleiste, die völlig horizontal verlaufen sollte, ist nach oben gebogen (was durch die horizontale Silber-Bedruckung kaschiert wird), aber die Stirnseite, also Scheinwerfer und Grill, folgt dieser seltsamen Neigung nach oben. Am Vorserienmodell fiel uns das bereits auf und wir dachten und hofften, dass dies bis zur Serienfertigung geändert würde. Wurde es nicht. Der zweite und dritte Fehler: Front- und Heckschürze reichen zu tief herab, auf das Niveau des unteren Flankenabschlusses. Sie enden in Wirklichkeit aber höher. Dieses Defizit resultiert von vorne eine zu wuchtige Erscheinung, von hinten fällt es weniger auf. Weiterer Recherchefehler: MCG verlängerte die Einkerbung des unteren Türabschlusses nach vorne in den Kotflügel. Das ist definitiv falsch. Es fällt aber nicht auf, weil der untere Karosserieabschluss beim Granada L ab 1975 ohnehin mattschwarz lackiert ist (was MCG beim Grünen und Weißen berücksichtigte) und bei der gehobenen GL-Ausstattung trägt der Wagen eine verchromte Schwellerzierleiste, was MCG ebenfalls korrekt realisierte. Ansonsten ist der Wagen gut, der rechte Außenspiegel war ein aufpreispflichtiges Extra bei allen Granadas. Das Vinyldach hat keine gravierte Abschlusszierleiste (weil es eben auch Versionen ohne Kunstlederdachbezug gibt), die Leiste ist also „nur“ ein Druckwerk. Die Innenausstattung ist relativ einfach, aber korrekt. Die Sitzmöbel gehören zum großen Formteil, sind also nicht separat. dennoch bringt MCG beim blauen GL Farbe hinein, hellblaue Möblierung und mittelblaue Türinnenverkleidungen (das gab es nie!), der GLS trägt innen schwarz. Da kann man nichts falsch machen.

Unterm Strich hat MCG einen guten Granada geschaffen, den man getrost in die Vitrine stellen kann. Die zu tief herabgezogenen Schürzen fallen nur dem Kenner der Granada-Form auf, aber die Hanns-Guck-in-die-Luft-Frontpartie ist absolut unverständlich. Dennoch überwiegt der gute Eindruck.

afs

MCG schuf einen guten Granada I nach dem 1975er Facelift. Ein paar formale Defizite hat das Modell, aber nichts Gravierendes. Den kann man gut in die Vitrine stellen und sich auf weitere Farbvarianten freuen.
Modellfotos: bat
Aus dieser Perspektive ist ein Malus sichtbar: Das vordere Abschlussblech ist zu tief herabgezogen. Dadurch wirkt der Wagen etwas zu massig. Schön ist der Unterschied zwischen GL und GLS mit Zusatzscheinwerfern im Grill.
Und hier wird der zweite Malus klar: Die komplette Frontpartie kippt nach oben, der Granada wird zum Hanns Guck-in-die-Luft. Die Zierleiste schaut nach oben (was durch den korrekten, horizontalen Druck kaschiert wird), und die ganze Frontpartie ist schräg nach oben verschoben. Sie sollte vertikal stehen.

Steckbrief:

MCG 18394 Ford Granada 2.3 GL 1975 blau und 18393 Ford Granada 2.3 GLS 1975 dunkelrot. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 64,95 Euro.